Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper


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ein einziger Arbeiter in diesem Tempel der Minerva hat es jedoch, dem Vernehmen nach, bis zu einer Übersetzung des Vergil gebracht. Er trat bei einer Jahresprüfung zum größten Entzücken aller seiner Verwandten, einer Pächtersfamilie in der Nachbarschaft, auf, und sagte die ganze erste Ekloge auswendig her, wobei er die Intonationen des Dialogs mit ungemein viel deklamatorischem Takt und lebhafter Wirkung auf das Auditorium einhielt. Die Töne:

      Titty-ree too patty-lee ree-coo-bans sub teg-mi-nee faa-gy Syl-ves-trem ten-oo-i moosam medi-taa-ris aa-ve-ny – wie sie im Munde des jungen Gelehrten klangen, wurden indes zum letzten Male in diesem Gebäude gehört, wie es auch wahrscheinlich hier oder anderswo das erstemal in dieser Pronunziation war. Bei dieser Gelegenheit entdeckten die Vorstände des Instituts, daß sie der Zeit vorgegriffen hätten, und der lateinische Lehrer oder Instruktor wurde durch einen Schulmeister ersetzt, der, dem Grundsatz ›Eile mit Weile‹ getreu, den gewöhnlichen englischen Elementarunterricht erteilte.

      Von dieser Zeit an bis zu der Periode unserer gegenwärtigen Geschichte war die Akademie nichts weiter als eine gewöhnliche Landschule, und das große Zimmer des Gebäudes wurde nur des Abends hin und wieder bei außerordentlichen Anlässen als Gerichtssaal, bisweilen aber auch zu religiösen Konferenzen gebraucht; nachmittags mußte es wohl auch zu einem unter Richards Auspizien gegebenen Ball dienen, und jeden Sonntag morgen wurde daselbst der Gottesdienst abgehalten.

      Kam ein reisender Prediger der Methodisten, Baptisten, Universalisten oder der noch zahlreicheren Presbyterianer zufällig in die Gegend, so wurde er gewöhnlich eingeladen, in Templeton Gottesdienst zu halten, wofür sodann, ehe die Gemeinde auseinanderging, in einem Hut für ihn gesammelt wurde. Wenn sich kein regelrechter Geistlicher auffinden ließ, so wurde von etlichen der begabteren Mitglieder ein und das andere Gebet – aus dem Herzen, wie man es nannte – gehalten und durch Herrn Richard Jones eine Predigt von Sterne vorgelesen.

      Die Folge dieses Mangels einer eigentlichen Seelsorge war, wie bereits oben angedeutet, eine große Meinungsverschiedenheit in den schwerer begreiflichen Glaubenspunkten. Jede Sekte hatte ihre Anhänger, obgleich keine regelrecht organisiert und diszipliniert war. Von der religiösen Erziehung Marmadukes wurde bereits berichtet; übrigens trug dessen Vermählung keineswegs dazu bei, den unbestimmten Charakter seines Glaubens ganz zu beseitigen. Elisabeths Mutter, wie auch die Mutter des Richters waren Anhängerinnen der bischöflichen Kirche gewesen, und Marmadukes gerader Sinn empörte sich gegen die vertraulichen Zwiegespräche, welche die Häupter der Versammlungen bei ihren nächtlichen Zusammenkünften mit der Gottheit pflogen; er hielt es daher, wenn auch nicht dem Wesen, so doch der Form nach, mit der Hochkirche. Auf der andern Seite war Richard ein strenger Eiferer für die Dogmen und Zeremonien dieser Glaubensform; wie er es denn auch einige Male, wenn an einem Sonntag gerade die Kanzel leerstand, versucht hatte, das bischöfliche System geltend zu machen. Da aber Richard alles gern übertrieb und sich gewissermaßen eine päpstliche Autorität anmaßte, so sah er sich am zweiten Sonntag von dem größten Teile seiner Zuhörer verlassen, und am dritten Sonntag bestand sein ganzes Auditorium nur noch aus Ben Pump, in dem sich alle Hartnäckigkeit und alle Rechthaberei eines orthodoxen Hochkirchlers vereinigten.

      Vor dem Ausbruch des Revolutionskrieges wurde die englische Kirche in den Kolonien von einigen ihrer Anhänger im Mutterland mit großem Interesse unterstützt, und einige von ihren Kongregationen hatten sich wirklich großer Fonds zu erfreuen. Aber sobald die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten erklärt war, erschlaffte diese christliche Sekte, da es in ihrem Klerus an der gehörigen Ordnung und an einem leitenden Oberhaupt fehlte. Um diesen Nachteil zu beseitigen, wurden endlich fromme und begabte Geistliche auserlesen und nach England geschickt, um daselbst die bischöflichen Weihen zu holen, die, wie man meint, nur dem einen von dem anderen erteilt werden können, indem man auf diesem Wege jene Einheit der Kirchen zu erhalten hofft, die einem Volk vom gleichen Stamme ziemt Hier gab es jedoch unerwartete Hindernisse wegen der Beeidigungen, mit denen Englands Politik ihr Grundprinzip festhalten wollte, und so verging viel Zeit, ehe sich die englischen Prälaten in ihrem gewissenhaften Pflichtgefühl dazu herabließen, eine so eifrig gesuchte Würde auf die amerikanischen Sendlinge zu übertragen. Zeit, Geduld und Eifer beseitigten jedoch jedes Hindernis, und die hochwürdigen Herren der amerikanischen Gemeinden kehrten endlich als erste Würdenträger der sichtbaren Kirche zu ihren harrenden Diözesen zurück. Nun wurden Priester und Diakone ordiniert und Missionare ausgeschickt, um die erlöschende Flamme der Andacht bei denjenigen Kirchenangehörigen, die durch ihren Aufenthalt in neuen und noch unorganisierten Distrikten des gewöhnlichen Kultus beraubt waren, wieder anzufachen.

