Der Heiratsschwindler. Anny von Panhuys
fragte: „Unser Haus? Das klingt so nach eigenem Besitz. Gehört das Haus deinem Onkel?“
Sie nickte. „Ja, aber es ist nur klein und hat keinen besonderen Wert. Wer mag denn schon hier draussen wohnen, in der Nonnengasse, am Ende der Welt!“
Er blickte zu der dunklen Mauer des nahen Waldes hinüber.
„Es muss doch schön hier sein. Jeder hat nicht den Vorzug, so wohnen zu können, mancher wäre glücklich, es so zu haben. Sei froh darüber, Mädel, sei auch froh, dass du einen Onkel hast, dem es gut geht, bei dem du sorglos leben kannst.“
Er schien anzunehmen, dass sie nicht beruflich tätig war, jedenfalls hatte er bisher nicht danach gefragt.
Sie wollte ihm Erklärungen geben, aber schliesslich kamen die wohl noch beim nächsten Treffen zurecht, dachte sie. Man wusste überhaupt noch so wenig voneinander. Ihr erster Abend war bis zum Rande ausgefüllt worden von Küssen und Liebesworten.
Er nahm sie in den Arm.
„Auf Wiedersehen, Monika, süsse Monika.“ Er Flüsterte leidenschaftlich bewegt: „Behalte mich lieb! Auf Wiedersehen!“
Sie liess sich küssen und zeigte mit der Hand nach der gegenüberliegenden Strassenseite: „Wenn du dort um die erste Ecke biegst, siehst du schon die Endstation der Elektrischen.“
Sie entfernte sich, er blieb indes stehen und sah ihr nach, wie sie mit federndem, weitausholendem Schritt bis zum letzten Haus dieser etwas bergan führenden Strasse ging.
Vor Otto Holms Anwesen stand die letzte Laterne der Nonnengasse. Helmut Wingern war ihr dankbar, bei ihrem Schein konnte er Monika deutlich sehen.
Noch einmal zurückschauend, verschwand Monika. Er wartete noch ein paar Minuten auf der gleichen Stelle, ging dann an dem letzten Haus vorüber und dachte: In der Nonnengasse, am Ende der Welt, wohnt Monika Holm, die ich liebe!
Er musste lächeln. Der Gedanke hatte etwas Poetisches und Romantisches, für poetische und romantische Dinge aber war in seinem Kopf im allgemeinen kein Raum. Ihm lag Nüchternheit und sachliches Denken.
Doch man konnte dem Kopf auch einmal einen Feiertag gönnen, einen Feiertag, fern aller nüchternen, sachlichen Einstellung . . .
Da sich kein Fenster im Hause erhellte, nahm Wingern an, Monikas Zimmer liege nicht nach der Strasse, und kehrte langsam um. Aber er kümmerte sich nicht um die Strassenbahn, er fand sich in fremden Städten leicht zurecht und wusste genau, welchen Weg er mit Monika bis zur Nonnengasse genommen.
Er mochte nicht fahren, es tat gut, durch die frische Luft der stillen Nacht zu wandern mit der Feiertagsstimmung in sich. Er wusste ja, sie würde nicht lange anhalten.
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