Bomba auf dem Heimkehrpfad. Roy Rockwood

Bomba auf dem Heimkehrpfad - Roy Rockwood


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Lowando sich eiligst auf die Suche nach den Heilkräutern machte, saßen Bomba und seine beiden Gefährten untätig am Fluss. Gibo erging sich in düsteren Andeutungen darüber, wie gefährlich die Nähe des Flusses auch für sie sein könnte.

      „Es ist ein Wohnort der Dämonen“, murmelte er abergläubisch. „Vielleicht tauchen sie noch einmal auf und reißen uns mit sich in die Tiefe.“

      Wafi starrte unbehaglich auf den schnell dahinfließenden, wirbelnden Strom.

      „Hoffen wir, dass die Dämonen für heute genug bekommen haben“, meinte er, und er versuchte, sich mit dieser Redensart selbst zu trösten.

      Bomba hob den Blick und ließ ihn gleichzeitig über das Wasser gleiten. Er wusste, dass es keine Flussdämonen gab. Für ihn war dieser tosende Strom ein wilder Wasserlauf wie alle anderen. Doch plötzlich erhellte sich sein Blick. Er hatte ein großes Kanu entdeckt, das in der Strömung dahintrieb, und dieser Anblick hatte ihn auf eine Idee gebracht.

      Ein Kanu! Das war doch viel besser als eine Tragbahre! Hier lag der Ausweg!

      Er sprang auf, streifte seine Sandalen von den Füßen und rannte zum Ufer.

      „Bomba! Bomba!“, schrie Gibo entsetzt. „Das bedeutet den sicheren Tod! Denke an die Flussdämonen!“

      Doch Bomba war bereits mit einem Hechtsprung in die aufgewühlten Fluten getaucht.

      4 Schreckliche Fänge

      Ein weites Stück schwamm Bomba kraulend unter der Oberfläche dahin, ehe er auftauchte und sich das Wasser aus den Augen schüttelte. Ein Stück vor sich in der Strömung entdeckte er das dahingleitende Kanu. Aber die Strömung war auch sein Helfer, und er hatte außerdem noch seine kräftigen Arme und Beine als Unterstützung.

      Er konnte wie ein Fisch schwimmen, und er zweifelte nicht daran, dass er das Boot einholen würde. Mit mächtig ausholenden Kraulzügen näherte er sich dem in der Strömung dahintreibenden Kanu. Er war dem Boot schon ziemlich nahe, als er eine leichte, streifende Berührung an seinem linken Bein bemerkte. Der Vorgang wiederholte sich, und zuerst dachte Bomba, es handele sich um irgendwelche Unterwasserpflanzen. Doch dann wurde ihm klar, dass der Fluss viel zu tief war, als dass Wasserpflanzen so weit an die Oberfläche reichen könnten.

      Die Erklärung für die merkwürdige Erscheinung kam schnell genug. Etwas rechts von ihm tauchte unvermittelt ein schlanker, dreieckiger Kopf aus dem Wasser. Er verschwand sofort wieder, doch andere Köpfe erschienen jetzt an weit auseinanderliegenden Punkten, und auch sie verschwanden gleich wieder.

      Es waren Wasserschlangen!

      Mit einem eisigen Schreck durchzuckte Bomba die Erkenntnis, dass er von jener besonderen Schlangengattung der afrikanischen Flüsse umgeben war, die ebenso gefährlich und tödlich sein konnte wie verschiedene Arten der Landschlangen.

      Vielleicht hatten die blutrünstigen Reptilien schon versucht, ihre schrecklichen Fänge in seine Arme und Beine zu schlagen. Durch die schnellen Bewegungen der Glieder mochten sie ihr Ziel verfehlt haben, und es wurde Bomba klar, dass in dieser Schnelligkeit im Augenblick seine einzige Rettung lag.

      Während er das Tempo seiner Arm- und Beinstöße noch beschleunigte, überschlug er seine Chancen. Die beste Gelegenheit zu einem tödlichen Biss würde für die Schlangen in jenem Augenblick kommen, in dem er sich an Bord des Kanus schwingen wollte. Er musste seine schnell gleitenden Feinde überlisten.

      Als er das Boot erreichte und den Rand packte, machte er eine Bewegung, als wolle er seinen Körper hinaufziehen. Doch in der nächsten Sekunde tauchte er unter und kam an der anderen Seite wieder hoch.

      Als er die Bewegung des Untertauchens noch nicht vollendet hatte, schoss etwas über seinem Kopf dahin und prallte gegen die Bootswand. Eine Schlange hatte zugestoßen — aber es war zu spät!

