Lesbische Träume und 11 andere erotische Novellen. Sarah Skov

Lesbische Träume und 11 andere erotische Novellen - Sarah Skov


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das, wenn man in die Jahre kommt. Auch wenn ich nur ein kleines bisschen trinke, spüre ich es am nächsten Tag garantiert. Die Weinflasche und die zwei sauberen Gläser stehen immer noch neben Sebastian auf dem Couchtisch. Ich halte mich am Türrahmen fest.

      „Es war superschön gestern“, sagt Sebastian und wirft sich die Jacke über die Schulter.

      Ich lächle und antworte mit einem leisen Geräusch. Ich halte Abstand, bleibe in der Türöffnung stehen.

      „Willst du was frühstücken?“, frage ich.

      „Schaffe ich nicht mehr“, sagt er und schaut auf seinem Handy nach der Uhrzeit.

      Er macht die Jacke zu und kommt zu mir. Er beugt sich vor und küsst mich flüchtig auf den Mund.

      „Danke für gestern“, sagt er.

      „Schönes Wochenende.“

      Im Gehen dreht er sich noch einmal um und fragt, welche Transportmöglichkeiten es in der Nähe gibt. Ich beschreibe ihm die Wege zum Bus und zur nächsten U-Bahn. Er sagt nicht, welchen er nimmt, bevor er in den Flur verschwindet und die Haustür hinter sich schließt.

      Nachdem er gegangen ist, ist es still in der Wohnung. Nur der Kühlschrank brummt. Ich schalte das Radio an. Frühstücke im Morgenmantel. Nach einem Bad versuche ich zu lesen, kann mich aber nicht konzentrieren. Ständig wandert mein Blick zum Fenster, zum Sofa oder zum gestrigen Tag.

      Das Wochenende verbringe ich wie immer. Ich ziehe meine schweren Stiefel und warme Kleidung an, und mache einen langen Spaziergang in der Natur. Ich folge dem Fahrradweg, den wir gestern gekommen sind, bis zur Küste, wo ich den Deich entlanggehe. Der Wind ist kalt, und ich schaudere in meiner Jacke. Nach kurzer Zeit muss ich mich wieder zwischen die Häuser begeben, weil meine Ohren zu kalt werden. Es ist, als nahte der Winter. Der frische Wind klärt auch meine Gedanken. Als ich wieder nach Hause komme, habe ich einen gewissen Abstand zum Vortag gewonnen. Die Gedanken kreisen nun hauptsächlich darum, was Sebastian von mir will. Er ist toll. Ich glaube kaum, dass es eine Herausforderung für ihn ist, an andere Frauen heranzukommen, Frauen in seinem Alter. Ich bin älter als er, aber nun auch wieder nicht so alt, um seine Mutter sein zu können. Ich bin mit niemandem vertraut genug, um von den jüngsten Ereignissen erzählen zu können, erst recht nicht, was gestern anbelangt. Für einen Moment gerate ich in Panik und frage mich, ob das ein Entlassungsgrund sein könnte, beruhige mich dann aber damit, dass er erwachsen ist, und ich von anderen Verhältnissen zwischen Dozenten und Studenten weiß.

      Es wird Montag. Ich stehe auf und mache mich fertig, um an die Universität zu fahren. Es wird wieder eine lockere Bluse mit engem Rock. Ein Outfit, das ich schon unzählige Male getragen habe. Ich ziehe die Strumpfhose über Beine und Hintern, und kann dabei ununterbrochen Sebastians Seufzer hören, seinen Blick vor dem inneren Auge sehen, als ich mich am Freitag vor ihm ausgezogen habe.

      Den ganzen Tag lang sitze ich ungestört im Büro. Nachmittags hole ich meinen Kaffee aus der Kantine, genau wie immer. Die beiden Frauen unterhalten sich freundlich mit mir. Ich komme gerade zurück ins Büro, da klopft es an der Tür. Sebastian steckt den Kopf herein.

      „Hey“, sagt er.

      Ich rutsche unruhig auf meinem Stuhl umher. Er kommt herein und schließt die Tür hinter sich.

      „Wie geht’s?“, fragt er.

      Der warme Kaffee dampft auf dem Tisch.

      „Ich habe mir gerade einen Kaffee geholt“, sage ich. „Hätte ich gewusst, dass du kommst, hätte ich dir einen mitgebracht.“

      Wir lachen. Sebastian steuert den Stuhl auf der anderen Schreibtischseite an. Ich biete ihm an, sich zu setzen.

      „Mir ist eingefallen, dass ich deine Nummer gar nicht habe“, sagt er und lässt sich nieder.

      Er wippt mit einem Bein.

      „Die hätte ich schon sehr gerne“, sagt er. „Es war doch nett letztens, oder…“

      Er unterbricht sich, muss lachen. Vielleicht wegen des Wortes „nett“, vielleicht wegen der unbeholfenen Situation. Ich nehme ein Blatt Papier aus der Schublade und schreibe meine Handynummer in eine Ecke, die ich anschließend abreiße und ihm gebe. Er betrachtet sie einen Augenblick.

      „Wann machst du normalerweise Feierabend?“, fragt er.

      Ich schaue auf meine Uhr. Es ist halb fünf.

      „Eigentlich ungefähr um diese Zeit“, sage ich.

      „Also hast du praktisch jetzt frei“, stellt Sebastian spielerisch fest.

      Ich weiß nicht ganz, worauf er hinauswill.

      „Komm“, sagt er und nickt.

      Er nimmt meine Jacke vom Haken hinter der Tür und hält sie mir hin, sodass ich mit Leichtigkeit hineinschlüpfen kann. Genauso reicht er mir meinen Schal und wartet geduldig, während ich ihn anziehe. Ich lasse den Kaffee auf dem Tisch zurück, mache das Licht aus, schließe die Tür hinter uns zu.

      „Ich weiß schließlich ganz gut, welche Filme du magst.“

      Meine Wangen erröten, und meine Gedanken wandern zu unserem Abend im Kino. Ich glaube, ich weiß, was auf mich zukommt.

      „Jetzt musst du mir nur noch verraten, wo du gerne essen gehst“, sagt Sebastian.

      Seite an Seite gehen wir durch den Gang. Sebastian öffnet mir die Tür und legt eine Hand auf meinen Rücken, als ich an ihm vorbeigehe. Es fühlt sich gut an, dass er mich in der Öffentlichkeit berührt. Auf dem Weg zu den Fahrradständern nimmt er meine Hand.

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