Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg
schnaubte.
»Das ist doch nur ein billiger Trick.«
»Stimmt«, gab Bruder Pirmin unumwunden zu. »Um ehrlich zu sein, weiß ich nur eines: Auch die dunkelste Nacht hat einmal ein Ende. Und jedes Mal wieder erheben sich Freude und Glück wie Phönix aus der Asche empor. Sicher, es kann eine Zeit lang dauern. Aber eines Tages wird es so weit sein.« Ein Gedanke kam ihm in den Sinn. »Welche Träume hatte Ihre Frau?«
»Inga?« Zum ersten Mal seit Ingas Tod lächelte Uwe. Er bemerkte es nicht. »Sie wollte alles und am liebsten alles auf einmal«, gestand er rau. »Aber ihr größter Wunsch war es, die Trauernden mit ihren Blumen zu trösten. Ihnen Mut zu machen. Ihnen zu zeigen, dass das Leben weitergeht.« Er machte eine Pause. Wischte sich eine Träne von der Wange. »Inga wollte die Menschen an die Schönheit erinnern, die das Leben trotz allem noch bereithält. Auch wenn man sie manchmal nicht sehen kann.«
Bruder Pirmin nickte beeindruckt.
»Was für ein schöner Gedanke«, seufzte er. »Finden Sie nicht, dass es Ihre Aufgabe ist, diesen Traum weiter zu träumen? Für Ihre Frau? Für sich selbst?«
»Und für deine Tochter«, erklang auf einmal eine Stimme hinter Pirmin.
Er drehte sich um. Starrte die Frau mit den rotgeweinten Augen an, genauso wie Uwe seine Tochter anstarrte.
»Annabel!« Wie hatte er sie nur vergessen können?
»Papa!«, schluchzte Annabel auf. »Du kannst mich doch nicht allein lassen. Du nicht auch noch.«
Mucksmäuschenstill war es im Klinikgarten, als der Mann von der Dachkante verschwand. Niemand wagte zu atmen. So musste es sich anfühlen, wenn die Zeit stillstand. Wann würden sich die Uhren weiterdrehen?
Endlich öffnete sich die Tür zum Garten. Bruder Pirmin wurde mit frenetischem Applaus begrüßt. Er war allein. Aber nicht lange. Erst unter Gewaltandrohung gelang es den Feuerwehrleuten, den Mönch aus den Fängen der Schaulustigen zu befreien und zum Klinikchef zu geleiten.
Daniel Norden breitete die Arme aus.
»Bruder Pirmin, ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.« Seine Stimme bebte vor Ergriffenheit.
Pirmin stand die überstandene Aufregung ins Gesicht geschrieben. Trotzdem lachte er.
»Wie sagen Sie immer so schön? Ich habe nur meine Pflicht getan. Obwohl mir der Gedanke, ein rettender Engel zu sein, ganz gut gefällt.« Er zwinkerte Milan Aydin zu.
»Ihre Mitbrüder werden Augen machen, wenn sie diese Geschichte hören. Dann wird der Spott hoffentlich ein Ende haben«, tat er seine Hoffnung kund.
»Ach!« Auf dem Rückweg ins Krankenzimmer winkte Bruder Pirmin ab. »Dann finden sie etwas anderes, worauf sie herumhacken können. Und so unrecht hatten sie ja vielleicht gar nicht.« Ein spitzbübisches Lachen. »Auch ein Gottesdiener ist schließlich nur ein Mensch. Und das ist auch gut so.«
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