Jung! Schön! Devot! Erotischer SM-Roman. Leila Robinson
Ich zögerte nicht und versicherte ihm, dass ich das wolle. Er bedankte sich für mein Vertrauen und versprach mir, gut auf mich aufzupassen, sodass mir nichts passierte, fügte aber nach einer kurzen Pause hinzu: ›Du wirst vielleicht erschrocken sein nach diesem Abend, entweder weil es dich abstößt oder weil es ungeahnte Gefühle und Dinge in dir freisetzt, mit denen du nicht gerechnet hast. Aber lass dich von mir führen.‹ Damit machte er mir fast ein bisschen Angst, aber das sagte ich ihm nicht. Ich sollte um acht bei ihm sein und … ähm, ja … ohne Unterwäsche auftauchen.«
Luna atmete hörbar ein. Nun wurde es ernst und sie wusste nicht, ob sie noch mehr von Sina hören wollte, gab sich dann aber einen Ruck. Sie wollte sie einfach nicht vor den Kopf stoßen.
»Erzähl weiter, ich bin ganz Ohr«, versuchte sie es locker.
»Als ich damals bei seiner Wohnung ankam, war die Tür offen. Auf der Fußmatte lag ein Umschlag mit meinem Namen – der Umschlag war richtig schick, ganz fest und mit tiefblauer Tinte beschrieben. Es befanden sich zwei Seiten darin. Auf der ersten standen einige Anweisungen.«
Luna hörte gebannt zu.
»In dem Brief stand: Du wirst den Flur entlang zum letzten Zimmer gehen. Die Tür steht offen, dort wirst du etwas auf dem Sessel finden, und du wirst nur dieses Stück tragen, nichts anderes. Danach begibst du dich zurück in das erste Zimmer des Flures.
Das Zimmer am Ende Gangs war eine Art Bibliothek, es standen deckenhohe Bücherregale drin. Das passte zu Marc, ich wusste, dass er leidenschaftlich gern las. Das Licht war gedämpft, in der Mitte des Raums erkannte ich einen Sessel, auf dem ein lila Samttuch lag. Ich zog mich aus und legte es mir um den Hals, locker über die Schultern, um meine Brust etwas zu bedecken. Ich atmete tief durch. Mir war flau im Magen und doch war es kein unangenehmes Gefühl. Langsam ging ich den Flur zurück. Als ich vor dem ersten Zimmer stand, fiel mir ein, dass noch ein zweiter Bogen Papier in dem Umschlag gewesen war. Ich zog ihn heraus. Es stand ein einziges Wort darauf: Topas – ein Stein. Ich runzelte die Stirn, etwas verwirrt, was ich damit anfangen sollte, und schob das Papier zurück in den Umschlag. Zitternd legte ich meine Hand auf die Türklinke, ließ sie kurz darauf ruhen. Das kalte Metall brannte fast in meiner Hand, ich drückte die Klinke hinunter und betrat den Raum. Außer einigen Kerzen war es fast dunkel. Ich sah mich um, konnte Marc aber nirgends entdecken.
›Stell dich in die Mitte, ich möchte dich anschauen‹, vernahm ich seine Stimme aus der hinteren Ecke des Raumes. Ich tat, was er gesagt hatte. Obwohl ich sein Wohnzimmer kannte, wirkte es völlig fremd auf mich, das gedämpfte Licht veränderte die Atmosphäre völlig. Ich konnte nun erkennen, dass er auf einem Stuhl saß, ein Glas Wein in der Hand, und mich ernst, aber sanft ansah.
›Ich gebe dir noch mal die Möglichkeit zu entscheiden, ob du dich wirklich auf dieses Abenteuer einlassen möchtest. Wenn ja, musst du mir einfach vertrauen. Ich werde gut auf dich achtgeben! Hast du dir das Wort gemerkt, das auf dem Zettel stand?‹
›Ja – Topas.‹ Meine Stimme bebte.
›Mit diesem Wort kannst du mir jederzeit signalisieren, dass du nicht weitergehen möchtest, es ist das Zeichen für mich, nicht weiterzumachen. Ich werde das Spiel ohne zu zögern sofort abbrechen. Es ist dein Safeword.‹
Ich glaube, ich habe nur stumm genickt und darauf gewartet, was als Nächstes passiert.
Er stand auf, stellte sein Glas ab, kam auf mich zu und ging um mich herum. Als ich ihn ansehen wollte, befahl er mir, nach vorn zu schauen. Ich spürte, wie er hinter mir stehen blieb und das Tuch von meinen Schultern gleiten ließ. Sanft berührte er meine Ellenbogen, die Unterarme und schließlich meine Handgelenke, wo er plötzlich verharrte.
›Ich habe dir gesagt, du sollst nur dieses Tuch tragen.‹ Seine Stimme hatte sich verändert, sie war nun dunkler und bestimmter. Ich dachte an den Armreif, den ich immer trug, und schluckte.
