Das Bücherschloss - Das Geheimnis der magischen Bibliothek. Barbara Rose

Das Bücherschloss - Das Geheimnis der magischen Bibliothek - Barbara Rose


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      Inhalt

       Im Verborgenen …

       Streifenhörnchen und Magie

       Zaubertreppen und Hungerbäuche

       Staubwolken und Hohlköpfe

       Monsterfratzen und Katzenjammer

       Pennbacken und Detektive

       Im Verborgenen …

       Schwebetreppen und Meeresrauschen

       Geheimnisse und Gespenster

       Bücherduft und Papierfetzen

       Bauchkribbeln und Erinnerungen

       Tomatensuppe und Musik

       Im Verborgenen …

       Märchen und Nebelschwaden

       Liebe und Kristallkugeln

      Im Verborgenen …

      Haaat-schi! Hat-schihiii!“ Wie ein Wirbelwind fegte Genovevas Niesanfall durch die spärlich beleuchtete Bibliothek. Kopfschüttelnd zog die adelige Dame ein Spitzentaschentuch aus ihrem Kleid und putzte sich das zarte Näschen. „Verflixte Flusen. Meine Herren, es wird höchste Zeit, dass wieder ein Kind unsere Bücher in die Hand nimmt. Sonst zerfallen sie völlig zu Staub. Und wir gleich mit ihnen.“

      „Was redest du, Verehrteste? So eine schrecklöche Vorstellung“, donnerte Ferdinand mit metallener Stimme. „So weit darf es natürlöch nöcht kommen. Auf gar keinen Fall!“

      Er stampfte mit seinem Blechschuh heftig auf den Boden. Daraufhin wirbelte eine weitere Ladung grauer Flocken aus den Regalen auf. Im Licht der wenigen Sonnenstrahlen, die durch die seit Jahren ungeputzten Fenster fielen, tanzten die Flusen in der Luft. Dann glitten sie vor den Bücherborden zu Boden und fügten sich dort zu einem feinen grauen Teppich zusammen.

      „Wenn hier noch mehr Staub aufgewirbelt wird, sehe ich gar nichts mehr“, beschwerte sich Pepper. Seit Stunden kauerte der Kater geduldig vor dem Fenster, von dem aus man den Eingang des Schlosses im Blick hatte. „Ihr wisst doch genau, dass sie für heute angekündigt ist. Ich bin so miaunzig aufgeregt. Die Bücher und wir warten schon so lange auf sie!“

      Es war ein ganzes Labyrinth von Regalen, das sich durch diesen besonderen Teil der großen Schlossbibliothek zog. Deckenhoch standen hier dicke und schmale, kleine und großformatige, in Leder oder stabile Pappe gebundene Kinderbücher. Hohe Leitern auf Rollen streckten sich bis ganz nach oben. Für die wertvollsten Werke waren eigens Glasvitrinen aufgestellt. Dort schlummerten prachtvolle Bilderbücher auf samtenen Kissen wie die Prinzessin auf ihren vielen Matratzen mit der Erbse dazwischen.

      Neben einigen Büchern standen Spielzeuge aus Holz, Metall, Plastik oder Stoff. Es waren die Figuren, die zu den Geschichten gehörten: winzige Wölfe mit messerscharfen Zähnen, handtellergroße Monster mit grimmigen Gesichtern, eine hübsche Schneeeule, ein Mädchen mit lustigen Strümpfen und knallroten Zöpfen und ein Junge, der eine Gans in den Armen hielt.

      „Haaatschi“, nieste Genoveva noch einmal. „Ich glaube beinahe, ich leide unter einer grässlichen Stauballergie.“

      „Stauballergie?“ Peppers Tasthaare zitterten belustigt. „Seit wann können magische Wesen krank werden?“

      „Warum nicht? Bestimmt steht etwas darüber in einem der dicken Medizinbücher im langweiligen Teil der Bibliothek unten im zweiten Stock.“ Genoveva legte die Hand an ihre Schläfe. „Auf jeden Fall bekomme ich Kopfschmerzen von deinem Stampfen, Ferdinand. Diese Blechschuhe wirbeln nicht nur Staub auf, sondern machen auch einen Höllenlärm. Das ist einfach unerhört. Eine Bibliothek ist ein Ort der Ruhe, du Grobian.“

      Pepper schaute ungehalten vom einen zum anderen. „Hört auf zu streiten, ihr zwei. Es gibt wirklich Wichtigeres.“ Mit seinen messerscharfen Krallen kratzte er aufgeregt an der Fensterscheibe. Sein breiter tintenschwarzer Kopf wackelte hin und her. „Sie ist da! Vor lauter Gemotze hätten wir sie beinahe verpasst. Ach du fette Maus! Guckt doch mal – sie ist gerade ausgestiegen. Jetzt steht sie neben dem klapprigen Auto und schaut sich unser Schloss genau an. Ganz bestimmt, das muss sie sein. Sie muss!“

      „Wie sieht sie aus?“, fragte Genoveva. Mit beiden Händen raffte sie ihr ausladendes Kleid hoch und versuchte, mit kleinen, vornehmen Hüpfern einen Blick nach draußen zu erhaschen. „Ist sie ihr ähnlich? Ist sie genauso hübsch? Ich halte es kaum noch aus, bis sie endlich bei uns ist.“

      „Wo öst sö, Pepper?“, fragte Ferdinand. „Öch komme gar nöcht röchtög ans Fenster möt meinem … ups … Verzeihung, jetzt öst er mör heruntergefallen.“ Ein Poltern dröhnte durch den staubigen Saal, etwas rollte scheppernd über den Boden.

      „Schon wieder dieser Blechkopf! Das gibt es doch nicht. Dieser Krach ist unerträglich, Ferdinand“, schimpfte Genoveva mit ihrer hohen, leicht fiepsigen Stimme. „Wenn man uns draußen hört! Du weißt doch, dass wir auf keinen Fall entdeckt werden dürfen. Zumindest jetzt noch nicht. Wir müssen uns zuerst vergewissern, dass sie die Richtige ist.“

      „’Tschuldögung“, nuschelte Ferdinand. „Peinlöch, peinlöch. Habe tatsächlöch schon wöder meinen Kopf verloren. Aber …“, er drückte den Ritterhelm kräftig auf die Rüstung, „jetzt sötzt er wöder und öch kann sö auch sehen. Wörd auch Zeit, dass sö kommt. Unsere Retterön, unsere Heldön!“

      „Wo denn? Wie denn? Jetzt lasst mich doch auch mal ans Fenster, meine Herren“, quiekte Genoveva.

      Ferdinand hörte gar nicht hin. „Seht doch! Oje, aber … sö öst so klein und dünn und … noch ein Könd.“

      „Aber natürlich ist sie ein Kind, Dummkopf. Genau so steht es geschrieben.“ Aufgeregt tupfte Pepper mit seinen dunklen Pfötchen ans Fenster, als wollte er dem Mädchen unten zuwinken. „Ich hoffe nur, sie lässt uns nicht im Stich. Sie muss uns helfen. Sonst sind wir alle verloren.“

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