Im grünen Tann. Arthur Achleitner

Im grünen Tann - Arthur Achleitner


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und trägt es in Michels Stube, wo er den Sympathievogel aufs Fensterbrett stellt und dann leise Mütterchen fragt, wie es mit Michel stünde.

      Die Alte schüttelt den Kopf und horcht, das eine Ohr auf Michels Brust legend, ob das Herz noch schlägt. Und einzelne Tropfen aus ihren rotgeweinten Augen fallen auf das Linnen.

      Unten im Flötz werden abermals Schritte laut, und die Hausthüre fällt schwer ins Schloß; die alte Biberin winkt Ätti, er solle nachsehen. Vielleicht ist die Kräuterkäthi gekommen! Sie hofft es wenigstens und bedenkt im Augenblick nicht, daß diese noch gar nicht da sein kann.

      Ätti schleicht hinunter. Gedämpftes Stimmengewirr dringt in die stille

       Krankenstube; Mütterchen horcht auf das Gemurmel, doch vermag sie kein

       Wort zu erfassen. Wer wohl gekommen sein mag zu abendlicher Stunde? War

       das nicht ein Schluchzen, ein Ruf aus gequälter Menschenbrust?

      Unwillkürlich verläßt Muetti das Krankenbett und horcht zur Thüre hinaus. Seltsam, eine Weiberstimme! Und Ätti schilt, er will vom Maidli nichts wissen, er weist ihr die Thür! Und das fremde Maidli beschwört den Ätti, weinend, in Verzweiflung, sie zu Michel zu lassen, um ihn zu pflegen und zu warten.

      Muetti humpelt die Treppe hinunter, sie muß sehen und hören, was das zu bedeuten hat.

      Großer Gott, 's Thrinele vom toten Bühl ist's, die zur Nachtzeit gekommen ist und Krankenpflegerin bei Michel sein will! Woher das Maidli von dem Unglück weiß!

      Der Bruder, Jobbeli hat die Unthat eingestanden, und in ihrer

       Herzensangst ist's Thrinele auf und davon und durch Schnee und Nebel

       nach Herrischried gelaufen, weil es ihr das Herz abdrückt vor Angst und

       Schrecken.

      Das Herz abdrücken vor Angst! Wegen dem Michel. Der Alten dämmert etwas auf, das Maidli hat ein Herzensgeheimnis verraten vor Angst und Schrecken. Muetti fühlt Mitleid, doch Ätti will nichts vom Maidli wissen. Wär' nicht übel! Der Bruder bringt 'n Michel schier um, und die Schwester vom Mörder will als Pflegerin ins Haus! Und die ganze Sippe gehört zum Streitpeterle und ist salpeterisch! Nein, nein, Ätti will davon nichts wissen. In wilder Verzweiflung wirft sich Thrinele auf die Kniee und umklammert Muetti, laut schluchzend und bittend, und in bitterster Angst und Herzensnot gesteht 's Maidli, daß es den Michel liebt, treu, ehrlich und ehrsam und für ihn in den Tod gehen wolle. Und im Namen der barmherzigen Gottesmutter sollen die Alten erlauben, daß sie den Totwunden pflegt Tag und Nacht, bis Michel wieder gesundet. Dann wolle Thrinele gerne das Haus wieder lassen und niemand mehr belästigen.

      Muetti hat sich begütigend, gerührt zu Thrinele herabgebeugt und das Maidli dann zu sich heraufgezogen. Ihr ist so weich um's Herz. Noch ein Wesen, das den armen Michel liebt aus ganzer Seele. Und Ätti ist stumm geworden; sich abwendend wischt er sich eine Thräne aus dem Auge. Muetti nimmt Thrinele unter'm Arm und sagt. „So goh mit in Gottes Namen!“ Beide begeben sich in Michels Stube, wo Thrinele alsbald das Amt freiwilliger Krankenpflege übernimmt. Und seltsam! Kaum hat Thrinele die Stirn des Schwerverwundeten berührt, da hebt sich die Brust, das Leben kehrt zurück. Welch' ein Glück!

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