Bomba in einem fremden Land. Roy Rockwood
Japazy angelockt haben. Bomba und sein Gefährte werden gefangen und bei einer Naturkatastrophe wieder befreit. Auf der Flucht geraten Juwelen und Diamanten von unschätzbarem Wert in Bombas Besitz. Aber wichtiger für ihn ist Japazys Tagebuch, das er ebenfalls als kostbare Beute mitnimmt.
Im sechsten Band — Bomba auf düsterer Fährte — gerät der Dschungelboy auf dem Rückweg zum Dorf der freundlichen Arao-Indianer mit seinem Gefährten in eine Höhle, die sich düster und endlos mit Abgründen, Schluchten und Schlangensümpfen dahinzieht. Als sie glücklich wieder die Erdoberfläche erreicht haben, widerfährt ihnen ein aufregendes Abenteuer mit der Besatzung eines im Urwald notgelandeten Flugzeuges. Sie geraten in die Hände von Kannibalen, und erst nach vielen Mühsalen erreichen Bomba und sein Gefährte das heimische Dorf.
Der siebente Band — Bomba im Sumpf des Todes — bringt die Begegnung mit Forschern, denen Bomba bei einer Überschwemmungskatastrophe Hilfe leisten kann. Dr. Yarrow, der Leiter der Expedition, untersucht Bombas alten Lehrer und Beschützer, Cody Casson, und stellt bei ihm eine Gehirnerkrankung fest, die nur mit Hilfe einer Droge zu heilen ist. Dieses Gift ist in der ‚Blume des Todes' enthalten, die nur in einem von gefährlichen Eingeborenen als heilig verehrten Sumpfgebiet zu finden ist. Die Forscher und Bomba wagen es dennoch, mit einer Gruppe tapferer Araos in das Gebiet einzudringen, aus dem sie nach Kämpfen und Verfolgungen mit einem Vorrat der kostbaren Pflanzen in das Dorf der Araos zurückkehren. Die Heilung des alten Cody Casson macht bald gute Fortschritte.
Im achten Band — Bomba im Tal der Schädel — will Bomba seine kleine Spielgefährtin, die Häuptlingstochter Pirah, retten, die von fremden Eingeborenen verschleppt worden ist. Doch er gerät selbst in die Gefangenschaft dieser Eingeborenen, die ihn zu Don Mendoza schleppen. Don Mendoza, der Gefangene als Sklaven auf seiner Gummiplantage arbeiten lässt und aus den Schädeln und Knochen der zu Tode Gepeinigten eine Allee markiert hat, gibt sich als Bombas Vater aus, um den Jungen gefügig zu machen. Doch Bomba durchschaut die List, und er organisiert einen Sklavenaufstand, der alle Gefangenen befreit. Im Triumph kehrt er mit der kleinen Pirah ins Dorf der Araos zurück.
Der neunte Band — Bomba am Ende einer Spur — führt den Dschungelboy endlich an das Ziel seiner Wünsche. Andrew Bartow, sein Vater, ist noch einmal in den Dschungel aufgebrochen, um seinen seit Jahren vermissten Sohn Bonny zu suchen. Durch Zufall gerät Bomba auf die Fährte der Suchenden, und er kann seinen Vater aus einer gefahrvollen Situation retten. Nach einem gefährlichen Kampf mit Kopfjägern ist es endlich so weit: Vater und Sohn sinken einander in die Arme. Auch Bombas Mutter kommt in einem Flugzeug und kann nach so vielen Jahren des Kummers und der bangen Hoffnung ihren Sohn an sich drücken. Doch jetzt heißt es für Bomba Abschied nehmen von seiner Dschungelheimat. Wird er sich in den Straßenschluchten von New York wohl fühlen? Wird trotz der Liebe zu seinen Eltern nicht die Lockung des Urwaldes zu groß für ihn sein? Die Abenteuer in der fremden Umgebung erleben wir mit Bomba im vorliegenden Band.
1 In einem Großstadt-Dschungel
Der Geschäftsführer in dem großen Fifth-Avenue-Hotel trat unwillkürlich einen Schritt zur Seite, als ein junger Mann in guter Kleidung, aber von unverkennbar indianischer Abstammung in dem eigentümlich federnden Laufschritt der Dschungelbewohner auf ihn zu kam und an ihm vorbei die Treppe zum ersten Stockwerk emporeilte.
„Wie ein Amokläufer“, murmelte der Geschäftsführer stirnrunzelnd und strich mit einer nervösen Geste über die Seidenrevers seines Smokings.
Inzwischen hatte der ‚Amokläufer‘ den langen Gang des ersten Stockwerkes erreicht und eilte auf dem weichen Teppich weiter. Zuerst war es für Gibo, den jungen Indianer aus dem Amazonas-Dschungel, sehr schwer gewesen, aus der verwirrenden Fülle von Türen jene herauszufinden, die zu dem von Bomba und ihm bewohnten Appartement in dem vornehmen Hotel führte. Aber Bombas Eltern, die auf den inständigen Wunsch ihres Sohnes hin dessen getreuen Dschungelgefährten Gibo mit nach New York genommen hatten, waren auch bereit gewesen, die Erziehung des jungen Indianers zu übernehmen. So war aus dem Urwaldbewohner vom Stamme der Araos ein modisch gekleideter junger Mann geworden, der einigermaßen gut Englisch schreiben und lesen konnte und auch die Grundbegriffe des Rechnens beherrschte.
