Seewölfe - Piraten der Weltmeere 692. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 692 - Fred McMason


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würde sterben, das war sicher. Aber er fragte sich, wie ein Mann seines Alters wohl sterben mochte. Er war jung, gesund und kräftig.

      Als er all die Möglichkeiten überschlug, erschrak er doch heftig, denn es waren unglaublich viele.

      An einer Krankheit würde er in den nächsten Tagen nicht sterben, das konnte er ausschließen.

      Er konnte aber von einer Kobra gebissen werden, wenn er zufällig in die Nähe einer ihrer Nesthügel geriet, in denen die Weibchen die Eier bewachten. Das war ein ziemlich schneller Tod. Einige der Einwohner aus dem kleinen Dorf waren der Kobra zum Opfer gefallen.

      Ein umstürzender Baum konnte ihn erschlagen. Ein tollwütiger Wolf konnte ihn angreifen. Er konnte den aggressiven Riesenbienen zum Opfer fallen. Wilde Elefanten konnten ihn zu Tode trampeln. Es war erschreckend, wie viele Möglichkeiten es gab.

      Weiter oben an den Flüssen sollte es Panzerechsen geben, so hatten die Leute erzählt. Krokodile, die plötzlich aus dem Wasser auftauchten und ihre Opfer rissen. Aber er hatte noch keine gesehen, und so weit hinaus wollte er auch nicht gehen.

      Erst seit heute, als ihm das Orakel den Tod angekündigt hatte, wußte er, wie gefährlich das Leben in seiner Umwelt war – und daß ein guter Geist ihn bisher immer beschützt hatte.

      Jetzt sah das alles ganz anders aus. Der Geist hatte sich von ihm abgewandt und überließ ihn dem Tod.

      Angst kroch in ihm hoch. Er packte seine Utensilien fester und sah sich nach allen Seiten um.

      Weit und breit war er allein. Auf der linken Seite begann der dichte Dschungel, weiter hinten gab es Bambuswälder und zu seiner rechten Seite erstreckte sich sumpfiges Gelände. Den Sumpf hatte ein Wasserlauf geschaffen, der weiter östlich in einen Weiher mündete, wo die Leute aus dem Dorf ihr Wasser holten. Am späten Abend fanden sich hier auch Affen, Antilopen und der Nilgau ein, um zu trinken.

      Und manchmal fand sich auch Sudar ein – Sudar, vor dem die Leute Angst hatten und zitterten.

      Als Thaki an Sudar dachte, krampfte sich sein Magen zusammen, und er stand hastig von dem Stein auf.

      Nervös sah er sich wiederum nach allen Seiten um. Hoch über ihm kreisten ein paar Vögel, die sich immer höher in den Himmel schraubten.

      Im Dschungel knackte es leise, und er packte seine speerähnliche Waffe fester. Aber er sah kein Tier außer den Vögeln.

      Sudar, hieß es, sei ein Menschenfresser, ein fürchterlich großer Tiger, der hauptsächlich Menschen riß. Die Menschen waren meist nur mit kleinen Speeren oder einem Bogen bewaffnet, und sie konnten nicht so schnell flüchten wie das Wild.

      Sudar schien das sehr schnell begriffen zu haben, und offenbar hatte er Gefallen an seiner ungewohnten Nahrung gefunden.

      Innerhalb der letzten zwei Jahre waren mehr als zwanzig Menschen aus dem Ort verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Man hatte lediglich einmal einen Oberschenkelknochen und Blutspuren im Gras gefunden.

      Einer wollte Sudar einmal gestellt haben. Er hatte einen rostigen Säbel dabei und damit zugeschlagen, als der Menschenfresser gerade zum Sprung ansetzte. Er hatte das rechte Ohr des Tigers getroffen und ein Stück daraus herausgefetzt.

      Aber der Mann, der das erzählt hatte, galt im Ort nicht gerade als vertrauenswürdig, und so fehlte immer noch der letzte Beweis.

      Allerdings war auch Vieh an den Tränken gerissen worden, doch bis auf wenige Blutspritzer hatte sich keine Spur gefunden.

      In die Fallen, die man schließlich aufgestellt hatte, war der schlaue Tiger ebenfalls nicht gegangen. Er schien eine sehr feine Witterung zu haben.

      Auch am Weiher und bei den Tränken hatten sie Sudar schon aufgelauert, gleichfalls ergebnislos. Er war wie ein Phantom, das zuschlug und auf geheimnisvolle Weise wieder verschwand. Mit ihm verschwanden auch jedesmal Männer, Frauen, Kinder oder größere Haustiere.

