Following You - Bis du nicht mehr fliehen kannst. Mika D. Mon

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Gestalt verfolgt. Keine Ahnung, ob ich damit verarbeite, gestalkt worden zu sein, oder ob es die Angst ist, dass diese kriminellen Typen immer noch hinter uns her sind.

      Den ersten Tag nach meiner Heimkehr verbringe ich mit meinem Vater und damit, die Kommissare der Kripo zufriedenzustellen. Sie reden auf mich ein und fragen mich nach jedem Detail. So gut es geht, versuche ich, die Wahrheit zu sagen, und lasse dabei lediglich aus, dass sich eine verdrehte Romanze zwischen mir und meinem Entführer entwickelt hat. Auch Seths Namen erwähne ich nicht.

      Am zweiten Tag kommt Leonie zu mir nach Hause, um mich zu besuchen. Sogar mein Vater ist sensibel genug zu wissen, dass ich jetzt meine beste Freundin brauche, und verkneift sich jeden bissigen Kommentar.

      »Kiki«, sagt Leonie, als sie mein Zimmer betritt und die Arme ausbreitet. Ich laufe ihr entgegen und lasse mich von ihrer Umarmung einfangen. Fest drücke ich mich gegen sie, nehme ihren Duft tief in meine Lunge auf. Es tut gut, sie zu riechen und sie zu sehen. Sie sieht aus wie immer mit ihren roten Haaren und dem Biker-Look. Jedoch tiefe Sorge steht ihr auf die sonst ebenmäßige Stirn geschrieben.

      »Gott, ich bin so froh, dass du lebst.« Ihre Stimme ist leise und belegt, weil sie mit den Tränen ringt. Als ich zu ihr hinaufblicke, sehe ich ihre blauen Augen feucht glitzern.

      »Es ist alles gut, Leo«, versuche ich, sie zu beruhigen und lächle sie warm an. »Ich lebe. Ich bin wieder da. Es war die Hölle – aber jetzt ist es vorbei! Also, hey … Kopf hoch!«

      Leo sieht mich an, als zweifle sie an meinem Verstand, dann schüttelt sie den Kopf und zieht mich erneut in eine Umarmung.

      »Ich hab’ echt keine Ahnung, wie man reagiert, wenn die beste Freundin entführt wurde und gerade erst wiedergekommen ist. Was tut man dann? Was sagt man? Du weißt, dass ich in diesem emotionalen Kram nicht die Allerbeste bin. Ich … ich weiß gar nicht, was ich machen soll.«

      »Ist schon gut, Leo. Die Situation ist auch für mich total merkwürdig. Ich meine, bei uns im Wohnzimmer sitzen quasi zwei deutsche FBI-Agenten. Ich bin entführt worden. War eingesperrt in irgendeine Dachgeschoss-Wohnung hier in Frankfurt. Kriminelle Typen haben mich gefesselt und geschlagen, damit mein Vater auf den Deal eingeht und sein Medikament nicht auf den Markt bringt. Das ist alles so abgedreht, dass ich es selbst gar nicht glauben kann. Ich dachte immer, so etwas passiert nur im Fernsehen.« Ich drücke mich absichtlich harmloser aus, als es war, um meine Freundin nicht noch mehr zu verunsichern. Allerdings geht mein Plan nicht auf.

      Leo schaut mich zweifelnd mit schmalen Lippen an.

      »Ach komm, jetzt zieh nicht so ein Gesicht. Mir geht es doch gut!« Ich nehme ihre Hand und ziehe sie mit mir zu meinem Bett.

      Wir lassen uns auf der flauschigen, weißen Tagesdecke nieder und ich behalte ihre Hand in meiner. »Lass uns lieber einfach froh sein, dass ich zurück bin, okay?«

      »Aber Kiki, willst du denn gar nicht darüber reden, was dir passiert ist? Wie konnten sie dich überhaupt entführen – ich meine dieser Wachhund da draußen«, sie zeigt mit dem Daumen zur Zimmertür, vor der Dimitri steht, »folgt dir auf Schritt und Tritt. Wie konntest du da …« Ihre Stimme versagt. »Fuck, es tut mir so leid! Ich habe dich auch noch dazu angestiftet, ihn loszuwerden und dich von zu Hause rauszuschleichen! Ich … ich wusste nicht, dass …«

      »Leo! Jetzt hör auf! Ich bin erwachsen und ich treffe meine Entscheidungen ganz allein! Außerdem bin ich nicht in der Nacht entführt worden, als wir auf der Studentenparty in dem Nachtclub waren. Du konntest nichts dafür! Red‘ dir so einen Unsinn bloß nicht ein!«

      Leonie seufzt und sieht mich resigniert mit einem angehobenen Mundwinkel an. »Du bist so ein Sturkopf.«

      Ich grinse und klopfe mir mit der Faust gegen meinen Dickschädel. »Jap. Und stolz drauf. So und jetzt lass uns endlich mal was Schönes machen. Die letzte Zeit war schwer genug. Ich bin einfach froh, zu Hause zu sein und dass du hier bist. Und du hast dir ebenso in den letzten Tagen genug Sorgen gemacht. Du musst jetzt auch etwas ausspannen!«

      »Okay, was wollen wir machen?«, fragt Leo lächelnd. »Einen Film schauen? Playstation spielen?«

      »Erst das eine, dann das andere!«, entscheide ich und starte die Playstation an meinem Fernseher, über welche ich auch Streaming-Dienste nutzen kann.

