Bomba im Herzen Afrikas. Roy Rockwood

Bomba im Herzen Afrikas - Roy Rockwood


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glauben, dass unser neuer Bruder ein tapferes Herz hat. Aber wir müssen dessen sicher sein, ehe er in die Bruderschaft aufgenommen werden kann. Alle, die dieser Bruderschaft beitreten, müssen drei Nächte allein im Dschungel zubringen nur mit einem Speer als Schutz. Was dem Prüfling auch entgegentritt — und wenn es ein Löwe ist — er darf nicht davonlaufen oder auf einen Baum klettern, sondern er muss auf der Stelle kämpfen, wo er steht.“

      „Wenn aber drei Löwen zu gleicher Zeit kommen, so dass er keine Hoffnung hat?“, fragte Gibo.

      Der Häuptling zuckte mit den breiten Schultern.

      „Dann kann er kämpfend sterben oder fliehen. Wenn er aber flieht, wird er kein Mitglied unserer Bruderschaft.“

      Bomba blickte Lowando ruhig in die Augen.

      „Ich glaube, ich werde nicht fliehen“, sagte er leise. „Ich habe viele Feinde im Dschungel, aber ich habe auch Freunde dort, und es erschreckt mich nicht, nachts mit den Tieren des Dschungels allein zu sein.“

      „Das Herz meines jungen Bruders ist stark“, erwiderte Lowando. „Aber in drei Nächten wird der ganze Stamm wissen, ob ihn die Götter schützen und ob sie ihm genug Mut und Kraft geben, allen Gefahren des Dschungels zu trotzen. Wir werden uns jetzt zur Ruhe legen, und morgen, wenn die Sonne untergeht, werden wir dich für die Proben vorbereiten.“

      Gleich darauf beendeten die Jäger ihren Tanz. Nachdem Wachtposten bestimmt worden waren, streckten sich alle anderen am Boden aus, und bald lag das ganze Lager in tiefem Schlaf.

      *

      Die Sonne stand am nächsten Tage bereits hoch am Himmel, als Lowandos ,Bemalte Jäger’ sich gähnend erhoben und die Arbeiten des Tages in Angriff nahmen. Von den Tänzen der vergangenen Nacht schien den meisten noch eine gehörige Müdigkeit in den Gliedern zu stecken, und sie bewegten sich träge und mürrisch durch das Lager.

      Als Gibo erwachte, fiel sein erster Blick auf die bemalten Gesichter der neuen Freunde, und er erschrak. Es dauerte eine Weile, ehe er sich die Geschehnisse des vergangenen Tages ins Gedächtnis zurückrufen konnte. Dann fiel ihm ein, was Bomba bevorstand, und er wandte sich zu dem Jungen um, der sich ebenfalls schon aufgerichtet hatte.

      „Ich habe Angst um dich, Bomba“, murmelte Gibo. „In der Nacht ist der Dschungel von jagenden Dämonen belebt, die unter den Bäumen umherfliegen. Wie willst du gegen diese Dämonen kämpfen, die unverwundbar sind?“

      „Du weißt, dass ich nicht an deine Dämonen glaube“, erwiderte Bomba kurz. „Viel mehr Sorgen machen mir die Schlangen oder die Löwen, die nachts kaum zu erkennen sind, die aber selber so gut im Dunkeln sehen können.“

      „Lass mich mitkommen, Herr“, bat Wafi. „Ich bin nicht gern in der Nacht im Dschungel, aber wenn du sterben musst, dann will ich mit dir sterben.“

      Bomba lächelte.

      „Lowando hat bestimmt, dass ich allein die Probe bestehen muss; also kann ich dich nicht mitnehmen, Wafi. Aber du brauchst keine Angst zu haben. Der Dschungel war viele Jahre lang meine Heimat, und warum sollte mir hier mehr passieren als im südamerikanischen Urwald?“

      Wafi war noch nicht ganz überzeugt, aber er wusste nicht, was er noch erwidern sollte, und deshalb schüttelte er nur brummend den Kopf. Gibo jedoch rief:

      „Aber was geschieht, Herr, wenn in diesen Nächten —“

      Weiter kam er nicht, denn Bomba unterbrach ihn mit einer raschen Handbewegung, als er sah, dass eine Gruppe der ‚Bemalten Jäger’ auf sie zukam.

      „Ruhig jetzt. Die Männer wollen mich für die Probe vorbereiten. Ihr müsst jetzt still sein, denn wir dürfen die ‚Bemalten Jäger’ nicht erzürnen. Ich brauche ihre Hilfe, um meinen Vater zu finden.“

      Einige der Jäger trugen Töpfe mit verschiedenen Farben, und sie begannen jetzt Bombas Gesicht und Brust mit den breiten Streifen zu ‚verzieren’, die sie selbst trugen. Der Häuptling stand dabei und murmelte Beschwörungsformeln, die den Prüfling während dieser Zeremonie vor den gefährlichen Einflüssen der Dämonen bewahren sollten. Als die Jäger ihr Werk vollendet hatten, war Bomba so schauerlich bemalt, dass ihn selbst seine Freunde nicht wiedererkannt hätten.

      Die waffentragenden Jäger umkreisten ihn jetzt — langsam und mit feierlichen Gesängen. Als der Ritualtanz beendet war, trat Uwalla vor und überreichte Bomba einen Speer, dessen Schaft ebenso bemalt war, wie sein Körper.

      „Bruder, nimm den Speer und schlage mit ihm jeden Angriff ab“, sagte er feierlich. „Kehre gesund von der Probe der ‚Drei Nächte‘ zurück. Uwallas Herz begleitet dich und wünscht dir Glück.“

      „Ich danke dir, Bruder“, erwiderte Bomba, als er den schweren Speer übernahm. „Ich werde mich bemühen, eurer Bruderschaft der ‚Bemalten Jäger’ würdig zu sein.“

      Die Männer nickten beifällig. Dann brach die Gruppe auf, um Bomba zu der Stelle zu führen, die für die Prüfung ausgewählt worden war.

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