VögelLaune 3 | 16 Erotische Geschichten. Paula Cranford
Impressum:
VögelLaune 3 | 16 Erotische Geschichten
von Paula Cranford
Paula Cranford ist das Pseudonym einer deutschen Autorin. Schreiben war immer schon ein elementarer Bestandteil ihres Lebens. Von den ersten Schulaufsätzen an, später über leichte Prosa und themenrelevante Artikel, bis hin zur erotischen Kurzgeschichte heute.Paula wohnt und schreibt in Berlin. Sie reist aber, wann immer es ihr möglich ist, durch die nordischen Länder.Geboren ist sie in Nordrhein-Westfalen, arbeitete aber jahrelang in Norddeutschland als Online-Redakteurin in der Erotikbranche. Aus diesem Job heraus entstanden auch die ersten erotischen Kurzgeschichten.Die Autorin lässt sich vom Leben und dem Lieben inspirieren. Ihre Geschichten sind eine Mischung aus tatsächlich Erlebtem und Fantasie. Mit ihren Büchern möchte die Autorin der Sinnlichkeit leichte Flügel verschaffen …
Lektorat: Nicola Heubach
Originalausgabe
© 2021 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © konradbak @ depositphotos.com
Umschlaggestaltung: Matthias Heubach
ISBN 9783966417112
www.blue-panther-books.de
Geheimes SexAbenteuer
Ich kann nicht bestimmen, wann es mir zum ersten Mal auffiel, wann ich es bemerkte, wann der Zeitpunkt gekommen war, an dem es klar wurde. Seine Blicke waren nicht mehr nur zufällig zu mir herübergeworfen, hatten sich nicht aus Versehen nur an meiner Person festgehalten. Und als es eindeutiger nicht mehr möglich war – als ich ausschließen konnte, ich würde mir das nur einbilden –, da überkam mich eine gewisse Unruhe. Es fröstelte mich, trotz der Hitze, die alles seit Tagen lahmlegte, die mir das Atmen schwer machte. Und egal, wie wenig ich auch anzog, es war immer zu viel Kleidung.
Ich hatte im Büro früher Feierabend machen können und die Zeit genutzt, in meinem Lieblingscafé zu sitzen und die Leute zu beobachten. Direkt an einem schönen Marktplatz gelegen, kam ich seit Jahren hierher, um den freundlichen Service und die vielen schmackhaften Gerichte zu genießen. Manchmal gönnte ich mir einen der ausgezeichneten herben Weißweine dazu – je nachdem, in welcher Stimmung ich war.
Heute war ich in Weißwein-Stimmung. Die kühle Gazpacho dazu schmeckte perfekt, und ich fing an, mich zu entspannen. In solchen Momenten fand ich mein Leben gar nicht so schlecht. Leider gab es solche guten Momente nicht oft genug in meinem Leben. Um ehrlich zu sein, war ich oft frustriert. Mal mehr, mal weniger. Jobtechnisch trat ich seit Jahren auf der Stelle. Nichts Neues passierte. Ich erledigte die anfallenden Arbeiten routiniert und gewissenhaft und langweilte mich zunehmend dabei. Ich hatte das Gefühl, mein Leben stand irgendwie still. Den Job machte ich seit fast fünfzehn Jahren, und bei guter Führung würde ich auch bis zur Rente keinen anderen mehr machen müssen. Viele beneideten mich um diesen tödlich sicheren Arbeitsplatz. Und ja, ich war dankbar dafür. Egal wie schwierig die wirtschaftliche Lage des Landes war, ich hatte keine Arbeitslosigkeit zu befürchten. Ich brauchte mir keine Sorgen zu machen.
Aber vielleicht war es genau diese tödliche Sicherheit, diese Vorhersehbarkeit meines beruflichen Lebens, die mich so frustrierte. Ich saß seit fast fünfzehn Jahren nicht nur in derselben Firma, sondern auch noch im selben Büro. Nur der Bürostuhl war alle paar Jahre mal ausgetauscht worden.
Ich bestellte mir noch ein Glas Wein, weil es so gut schmeckte und weil ich anfing, mich leichter zu fühlen. Ich mochte es, andere Leute zu beobachten, fremde Menschen zu betrachten. Manchmal versetzte ich mich in deren Leben hinein. Also, ich versuchte es zumindest. Ich mochte das, weil ich merkwürdigerweise immer davon ausging, dass andere Leute ein spannenderes Dasein führten als ich. Und während ich mich so umsah, da fiel mir ein Mann auf, der einige Tische weiter saß.
Unsere Blicke trafen sich. Ich sah wieder weg, weil mir sein Blick nicht gefiel. Aber ich schaffte es auch nicht, diesen Blick zu ignorieren. Seine Augen waren dunkel, fast schwarz, und von ihnen ging eine erschreckende Intensität aus.
