Das Tanzrad oder Die Lust und Mühe eines Daseins. Hans Leip
Das Lachen zog mir ins Kreuz, dort, wo der Tornisterrand die Wirbelsäule drückte. Und meine Beine waren ein bißchen außer Takt.
Es wird dunkel, sagte ich: Los denn! –
Immer langsam! knurrte der eine: Kommst immer noch früh genug, dir den Rest zu holen. –
Und der andere: Haste eben dein Genick nicht gebrochen und jieperst schon nach ’ner neuen Probe. –
Wir tüffelten schweigsam weiter; das Wetter wurde schlechter, dünner Schnee wehte umher. Mir war, als kämen wir vom Wege ab. Grabkreuze zuseit, hier und da ein zerbeulter Helm draufgestülpt. Ein eingeklemmter Papierfetzen. Sicher stand ein Name darauf. Es gelüstete uns nicht, ihn zu entziffern.
Der derbe Metzgergeselle (im Zivilberuf) knurrte mich an: Dösbattel, wenn ich du wäre, nichts als abhaun! So ’n Hupf überlebt kein Kalb. –
Endlich erreichten wir eine Art Dorf. Gleich vorn ein unbeschädigt wirkendes Strohdach (oder was war’s?) und verrammelte Fenster darunter. Mein Begleiter zur Linken, in Zivil Packer in einer Margarinefabrik, erklärte, nicht weiter zu wollen. Er wisse genau, hier gäbe es noch Wölfe.
Der Metzger entgegnete, die seien doch satt vom Leichenschmaus, war aber schon an der Tür, und siehe da, wir brauchten nicht einzubrechen. Drinnen war’s kerzenhell und lebhaft.
Und wie gern verschnaufte ich mich. Wir wurden nicht weiter begrüßt oder beachtet. Ein paar Landser spielten Karten an einem breiten Holztisch, einer durchlauste sein Jackett, einer versuchte, mit einem Mädchen ins Gespräch zu kommen. Sie hielt sich unbewegten Gesichts zwei Schritt von ihm weg. Ihre Tracht war bunt, doch Genaues habe ich vergessen; nur ihre langen schwarzen Zöpfe nicht, die waren mit rotem Garn durchflochten. Das hier sind Ruthenen, sagte einer, und unsere Verbündeten. –
Dann langte jedermann ungeniert unter die Holzbänke. Da lagen Kartoffeln gestapelt. Kochgeschirre wurden gefüllt, Wasser drauf und an ein offenes Herdfeuer gerückt. Auf einmal war auch unser vierter Mann da. Höhö, spottete er, das hättet ihr einfacher haben können! Ihr Dussel seid im Kreis gerannt. Dies hier gehört zu
Tucholka
wie das Hemd zur Hose. –
Und was machst du hier? fragte ich, obwohl es mir schnurz war.
Nur keine saudicken Töne! knurkste er: Ich hab auf euch gewartet. Schrumm! –
Mir wollten die Kartoffeln nicht schmecken. Ich bat die rosenwangige Matka um etwas Milch. Sie brachte mir tatsächlich einen zierlichen Krug voll.
Lot di man nich vergiften! rief einer, der aus Flensburg stammte.
Die Schöne erwiderte flott auf deutsch: Den nicht. –
Es ging alles völlig harmlos zu. Bis denn ein k. u. k. Kavallerist für Musik sorgte, indem er auf zwei Kartenblättern »Die schöne blaue Donau« blies. Mir schwamm es mählich vor den Augen.
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