My Little Pony - Discord und das magische Musical. G.M. Berrow
Das war die erste Besichtigung für Martingale seit Wochen und er verfluchte im Stillen sein Pech, dass ausgerechnet Discord sein Kunde sein musste. Er war sich nicht ganz sicher, ob er dem Drachenpony vertraute nach allem, was es sich geleistet hatte, aber er musste einfach mal wieder ein Haus verkaufen. Dringend.
„Ah ja, dort an der Ecke steht eins!“ Martingale zeigte mit dem Huf in die Richtung und zog seine violette Krawatte mit den Punkten glatt. „Hier entlang bitte, Mr Discord.“
Discord schnappte nach Luft, als er das Haus sah. „O Mann, das sieht ja furchtbar aus!“ Schockiert legte er die Adlerklauen über den Mund. Darunter keimte ein teuflisches Grinsen.
„Na gut, es ist ein bisschen renovierungsbedürftig, aber es hat jede Menge Potenzial“, versicherte Martingale mit einem gezwungenen Lächeln. „Es ist sehr hell. Und der Garten ist einsame Spitze, das versichere ich Ihnen! Einfach sen-sa-tio-nell. Er wird Ihnen gefallen! Ich will vorher nur kurz etwas prüfen.“ Das gelbe Einhorn trabte zur Seite des Hauses und spähte in den Garten. Er war von Unkraut überwuchert und die Ameisen hatten dort mehrere Hügel gebaut, seit er die Bruchbude zum letzten Mal gesehen hatte. „Ich meine, der Vorgarten ist der mit der schönen, äh … Aussicht“, improvisierte er. „Bitte sehr, überzeugen Sie sich selbst.“
„Eine schöne Aussicht ist schon was wert“, gab Discord zu und ließ seinen braunen, schlangenartigen Körper neben die erste Etage schweben. Er verkreuzte die Beine und lehnte sich in einem unsichtbaren Sessel zurück, um die Umgebung zu betrachten. Discord rümpfte die Nase. Er sah nichts als die Rückseite einer anderen altertümlichen Hütte.
„Dieses Haus versperrt mir die Sicht“, bemerkte er. „Ich werde es versetzen müssen.“
„Also, ich weiß nicht, ob die Nachbarn damit so einverstanden wären, aber …“
„Die Nachbarn!“, lachte Discord. „Reizend. Sie werden sicher schnell lernen zu kooperieren, meinen Sie nicht?“ Discord schnippte mit der Klaue und das Haus rückte wie von Zauberhand in die nächste Straße. Ein Schrei ertönte aus der Hütte. Martingale kicherte nervös und lockerte seine Krawatte.
„Oder haben Sie noch ein anderes Haus, das Sie mir zeigen können?“, fragte Discord lächelnd.
„Ehrlich gesagt, nein“, gestand Martingale. „Ponyville ist im Augenblick sehr beliebt. Es gab einen ziemlichen Zuzug, nachdem Prinzessin Twilights Schloss aufgetaucht war. Wobei wir von Anfang an nicht allzu viele leere Hütten hatten …“ Martingale sackte in sich zusammen.
„Ach, tatsächlich?“ Das Drachenpony hob eine buschige weiße Augenbraue und starrte das Einhorn an. „Und jetzt ist nur noch dieses grässliche Monstrum am Stadtrand übrig? Sie haben doch bestimmt noch etwas Besseres zu bieten, Mr Nachtigall.“
„Martingale …“
„Hören Sie, dieses Haus ist in erbärmlichem Zustand“, rief Discord mit einem süffisanten Grinsen und warf die Arme in die Luft. Er setzte einen finsteren Blick auf, schwebte in der Luft hierhin und dorthin und zeigte dabei mit einer Löwenpranke nacheinander auf die zahlreichen Mängel. „Die Fensterläden fallen ab, die Dielen wackeln und die Farbe ist absolut grässlich.“
„Dann ist das also ein Nein?“ Martingale versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen, aber auf seinem Gesicht hatte sich ein missvergnügter Ausdruck ausgebreitet.
