Bis ans Ende ist alles Beginn. Rudolf Nedzit
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Rudolf Nedzit
Bis ans Ende
ist alles Beginn
Ein fantastischer Bericht
Theodor Boder Verlag
Impressum
ebook, Oktober 2020
Copyright © 2020 by Theodor Boder Verlag, CH-4322 Mumpf
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Sarah Schemske,
buecherschmiede.net
Lektorat: Theodor Boder
ISBN 978-3-905802-99-3
www.boderverlag.ch
Zitat
*
Irgendwann einmal
wird es wieder eine Welt
ohne Menschen geben
*
A
Nachdem die Menschen gestorben waren, erschienen am Horizont die Götter. Ihr Blick schweifte über Meer und Land und Ödnis und dies alles wurde von ihnen für gut befunden. So nahmen sie die Erde in Besitz und tauften sie um, denn es war nichts Irdisches mehr an ihr. Für das erste Jahr ihrer Anwesenheit hatte ADA bestimmt, dass sich vorrangig der Zähmung des Getiers zu widmen war, insofern eine Ausrottung des Selbigen zu vermeiden sei, welche, sollte sie nicht zu vermeiden sein, unverzüglich anzugehen wäre und innerhalb eines Monats erledigt sein müsse. In diesem Falle würde dann nach Abschluss der Bereinigungsmaßnahme vorzeitige Order bezüglich des weiteren Vorgehens erfolgen, ansonsten reguläre Order knapp vor Ablauf der ersten zwölf Monate.
Aber schon im Verlaufe zweier Wochen zeichnete sich ab, dass es sich mit diesem Planeten nicht anders verhielt wie mit den übrigen bisher besuchten auch. Wieder einmal waren es die Wassertiere, die in besonders widerspenstiger Art sich jeglicher Einflussnahme entzogen. Als sich diese Gegebenheit nach zwei weiteren Wochen und zahlreichen stattgefundenen erneuten Bemühungen bestätigte, wurde das Land vergiftet, das Wasser verseucht. Wiederum zwei Wochen später traf weitere Order ein: DOR wurde beauftragt, umgehend die Erstellung der ersten Siedlungsfläche in Gang zu bringen, Meldung der Fertigstellung habe zum gegebenen Zeitpunkt ohne Verzug zu erfolgen. Die Getier-Aktion sei zur Kenntnis genommen worden, nicht ohne Bedauern, und als unvermeidliche Vorgehensweise akzeptiert.
Annähernd dreiundsiebzig Prozent der Planetenoberfläche wurde von Wasser bedeckt. Der Rest war etwa zur Hälfte versandet. Die erste Siedlungsfläche würde also in genau sechs Monaten fertiggestellt sein. Sobald der in ihrem Zentrum befindliche neun Kilometer hohe Leuchtturm errichtet wäre, könnte Erledigtmeldung gemacht und die Inspektion durch ADA erwartet werden. Er würde dann nicht lange auf sich warten lassen. DOR leitete alle notwendigen Maßnahmen in die Wege und die Arbeiten begannen. Je nach Erfordernis wurde das Wetter entsprechend manipuliert, sodass das Vorhaben ohne Unterbrechungen oder Verschiebungen innerhalb der Arbeitsintensität kontinuierlich vorankam.
YEF wurde vollständig und rund um die Uhr gescannt. Aus einer Höhe von einhundert Kilometern wurde durch insgesamt vierundzwanzig Apparaturen jeder Quadratzentimeter abgetastet, sei er harter, weicher oder flüssiger Beschaffenheit. Aus den hieraus gewonnenen Auswertungen wurden nicht nur Schlussfolgerungen gezogen im Hinblick auf bei vergleichbaren Planeten zu erwartende Konstellationen, sondern auch und insbesondere, was derzeitige und spätere Eingriffe in die Natur anging, sowohl hier wie künftig anderswo. Aus Erfahrungen der Vergangenheit hatte man gelernt, dass ein Nichteingreifen in bestehende Verhältnisse stets zu unbefriedigenden Ergebnissen führte. Vor einhundertsechsundneunzig Jahren hatte es in einem Falle zur totalen Zerstörung eines Planeten kommen müssen, in deren Folge es in dem betroffenen Sonnensystem zu verheerenden Auswirkungen gekommen war. Diese Stelle war seitdem auf keiner Karte mehr verzeichnet.
Routinemäßig wurde jegliche Farbe ausgemerzt, die Flora spezialbehandelt oder vernichtet, den Insekten der Garaus gemacht. Wo erforderlich wurden Flüsse umgeleitet oder verdampft, Berge transparent gemacht, Schluchten aufgefüllt und dergleichen mehr an Tätigkeiten ausgeübt, die Göttern obliegen.