      Zu der Zahl der letzteren gehörte Herr Grant. Er war in den Strich geschickt worden, dessen Hauptort Templeton war, und Marmaduke hatte ihn freundlich eingeladen, seinen Wohnsitz im Dorfe zu nehmen, ein Ansinnen, welches durch Richards glaubenseifriges Drängen sehr unterstützt wurde. Man errichtete für den Geistlichen und seine Familie eine kleine bescheidene Wohnung, und sein Einzug hatte nur einige Tage vor dem Augenblick stattgefunden, welcher ihn dem Leser zum ersten Male vorführte. Da seine Doktrin den meisten Einwohnern noch ganz neu war und zufällig ein Geistlicher von einem andern Bekenntnis, der einen Zögling an die Akademie geliefert, das am ersten Sonntag schweigend zusehen; aber als nun sein Nebenbuhler einem Meteor gleich, die Luft mit dem Licht seiner Weisheit erfüllend, wieder verschwunden war, erhielt Richard den Auftrag, der Gemeinde zu verkündigen, daß der hochwürdige Herr Grant am Vorabend des heiligen Christfestes im Saal der Akademie zu Templeton öffentlichen Gottesdienst nach dem Ritus der englischen protestantischen Kirche abhalten werde. Diese Ankündigung veranlaßte eine große Bewegung unter den Anhängern der verschiedenen Sekten. Einige waren neugierig, was wohl dabei herauskommen werde; andere spöttelten darüber; bei weitem der größere Teil aber hielt es, eingedenk der bereits von Richard gemachten Versuche und der Toleranz oder vielmehr der Lauigkeit von Marmadukes Grundsätzen hinsichtlich des Sektenwesens, für das beste, zu schweigen. Dessenungeachtet blieb aber der anberaumte Abend ein Gegenstand der gespanntesten Neugierde, die keineswegs vermindert wurde, als man am Morgen des ereignisvollen Tages Richard und Benjamin, jeden mit einem schweren Bündel von Immergrün auf dem Rücken, aus dem benachbarten Wald nach der Akademie zurückkehren sah. Man gewahrte auch, daß das würdige Paar die Tür sorgfältig hinter sich verschloß, weshalb das, was dort vorging, den Dorfbewohnern ein tiefes Geheimnis blieb. Herr Jones hatte vor dem Beginn dieses geheimnisvollen Geschäftes dem Schulmeister, zur großen Freude seiner flachsköpfigen Herde, angekündigt, daß an diesem Tag keine Schule gehalten werden könne. Marmaduke war über die Vorbereitungen brieflich unterrichtet, und demgemäß hatte er es so eingerichtet, daß er und Elisabeth noch zeitig genug ankamen, um an den Festlichkeiten des Abends teilzunehmen.

      Nach dieser Abschweifung kehren wir zum Gang unserer Geschichte zurück.

       Inhaltsverzeichnis

      O Wunder! Auf dem reichbedeckten Tisch

       Dampft jede Art von Fleisch – Geflügel – Fisch;

       Der Gäste Reih’ ist nach dem Rang zu schauen,

       Indes sie sich im Vorgenuß erbauen

       Und mit den Augen schon das Mahl verdauen.

      Heliogabaliade

      Das Zimmer, nach welchem Monsieur Le Quoi Elisabeth führte, stand durch die unter Didos Aschenkrug befindliche Tür mit der Halle in Verbindung. Es war geräumig und ziemlich proportioniert, aber in den Ornamenten und der Verzierung ließen sich dieselbe Verschiedenheit des Geschmacks und die gleiche Unvollkommenheit unterscheiden, die wir in der Halle wahrgenommen haben. Das Möbelwerk bestand aus einem Dutzend grün angestrichener Armstühle, die mit demselben Wollmoiré ausgeschlagen waren, welchen wir bereits als den Stoff von Remarkables Rock bezeichnet haben. Die Tische waren mit Tafeltüchern belegt, so daß man ihr Material und die Kunstfertigkeit des Tischlers nicht sehen konnte, obgleich sich die Schwerfälligkeit der umfangreichen Konstruktion nicht verkennen ließ. Ein ungeheurer Spiegel mit vergoldetem Rahmen hing an der Wand, und ein lustiges Feuer, unterhalten mit dem Holz des Zuckerahorns, flackerte auf dem Herde. Letzteres erregte zuerst die Aufmerksamkeit des Richters,


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