      Anfangs hatte sich Thaki vorgenommen, diesen blutrünstigen Räuber zu jagen, doch er war kein Held, und beim Anblick eines anderen herumstreifenden Tigers hatte er blitzschnell die Flucht ergriffen. Dabei hatte der Tiger keinerlei feindliche Absichten erkennen lassen. Er schien beim Anblick des Menschen genauso verstört zu sein wie Thaki.

      Mittlerweile hatte sich Thaki eine knappe Meile von seiner Hütte entfernt.

      Der Bhoot wehte hier nicht mehr so sandig. Einen Teil des Staubes schluckte der immergrüne Regenwald.

      Etwas später sah er den Nilgau und vergaß in seiner Aufregung darüber das Orakel.

      Der Nilgau, der auch Blaubull genannt wurde, stand vor einer Einbuchtung des Dschungels, wo saftige Gräser wuchsen. Der Waldbock, der zu den Antilopenarten gezählt wurde, schien ein Einzelgänger zu sein, oder er hatte sich von der Herde abgesondert. Unbekümmert äste er und wandte nur hin und wieder den rindähnlichen Schädel.

      Thaki blieb wie erstarrt stehen. Hohes Gras verbarg ihn vor den Blicken des Nilgau, und auch der staubige Wind stand günstig für ihn. Der Bulle konnte ihn nicht wittern.

      Sehr vorsichtig pirschte er sich an. Messer, Sack und Haken legte er auf den Boden, um die Hände für den Speer frei zu haben.

      Der Nilgau konnte ihn auf keinen Fall wittern, und doch hörte er ganz plötzlich mit dem Äsen auf. Der rindähnliche Schädel hob sich, die Augen blickten erstaunt und verwirrt zugleich.

      Thaki blieb immer noch wie erstarrt stehen. Er blickte sich nur aus den Augenwinkeln mißtrauisch um und wunderte sich über den Blaubull, der noch mißtrauischer als er zu sein schien.

      Das Tier schien doch etwas gewittert zu haben, traute sich aber noch nicht, zu flüchten. Es stand jetzt unentschlossen da. Die stark abfallenden Hinterläufe zitterten ein wenig.

      Das Gras, in dem Thaki stand, bewegte sich wie Wellen, als der Bhoot stärker darüber strich. Wie eine Woge rauschte es auch, die der Wind vor sich hertrieb. Dabei bogen sich manche Gräser bis tief auf den Boden.

      Der geduckte Schädel fiel in dem Gras daher kaum auf, weil er fast die gleiche Farbe hatte. Thaki sah erst die Streifen und schließlich die Augen.

      Sie waren bernsteinfarben und blickten ihn ruhig an. Der Tiger sah direkt friedlich aus, und er erweckte außerdem den Eindruck, als könne er keinem Menschen etwas zuleide tun.

      Der Anblick dieser Großkatze lähmte ihn. Er hatte den Speer halb erhoben, vermochte ihn aber nicht zu bewegen.

      Deutlich sah er das rechte Ohr des großen Tigers, der geduckt im Gras lauerte und es wohl auch auf den Nilgau abgesehen hatte.

      Von dem rechten Ohr fehlte ein handtellergroßen Stück.

      Kein Zweifel – es war Sudar, der Menschenfresser!

      Auf der anderen Seite schien der Nilgau etwas gemerkt zu haben. Noch einmal hob er den Schädel. Dann raste er plötzlich davon und verschwand hinter der Einbuchtung des Dschungels.

      Thaki war mit dem fürchterlichen Raubtier allein. Die Großkatze hatte nur einmal ganz kurz den Schädel gewandt, als der Nilgau flüchtete. Zuerst sah es aus, als wollte sie hinterherjagen, doch sie überlegte es sich anders.

      Diese Beute konnte ihm nicht entgehen, das wußte der Tiger, der über die Zweibeiner eine Menge Erfahrung gesammelt hatte.

      Thaki drehte den Speer jetzt unendlich langsam in Richtung des Tigers, der ihn unverwandt anstarrte. Er wußte, daß er kaum eine Chance hatte, denn er zitterte so stark, daß er den Speer kaum halten konnte.

      Ebenso unendlich langsam wich er einen Schritt zurück, gleich darauf einen weiteren.

      Er hatte nur dann eine Chance, wenn es ihm gelang, den äußeren Rand des Dschungels zu erreichen. Dort gab es so viele Bäume, daß er auf einen flüchten konnte. Doch bis zum Dschungel waren es mindestens zweihundert Schritte.

      „Zerstöre ihn, Schiwa“, flehte Thaki mit versagender Stimme. „Du hast mir immer geholfen, hilf mir auch jetzt.“

      Ein


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