„Ganz im Gegenteil …“, kicherte Discord. „Es ist ideal!“ Er drehte eine Pirouette und hatte plötzlich einen schicken Nadelstreifenanzug und Schuhe mit Gamaschen an. „Wo soll ich unterschreiben?“
Kapitel 3
Im Chaos ist es doch am schönsten
„Celestia sei Dank, ich dachte schon, ich werde diesen Blindgänger nie los …“ Martingale stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und lächelte. „Ich meine – das ist ein erstklassiges Haus, wirklich! Ähem.“
„Münzen oder Schuldschein?“, fragte Discord und warf seine Geldbörse auf das vertrocknete Gras im Vorgarten. Drei Kieselsteine, mehrere Bonbonpapiere, ein alter, stinkender Stiefel und eine Packung Zahnseide mit Spinatgeschmack fielen heraus. „Ach, wie dumm. Keine Münzen dabei. Also doch Schuldschein“, kicherte Discord und führte das verwirrte Pony über den Gartenweg zum Zaun. „Keine Sorge, alter Junge. Ich habe haufenweise Münzen in Chaosville. Sobald ich da war, um meine Sachen zu holen, haben Sie sie in Ihren Patschehufen.“
Martingale runzelte die Stirn. „Aber ich nehme nur Münzen …“
„Bin gleich wieder da!“ Das Drachenpony verschwand mit einem lauten Plopp! Martingale hatte kaum begriffen, was da vor sich ging, als Discord auch schon wieder auftauchte. Doch diesmal hatte er bergeweise Kisten mit der Aufschrift „Neues Haus Ponyville“ dabei. Er schlenderte an ihnen vorbei und hielt dem Pony ein Stück Papier mit roten Saftflecken hin.
„Was ist das?“ Martingale schielte auf den Zettel und las mit monotoner Stimme vor: „Ich, Discord, der mächtigste und chaotischste Bewohner von Ponyville, schulde Ihnen eine einmalige Zahlung meiner Wahl, zahlbar bei voller Zufriedenheit meinerseits mit dem Grundstück und der Wohnsituation, außerdem … He! Moment mal!“
„Ah, ah, ah!“, sang Discord und verschloss die Lippen des Ponys mit einer Bewegung seiner spitzen Kralle. „Keine Widerrede, Unwichtiges Inkonsequentes Pony.“ Martingale versuchte zu sprechen, aber die Worte kamen nicht heraus. Aus seinem Mund drangen nur dumpfe, ärgerliche Laute.
„Wie war das?“, neckte ihn Discord. Er hielt sich die Löwenpranke hinter das rechte Ohr und beugte sich so weit hinunter, dass sein Hirschgeweih fast die orangefarbene Mähne des Ponys berührte. „Abgemacht? Wunderbar!“ Discord zeigte auf das Vorderbein des Ponys, woraufhin Martingale den Huf hob und ihn auf ein regenbogenfarbenes Stempelkissen drückte. Verzweifelt kämpfte er gegen den Zauber an, doch er konnte sich nicht dagegen wehren, den Huf auf den Vertrag zu setzen. Discord lächelte und machte mit der Kralle eine rasche Bewegung in der Luft. Plötzlich erschien auch seine Unterschrift, die aussah wie ein Tornado, auf der Schriftrolle. „Großartig!“ Ein rotes Schild mit der Aufschrift „Verkauft“ baumelte nun von dem Schild, auf dem „Zu verkaufen“ stand.
„Aber ich wollte den Vertrag nicht unterschreiben!“ Martingales Worte sprudelten aus seinem Mund, sobald er ihn wieder öffnen konnte. Er trabte zu Discord und schob ihm mit finsterem Blick das Pergament hin. „Und bezahlt haben Sie auch nicht!“
„Warum machen Sie dann mit mir Geschäfte, Sie Dummerchen?“
Martingale blickte sich panisch um, während er nach einer Antwort suchte, die nicht alles noch schlimmer machte. Aber als er seinen Mund öffnete, um etwas zu sagen, war nichts zu hören.
„Hat die Katze Ihre Zunge geklaut?“ Discord kicherte. Er schwebte über einem schwarz-weißen Kätzchen, das mit etwas Kleinem, Rosafarbenem spielte. Martingale kam verstört herangaloppiert. „Meie Uuue!“
Discord verdrehte die Augen und klatschte Krallen und Löwenpranke zusammen. Wie von Zauberhand hatte Martingale die Zunge wieder im Mund.
„Hören Sie auf, mich stumm zu zaubern, Sie … Sie … Bestie!“ Martingale stampfte mit dem Huf auf. „Ich hätte Ihnen niemals irgendwelche Häuser in Ponyville zeigen sollen, nicht mal dieses. Sie bringen das Chaos mit, wohin Sie auch gehen!“
„Chaos? Moi?“ Discord klimperte mit den übergroßen gelben Augen. Ein leuchtender Heiligenschein erschien über seinen Hörnern. „Wann hatte ich denn jemals mit so etwas zu tun?“ Er konnte das hämische Grinsen nicht zurückhalten.
Das Pony schnaubte. „Der Vertrag ist auf keinen Fall rechtlich bindend. Ich gehe zur Bürgermeisterin!“
Discord begann, die erste Kiste mit der Aufschrift „Linke Socken und Küchenspülen“ auszupacken. „Oh prima, dann muss ich nicht selbst hin. Sagen Sie ihr, ich freue mich schon auf das Kartenspielen am Donnerstagnachmittag. Ich bringe den siebenschichtigen Bohnendip