      Kurz darauf liegen wir zusammen auf meinem Bett und Leonie hält mich fest. Ich kuschle mich an ihren schlanken Körper und lächle in mich hinein. Mein Ohr liegt auf ihrer Brust, in welcher ich ihr Herz schnell schlagen hören kann. Wenigstens für die Zeit mit ihr schaffe ich es, die schrecklichen Bilder aus meinem Kopf zu verbannen. Doch in dem Moment, in dem der Film beginnt, auf den wir uns geeinigt haben, und ich mich wirklich sicher und glücklich fühle, geschieht etwas Merkwürdiges mit mir.

      Plötzlich breitet sich eine Kälte in meiner Brust aus, während gleichzeitig Schweiß aus allen Poren schießt. Meine Herzfrequenz beschleunigt sich und mein Atem wird flacher. Ich verstehe nicht, was passiert, und setze mich auf.

      Leonie schaut mich erst verwirrt und dann besorgt an. »Ist alles okay? Du bist ganz blass.«

      »Ich… ich weiß nicht«, antworte ich atemlos und springe regelrecht vom Bett auf. »Ich glaube, ich falle in Ohnmacht.«

      »Was?! Wieso?« Auch Leonie ist sofort alarmiert auf ihren Beinen und legt mir beruhigend eine Hand auf den Rücken, während sich ihre blauen Augen mit Schrecken weiten. »Leg dich aufs Bett und leg die Beine hoch!«

      »Nein, lass uns lieber irgendwas tun. Bitte lenk mich irgendwie von diesem schrecklichen Gefühl ab!« Ich habe keine Ahnung, was in mir passiert. Woher dieser merkwürdige Ausbruch kommt oder was er zu bedeuten hat. Für einen Moment denke ich sogar darüber nach, Dimitri zu holen oder den Notarzt zu rufen. Aber ich entscheide mich dagegen und stehe mit zitternden Händen und Beinen da, während ich versuche, meine Atmung zu beruhigen.

      »Okay. Lass uns nach unten gehen und dir ein Glas Wasser holen!« Leonie schnappt sich meine Hand und zieht mich mit sich.

      Dimitri sieht uns stirnrunzelnd an, als wir so eilig aus dem Raum stürmen und die Treppe hinablaufen. Mit etwas Abstand folgt er uns bis in die Küche.

      Leonie öffnet mehrere Schranktüren, bis sie die Gläser findet und eines für mich mit kühlem Wasser aus dem Hahn befüllt.

      Ich nehme es dankbar entgegen und setze es an meine trockenen Lippen. Während ich mich auf einen Küchenstuhl sinken lasse, trinke ich es mit langsamen, kleinen Schlucken.

      »Und? Geht‘s?«, fragt Leonie besorgt.

      Auch Dimitri sieht mich fragend an. »Was ist denn los?«

      »Nichts«, antworte ich ausweichend und mache eine wegwerfende Bewegung mit der Hand. »Ich glaube, ich hatte nur ein paar Kreislaufprobleme. Es geht schon wieder besser.«

      »Sicher?«, fragen Leonie und Dimitri wie aus einem Mund.

      Ich atme tief ein, fülle meine Lunge mit dem überlebenswichtigen Sauerstoff. Tatsächlich lässt die Kälte in meinem Inneren langsam nach und die Schwärze vor meinen Augen zieht sich etwas zurück. Bestätigend nicke ich. »Sicher. Das Wasser hat geholfen.«

      »Sie sollten sich nicht übernehmen, Viktoria. Sie brauchen Zeit, um alles zu verarbeiten.« Dimitri blickt mich fürsorglich an.

      »Ja, ich weiß. Ich werde mehr achtgeben. Dabei haben wir nur gelegen. Ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte!« Nachdem ich das Glas geleert habe, stehe ich vorsichtig auf. Meine Beine fühlen sich noch etwas weich und zittrig an, aber wenigstens habe ich nicht mehr das Gefühl, gleich in Ohnmacht zu fallen.

      »Vielleicht spielen wir doch lieber erstmal Playstation. Ich glaube, irgendwo ruhig herumliegen kann ich jetzt nicht. Es ist mir lieber, wenn ich irgendwie abgelenkt bin.«

      »Na klar, Süße. Alles, was du willst!« Leonies schmale Augenbrauen sind nach wie vor besorgt gekräuselt, aber ich sehe die Entschlossenheit in ihrem Blick, alles für mich zu tun.

      Nach einer kurzen


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