Ein Licht in der Dunkelheit. Bo R. Holmberg
Hut, schwarze Stiefel und eine lange Lederjacke. Und in der Hand trug er eine kleine Reisetasche.
„Gammagnes!“, sagte er.
Er schleuderte Papa den Hut zu und hob Agnes für einen Augenblick auf seine Schultern. Dann stellte er sie wieder auf den Boden, drückte auf ihre Nase und schüttelte ihr so sehr die Hand, dass Agnes dachte, sie müsse kaputtgehen.
Er schlug Papa auf die Schulter.
„Schön, für ein Wochenende hier zu sein“, sagte er. „Was macht das Leben mit dir?“
„Immer dasselbe Elend“, antwortete Papa, aber er lächelte.
Agnes saß auf dem Heimweg hinten im Auto, ohne Walkman. Jörgens Haare waren lang und gelockt und hingen ihm weit über den Kragen. Manchmal drehte er sich zu ihr um, drückte auf ihre Nase und sagte: „Gammagnes.“
Dann pfiff er und schlug dazu den Takt auf dem Armaturenbrett.
„Hier liegt aber noch viel Schnee“, sagte er. „Nächste Woche fahr ich auf die Kanarischen Inseln. Dort hab ich einen Auftritt.“
„Manche haben’s gut“, sagte Papa.
Jörgen drehte sich zu Agnes um.
„Und wie geht es Gammagnes?“, fragte er.
Abends verschwand Martin. Papa und Jörgen saßen vorm Fernseher und tranken Drinks.
„Einen kleinen“, sagte Jörgen.
Drinks waren Gin mit Grapefruitsaft oder Wodka mit Apfelsinensaft. Jörgen hatte zwei Flaschen mitgebracht und hob sein Glas oft, um Papa zu zeigen, dass es leer war.
Agnes wurde ins Bett geschickt, aber sie stand bald wieder auf, setzte sich auf die Treppe und versuchte zu lauschen. Sie hatte ihre Decke mitgenommen und machte sich ein gemütliches Kuschelnest auf einer Treppenstufe.
Sie hörte Gläserklirren, die murmelnden Stimmen und das Geräusch vom Fernseher. Dabei döste sie ein, wurde aber jäh wieder wach. Der Fernseher rauschte. Sie hörte Papas Schritte, als er zum Apparat ging. Dann wurde es still. Jörgen hustete.
„Noch einen Kleinen?“, fragte er.
„Okay“, sagte Papa. „Wenn wir denn beide Flaschen leeren wollen, die du mitgebracht hast.“
Seine Stimme war laut und klang anders als sonst. Den Stimmen der Erwachsenen war leicht anzumerken, wenn sie Drinks genommen hatten. Bei Papa war das sofort zu hören. An einem Samstagabend, als sie bei Göran und Britta eingeladen waren, hatte er sich sogar übergeben. Er hatte mit dieser lauten anderen Stimme geredet, und dann war er zur Toilette gegangen, und Agnes hatte gehört, dass er sich immer wieder übergeben hatte.
„Ja, es ist nicht immer leicht“, sagte Jörgen. „Sind es jetzt fünf Jahre her?“
„Mehr als fünf“, sagte Papa. „Fünf Jahre und zwei Monate. Es war im August.“
Jetzt klang seine Stimme schwächer. Es war, als ob die Wörter nicht richtig herauswollten.
„Mehr als fünf Jahre, seit ...“
Und dann fing er plötzlich an zu weinen. Er weinte laut. Er weinte und weinte, und Jörgen versuchte ihn zu beruhigen und zu trösten.
Agnes stand auf, und in die Decke gewickelt floh sie in ihr Zimmer. In ihrem Magen knäulte es sich, als ob darin ein Schlangennest wäre.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.