      Blitzschnell tauchte er an der anderen Seite auf und warf sich ins Kanu. Noch im Aufrichten zog er sein Buschmesser und machte eine geschickte Seitenwendung. Der lange, seilartige Körper, der sich aus dem Wasser aufgerichtet hatte, konnte die Wendung nicht so schnell mitmachen. Der Rachen mit den Giftzähnen stieß an ihm vorbei, und im nächsten Moment trennte Bombas Messer den Schlangenkopf vom Rumpf. Der hässliche Kopf des Reptils versank sofort in den Fluten, aber der Schlangenleib peitschte noch minutenlang die Oberfläche, ehe er endlich versank.

      Bombas Erleichterung über die knappe Rettung war sehr groß. Er wischte das Blut von der Klinge und wartete auf weitere Angriffe. Doch die Schlangen schienen das Schicksal ihrer Artgenossin als warnende Lehre aufzufassen und ließen sich nicht mehr an der Oberfläche blicken.

      Jetzt konnte Bomba in aller Ruhe das Boot untersuchen. Er stellte fest, dass es ein Eingeborenenfahrzeug war. Es war mit beachtlichem Geschick aus einem Baumstamm ausgehöhlt und gut ausbalanciert. Ein Paddel lag auf dem Boden des Bootes. Wahrscheinlich war das Kanu von dem Sturm aus seiner Verankerung losgerissen und weitergeschwemmt worden. Das Fahrzeug war groß genug, sie alle fünf aufzunehmen, und die Länge reichte sogar dazu aus, für Andrew Bartow eine bequeme Liegestatt im Heck zu errichten.

      Im Augenblick erschien das Kanu Bomba als ein wahres Gottesgeschenk. Dadurch waren sie der Notwendigkeit enthoben, Bombas Vater mühselig durch den Dschungel schleppen zu müssen. Der Flusslauf führte ungefähr in die Richtung, die Bomba ohnehin einschlagen musste, wenn er die Küste erreichen wollte. Es war also alles in bester Ordnung.

      Jetzt musste Bomba zwar gegen den Strom paddeln, aber das schlanke Fahrzeug ließ sich leicht dirigieren, und nach kurzer Zeit schon knirschte der Ufersand unter dem Bug des Bootes. Bomba sprang heraus und zog seine Beute hoch aufs Ufer hinauf.

      Wafi und Gibo begrüßten ihn, als sei er von einer wochenlangen Fahrt heimgekehrt, und Bomba wehrte ihre überschwänglichen Lobeshymnen wie immer mit einem bescheidenen Lächeln ab.

      „Es waren zwar keine Flussdämonen, die mir zu schaffen gemacht haben“, sagte er. „Aber Schlangen können auch recht gefährlich werden.“

      „Wir haben es gesehen, Bomba!“, rief Gibo, dem der überstandene Schreck noch deutlich anzusehen war. „Aber was sollten wir tun? Wir konnten nur am Ufer stehen und tatenlos zuschauen.“

      „Ich habe zu unseren Göttern gebetet, dass Bomba nichts zustößt“, brüstete sich Wafi.

      „Ich habe die meinen natürlich auch angerufen“, sagte Gibo hastig.

      „Deine Götter haben keine Macht bei uns in Afrika“, erklärte Wafi bestimmt.

      „Keinen Streit.“ Bomba lächelte versöhnlich. „Ihr habt beide um mich gebangt, und euer Flehen ist jedenfalls erhört worden, denn ich bin noch am Leben.“

      Als sich Bomba nach dieser salomonischen Schlichtung des Religionsstreites vom Ufer abwandte, sah er Lowando herankommen.

      „Hast du die Heilkräuter gefunden?“, rief er dem jungen Häuptling schon von weitem entgegen.

      „Ja. Ich habe sie alle. Gibo und Wafi sollen Feuer machen und Wasser kochen, dann werde ich den Heiltrank brauen.“

      Nach kurzer Zeit war das Gebräu fertig, und eine kleine Blechtasse voll wurde Andrew Bartow eingeflößt. Die Wirkung trat fast augenblicklich ein; Andrew Bartow sank in einen tiefen, natürlichen Schlaf, der der Heilung günstig zu sein schien.

      Lowando war sich mit Bomba darüber einig, dass das Kanu die beste Möglichkeit bot, dieses gefährliche Gebiet zu verlassen. Zur Auffrischung ihrer Lebensmittelvorräte schoss Bomba eine Antilope aus einem Rudel, das in der Nähe des Ufers vor dem Unwetter Schutz gesucht hatte.

      Nachdem sie selbst ausgiebig gegessen hatten, schnitten sie das Fleisch in lange Streifen und ließen es über dem Feuer im dicken Rauch räuchern. Der Nachmittag und Abend vergingen auf diese Weise, und obwohl es für alle ein anstrengender Tag gewesen war, übernahm Bomba die erste Wache und schickte seine Gefährten zur Ruhe.

      Bald drangen die leisen Atemzüge der Schlafenden an sein Ohr, und das geheimnisvolle Raunen


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