Ich bemühte mich, woanders hinzusehen, schaffte es aber nicht lange genug. Als ich möglichst unauffällig wieder zu ihm hinsah, traf mich die Intensität seines Blickes unvorbereitet. Röte stieg mir ins Gesicht. Ich nahm hastig einen Schluck Wein und guckte über den Rand meines Glases wieder zurück. Er hatte den Blick nicht abgewandt. Trotzdem brauchte ich noch einige dieser Blickkontakte, um einen zufälligen Blickkontakt ausschließen zu können. Der gut aussehende Typ meinte mich. Ja, eindeutig sah er mich an. Er starrte geradezu.
Nun war es nicht so, dass ich mich vor Verehrern retten musste. Auch privat war mein Leben nicht besonders spektakulär. Alles lief in geregelten sicheren Bahnen. Wenn ich ehrlich war, musste ich zugeben, dass es mir an manchen Tagen schien, es war ein insgesamt ziemlich langweiliges Leben. Es gab zwar einen Ehemann, aber nach so vielen Jahren ... Was soll ich sagen ... Der Sex im ehelichen Bett war vorhersehbar und lief genauso nach Regeln ab wie mein Job. Im Grunde passte mein Sex zu meinem Leben. Ab und an befriedigte ich mich selber. Aber richtig gut tat mir das nie ...
Ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern, wann mir zuletzt ein Mann mehr als einen flüchtigen Blick geschenkt hatte. Und nun wurde ich geradezu durchbohrt von männlichen Blicken. Aus unergründlichen Augen in einem markanten Gesicht.
Ich griff nach meinem Glas. Meine Hand zitterte. Ich traute mich nicht mehr, hochzusehen. Unruhig blätterte ich in dem Magazin, das ich mitgenommen hatte. Und dann, als ich endlich wagte, wieder zu ihm hinüberzusehen, da war sein Platz leer. Der Mann war verschwunden. Ich spürte anstelle von Erleichterung Enttäuschung.
Der zweifelhafte Zauber, der von diesen Blickkontakten ausgegangen war, war verflogen. Ich bezahlte und verließ das Café. Ich spazierte ziellos durch die Fußgängerzone. Vor einer Boutique blieb ich schließlich stehen, blickte gedankenverloren durch die Schaufensterscheibe auf die schicken Kleider der mondänen Puppen – und da war er wieder! Der Mann aus dem Café. Er stand auf der anderen Seite und starrte zu mir herüber. Wieder fröstelte es mich. Was wollte der denn bloß von mir?
Ich tat, als hätte ich ihn nicht bemerkt und ging weiter. Langsam, damit er mich nicht aus den Augen verlieren konnte. Ich blieb wieder stehen und sah ihn, wie er sich hinter mir in einer Schaufensterscheibe spiegelte. Er verfolgte mich. Es gab absolut keinen Zweifel mehr. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Nervös kramte ich in meiner Handtasche, nach gar nichts. Und dann ging er so dicht an mir vorbei, dass ich seinen Atem hören konnte. Ich überlegte nicht, sondern ging diesem Jemand einfach hinterher. Seine Schritte beschleunigten sich, also taten es meine auch. So lief ich hinter diesem Fremden her.
Wir kamen in eine Gegend der Stadt, die ich nicht kannte. Die Schatten wurden länger, die Luft kühler. Ich sah nicht einmal auf meine Uhr. Zeit und Raum waren irgendwo hängengeblieben. Wie an einer Schnur gezogen, lief ich weiter. Die Gassen wurden schmaler, die Häuser trister, die Menschen anders. Während der ganzen Zeit sah der Fremde nicht einmal hinter sich, vergewisserte sich nicht, ob ich noch da war. Er wusste es anscheinend auch so ...
Schließlich bog er in eine Hofeinfahrt ein, die zu einem düsteren Hinterhof führte. Ein Ort, wo die Sonne niemals hinkam. Die schäbigen Fassaden der Bebauung waren eingerüstet. Aber es sah es nicht so aus, als wenn dort schon irgendeine Form von Renovierungen stattgefunden hätte. Niemand schien hier mehr zu wohnen. Es war still und unheimlich. Verlassen. Es war wie in einer anderen Welt.
Und trotzdem folgte ich dem Unbekannten, auch wenn mein Herz unruhig schlug und die Stimme der Vernunft hörbar Warnungen wisperte. Der Mann kletterte unter einem der Gerüste durch und stieg die ausgetretene Treppe bis zum obersten Stockwerk hoch. Dort stieß er eine alte Wohnungstür auf.
Ich zögerte und blieb stehen. Doch nicht lange, dann folgte ich ihm durch die alte Tür in eine fast leerstehende Wohnung. Vielleicht war es hier sogar irgendwann mal schön gewesen, doch das war lange vorbei. In einer Ecke lag eine Matratze. Mitten im Raum stand ein Stuhl, und ein Schrank, der verschlossen war, lehnte an der Wand neben dem großen Fenster mit den fleckigen Scheiben. Was tat ich hier nur? Ich könnte in meinem sicheren Zuhause sitzen. Hatte ich