Zielbewusst stürmte Gibo jetzt auf Zimmer Nr. 80 zu, riss die Tür auf und stürzte hinein.
„Stell dir vor, Herr!“ rief er mit allen Zeichen freudiger Erregung. „Ich habe einen Dschungel gefunden! Es gibt einen Dschungel mit wilden Tieren in New York! Soll ich ihn dir zeigen?“
Bomba wandte sich schnell vom Fenster ab und lächelte ungläubig.
„Was hast du jetzt wieder gesehen, Gibo?“, fragte er mit gutmütigem Spott. „Neulich hast du mir erzählen wollen, die Untergrundbahn sei eine Riesenschlange mit Feueraugen, die durch eine Höhle kriecht und dabei ein schreckliches Geräusch macht. Weißt du das noch?“
„Damals war ich noch sehr dumm“, sagte Gibo kleinlaut. „Du darfst nicht vergessen, Herr, für mich war das alles ganz neu.“
„Und für mich etwa nicht?“, fragte Bomba zurück.
„Du bist ein Herr“, murmelte Gibo mit jener Ehrfurcht, die er seinem jungen Gebieter gegenüber auch in der neuen Umgebung nicht abgelegt hatte. „Du weißt alles und du findest dich überall zurecht. Aber ich habe viel lernen müssen, und das Neue hat mich sehr verwirrt.“
„Das merke ich“, sagte Bomba mit einem Anflug von Trauer in der Stimme. „Sonst würdest du wissen, dass der Dschungel weit, weit fort von hier ist.“
Er trat ans Fenster zurück und blickte mit einem Ausdruck von Sehnsucht hinaus. Es war ein verwirrender und prächtiger Anblick da draußen. Eine bleiche, violette Dämmerung hatte den Himmel überzogen, und die Wolkenkratzer begannen wie Feenpaläste zu flimmern und zu erstrahlen. Das Farbenspiel der bunten Lichtreklamen flammte an den Häuserwänden auf, und in den Straßenschluchten glitten die lackschimmernden Wagen in unablässiger Kette dahin. So verlockend und farbenreich dieses Bild auch war, Bomba schien jenseits der Steinpaläste und tiefen Straßenschluchten ein anderes Bild zu sehen.
„Hier gibt es keinen Dschungel“, wiederholte Bomba leise. „Hier nicht. Hier gibt es nur Stein und Stahl und Lärm und Licht.“
„Aber es ist doch wahr“, beharrte Gibo. „Es gibt hier einen Dschungel mit dichten Büschen und vielen Bäumen. Und in der Nacht brennen dort nicht so viele glitzernde Lichter wie hier, sondern es ist dunkel wie im Urwald.“
„Und wo soll dieser Dschungel sein?“, fragte Bomba.
„Nicht weit von hier, Herr. Wir können in wenigen Minuten den Ort erreichen.“
Der Ausdruck von Sehnsucht in Bombas Blick verstärkte sich. Gibo erkannte sehr wohl die Bedeutung dieses Schimmers in Bombas Augen, und er wusste, dass seine Mitteilung ihre Wirkung nicht verfehlt hatte.
„Es gibt dort auch wilde Tiere“, fuhr er mit seinen verlockenden Erklärungen fort. „Wilde Tiere und Schlangen, und ein Tier, das ich noch nie gesehen habe: ein graues, riesenhaftes Untier mit zwei Schwänzen —“
„Mit zwei Schwänzen?“, unterbrach Bomba ihn ungläubig.
„Glaube mir, Bomba: es hatte zwei Schwänze — an jedem Körperende einen. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.“
Bomba war schon halbwegs umgestimmt. Noch zögerte er, aber Gibo beeilte sich, den errungenen Vorteil weiter auszunützen.
„Komm, Herr!“, drängte er. „Dein Herz sehnt sich ebenso sehr nach dem Dschungel wie meines. Komm mit mir, solange es dunkel ist. Ich werde dir den Dschungel zeigen, und dann kannst du selbst die großen Schlangen, die Alligatoren und das Tier mit den zwei Schwänzen sehen. Alles wird wieder so sein wie vor dem Tag, an dem dein Vater in den Dschungel kam und uns hierhergebracht hat. Wir werden wieder auf das weiche Gras treten und uns durch die Büsche zwängen. Du kannst dich wieder von Baum zu Baum schwingen und zu den Sternen aufschauen. Dann wird dein Herz Frieden finden, Herr. Komm mit mir!“
Ehe Gibo noch zu Ende gesprochen hatte, war die Entscheidung in Bombas Innerem bereits gefallen.