›Du wirst genau sein müssen, wenn du meinen Anweisungen folgst, merk dir das!‹
Er nahm das Tuch, legte es auf den Tisch und schaute mich eine Weile einfach nur an. Ich wurde etwas nervös unter seinem Blick, wobei ich nicht wusste, warum. Wir hatten uns schon oft nackt gesehen, aber nun war ich es und er nicht, das veränderte alles …
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam er wieder auf mich zu und blieb erneut hinter mir stehen. Seine Finger strichen meinen Nacken entlang – ich bekam sofort eine Gänsehaut und ein wohliger Schauer lief mir über den Rücken. Einen kurzen Moment war seine Berührung verschwunden, dann merkte ich, wie er mir etwas um den Hals legte, und ein jäher Anflug von Angst überkam mich. Er hielt inne, sprach sanft auf mich ein.
›Denk daran, du musst mir vertrauen! Ich würde dich nie in Gefahr bringen.‹
Mir schossen tausend Dinge durch den Kopf. Hatte ich mich getäuscht? War er ein Verrückter, dem ich auf den Leim gegangen war? Das Herz schlug mir bis zum Hals.
Er setzte seine Bewegung fort und ich spürte, wie er mir ein Band umlegte und es im Nacken schloss. Er nahm meine Hand und trat vor mich, um mich direkt anzuschauen.
Ein Lächeln lag auf seinen Lippen. ›Das hast du gut gemacht, ich bin stolz auf dich! Weißt du, was ich dir um den Hals gelegt habe?‹ Ich schüttelte nur den Kopf. Ich hatte zwar eine Ahnung, aber sicher war ich mir nicht.
›Das ist ein Halsband, ein Symbol dafür, dass du auf diese spezielle Art und Weise zu mir gehörst. Natürlich musst du es nicht immer tragen, aber ich wollte dir einmal das Gefühl geben, wie es ist, wenn ich es dir anlege.‹
Mein Atem beruhigte sich langsam wieder, mir war auch nicht mehr ganz so warm und irgendwie war ich stolz, dass ich keinen Rückzieher gemacht hatte. Das war also SM?
›Und soll ich dir etwas zeigen? Ich bin mir sicher, dass es etwas in dir ausgelöst hat.‹ Er strich mit seiner Hand an meinem Bauch entlang, schob sie zwischen meine Beine …
Und, na ja, ich glaube, das möchte ich dir nun nicht so genau beschreiben, den Teil lasse ich jetzt mal aus.«
Luna konnte fast hören, dass Sina gerade tiefrot anlief. Ihr ging es nicht anders, Sina hatte sie zum zweiten Mal an diesem Wochenende gänzlich sprachlos gemacht. »Wow, ich meine, ja, sorry, ich weiß gerade nicht, was ich dazu sagen soll.«
»Das musst du auch nicht, ich habe dir die Geschichte ja nur erzählt, mehr nicht.«
»Ich muss zugeben, ich kann nun immerhin verstehen, warum dich dieser Abend neugierig gemacht hat. Dabei wird es sicher nicht geblieben sein.«
Weil sie beide nicht so richtig wussten, was sie dazu noch sagen sollten, wechselten sie das Thema. »Was hältst du davon, wenn wir heute Nachmittag eine Runde Squash spielen gehen und danach in die Sauna?«, schlug Sina vor.
Luna war sofort dabei, es würde guttun, sich nach diesem geständnisreichen Wochenende einfach auszupowern und danach die Wärme zu genießen.
»Ich hole dich um 17 Uhr ab, ja?«
»Alles klar, ich warte unten an der Straße auf dich.«
Nachdem sie aufgelegt hatten, starrte Luna den Hörer an, als könnte er etwas dafür, was sie gerade erfahren hatte. Eigentlich gab es keinen Grund, skeptisch zu sein, und schon gar nicht, sich zu schämen! Sie hatten beide schließlich immer offen über Sex gesprochen, warum sollte das jetzt anders sein?
Immer noch in Gedanken packte sie schon mal ihre Sachen für den Nachmittag zusammen. Vorher musste sie noch etwas für die Schule vorbereiten, da sie morgen früh den Unterricht einer Kollegin übernahm. Biologie, achte Klasse, da musste sie noch ein paar Unterlagen zusammensuchen.
Sie versuchte sich zu konzentrieren, so gut es ging, aber es gelang ihr nicht, die Bilder auszublenden, die in ihrem Kopf wie ein Film abliefen.
3
Luna stand an der Straße und wartete auf Sina. Der Himmel hatte sich zugezogen, bald würde es anfangen zu regnen. Die ersten Tropfen prasselten auf den Asphalt, als sie Sinas Auto um die Ecke kommen sah. Schnell sprang sie hinein, um nicht nass zu werden.
Sie