*
ADA hatte die Inspektion durchgeführt und sich lobend geäußert. Der Signalaustausch zwischen hiesigem Leuchtturm und dessen Pendant auf dem Mond verlief reibungslos. Das bisherige Hemmnis der Lichtgeschwindigkeit war also auch in diesem Raumsegment somit beseitigt worden. Der graue Planet zeigte sich bereits in einem Zustand, der für die nahe Zukunft Gutes verhieß. Man lag gut im Zeitplan und würde man in seinen Bemühungen nicht nachlassen, könnte es im Bereich des Möglichen liegen, auf YEF Energie verschwinden lassen zu können, die nicht irgendwo in einem anderen Teil des Alls wieder auftauchen würde, und zwar dergestalt verschwunden, dass es sie überhaupt niemals gegeben hat. Das war bisher zwar noch nirgendwo gelungen, änderte aber nichts an den diesbezüglichen Experimenten. Andererseits handelte es sich hierbei um eine eher nebensächliche Überlegung, der keine wirkliche Bedeutung beigemessen wurde, sondern die lediglich als willkommene Ablenkung eingestuft wurde. Und ADA war ohnehin dafür bekannt, extravaganten Ideen gegenüber nicht abgeneigt zu sein.
EXE hingegen war durch und durch konservativ. Mir ihr war in keinerlei Hinsicht zu spaßen. Wer sich mit ihr anlegte, musste damit rechnen, in die Zwischendimension verbannt zu werden. Sie kannte sich in der gesamten Entwicklungsgeschichte der jahrmilliardenalten Spezies aus wie kein Zweiter. Das brachte ihr einerseits großen Respekt ein, ihr allzu heftiges Beharren auf den alten Werten führte andererseits aber auch unterschwellig zu Missstimmungen, insbesondere bei der jüngeren Sippschaft. Jedenfalls würde auch EXE in Kürze hier eintreffen, um sich einen ersten Eindruck vom Stand der Dinge zu verschaffen.
ADA war zur Basis zurückgekehrt und hatte dort Bericht erstattet. Daraufhin wurde die übliche Order erteilt: Behandlung der Ozeane. Dieses Vorhaben nahm die folgenden fünf Jahre in Anspruch und wurde mit einem Zielerreichungsgrad von fünfundneunzig Prozent abgeschlossen. Sogar EXE, die im Anfangsstadium der Ozean-Aktionen einen Abstecher nach YEF unternommen hatte, war zum Zeitpunkt ihrer Anwesenheit mit dem bereits Geleisteten nicht unzufrieden gewesen und setzte ihre Erkundungsreise fort, nachdem sie DOR ausdrücklich ihre Anerkennung für seine bisherige Arbeit ausgesprochen und ihn ihrer weiteren Glückwünsche versichert hatte. Und diese Glückwünsche entfalteten dann auch ihre Wirkung. Nach Abschluss des Vorhabens folgte ein Zeitstopp.
*
Die Duplikanten der achten Version hatten ihre Tätigkeit aufgenommen. Das Netz der Magnetfelder erweiterte sich mit rasender Geschwindigkeit. Die Energiezentren in den Vulkanen arbeiteten auf Hochtouren. Weite Teile der Wasserflächen waren mittlerweile begehbar. Eine Wassersäule war zu Testzwecken auf den Mond geschafft worden. Die Winde waren funktionalisiert. DOR befand sich außerhalb, da sein Wasserstoffchip ausgetauscht werden musste. Der Order gemäß hatte GUR/HER dessen Platz eingenommen. Es war das erste Mal, dass eine solch wichtige Position mit einem Doppelwesen der jüngeren Sippschaft besetzt wurde. EXE war weitab und bekam hiervon nichts mit. Die Aufgabe, der sich GUR/HER zu stellen hatte, war die Isolierung der Schallwellen. Er bediente sich hierbei eines Verfahrens, welches bereits in früherer Zeit auf anderen Gestirnen angewandt worden war, nunmehr aber von ihm dahingehend modifiziert wurde, dass eine wesentlich schnellere Umsetzung möglich war. ADA teilte daraufhin mit, dass er den neuen Standard bei nächster Gelegenheit der Vollversammlung präsentieren und zur Festschreibung im Katalog der Taten empfehlen werde. GUR/HER reagierte, indem es sich für den Bruchteil einer Sekunde eines Teiles seines Wesens entledigte und somit seinen Dank zum Ausdruck brachte.
Im Jahre XBA kehrte EXE von ihrer Erkundungsreise zurück in ihr Domizil auf der Basis. Sie schilderte ihre Erfahrungen während der dreiundfünfzigjährigen Abwesenheit in gewohnt sachlicher und gestraffter Form. Eigentlich hatte sich nichts Neues ergeben. Was in dem von ihr besichtigten Kubus vor sich ging, war in der einen oder anderen Art und Weise schon bekannt gewesen. Allerdings konnte nunmehr auch endgültig festgehalten werden, dass diese organische Zusammenballung, die sich selber Mensch und YEF Erde genannt hatte, in dem betreffenden Kubus tatsächlich nur ein einziges