Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 3. Walter-Jörg Langbein

Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 3 - Walter-Jörg Langbein


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Untersuchen wir gemeinsam das Antlitz des fliegenden Gottes Make Make auf der Osterinsel und suchen wir nach der rätselhaften steinernen Fratze, die vor vielen Jahrhunderten hoch oben auf einem der Externsteine in den Stein gemeißelt wurde. Sie wird von fast allen Besuchern übersehen.

      Fjodor Michailowitsch Dostojewski (6) schrieb: »Vieles auf Erden ist uns verborgen.« Suchen wir gemeinsam! Es lohnt sich! Denn wir werden »das Schönste, was wir erleben können« finden, nämlich »das Geheimnisvolle«. Davon war kein Geringerer als Albert Einstein überzeugt (7). Und um noch einmal Dr. phil. Manfred Hinrich zu zitieren (1): »Den Freiheitsdrang des Geistes hält niemand auf.« Also nur Mut! Keine Angst vor kühnen Gedanken!

      Machen wir uns auf zu Monstermauern (z.B.: Kapitel 1), Mumien (z.B.: Kapitel 2 und 3) und Mysterien (z.B.: Kapitel 11 und 36)!

      Fußnoten:

      1) *1926; †2015

      2) *1561; †1626

      3) *1809; †1849

      4) *1930

      5) *1882; †1963

      6) *1821; †1881

      7) *1879; †1955

      Von Cuenca in Ecuador fliegen wir nach Piura im Norden Perus. Von der Wüstenmetropole Piura – fast 300.000 Einwohner – bekommen wir nichts zu sehen. Unser Zeitplan ist zu knapp. Die Gluthitze der »Desierto Sechura«-Wüste macht uns zu schaffen. Wir werden in den winzigen »VIP-Bereich« des Flughafens geführt. Angenehme Kühle umfängt uns. Freundliche Angestellte erledigen die Passformalitäten. Flüchtig wird unser Gepäck kontrolliert. »Ihr habt Glück!«, lacht eine Stewardess. »Im Augenblick vertragen wir uns mit Ecuador, sonst würde sich die Einreise aus Ecuador höchst kompliziert erweisen.« Kopfschütteln ernten wir für unsere Reise um den halben Globus in den Norden Perus. Da gibt es doch nur alte Ruinen. Für die Regierenden sind Bodenschätze sehr viel wichtiger. Sie verheißen Reichtum. Und deshalb streiten sich Ecuador und Peru seit vielen Jahren immer wieder um den Grenzverlauf.

      Per Bus geht es weiter bis nach Olmos. 168 Kilometer auf der imposanten Pan Americana legen wir in zwei Stunden zurück. In Olmos warten bereits fünf Geländewagen auf uns. »Nur« 302 Kilometer liegen noch vor uns. Aber die Straßen machen das Weiterkommen mehr als mühsam. Nach acht Stunden (!) kommen wir endlich in »Laguna Pomacochas« an: Um 1.30 nachts stehen wir vor unserem Hotel. Wir sind erschöpft und übermüdet. Endlich gelingt es uns, auf uns aufmerksam zu machen. Einige Hotelangestellte lassen uns ein.

      Laguna Pomacochas liegt im Tal des Rio Utcumbamba. Es ist traumhaft schön. Wir haben aber leider keine Zeit, die herrliche Andenlandschaft zu erkunden, denn am Morgen geht es schon wieder weiter: nach Chillo bei Tingo. Die Fahrt bis nach Magdalena ist abenteuerlich. Die Straße ist wesentlich schlechter als man das in heimischen Gefilden von Feldwegen gewohnt ist. Wir haben März, und somit Regenzeit. Gewaltige Schlaglöcher, sie ähneln manchmal eher Kratern, machen die Fahrt zur Tortur. Die Straße schlängelt sich an steil emporragenden Felswänden entlang. Zum Glück sind wir mit geländegängigen Vehikeln unterwegs. Eigentlich hätten es auch drei getan. Wir wollen aber möglichst kein Risiko eingehen. Falls zwei der wendigen Fahrzeuge ausfallen, muss die Reise nicht unterbrochen werden. Tatsächlich haben wir mehrfach Autopannen. Wir fahren mit den fahrtüchtigen Autos weiter, die defekten bleiben zurück. Sie werden notdürftig repariert und holen uns wieder ein!

      Mitten in den Anden wartet das spartanische »Hostal el Chillo« auf uns. Es besteht aus zwei Haupthäusern und bungalowartigen kleineren Gebäuden. Mehrere Bungalows teilen sich eine Dusche. Der Chef, Oscar, hat die kleine Anlage mit seiner Familie selbst gebaut. Schon das Heranschaffen der Steine war eine Meisterleistung in der abgelegenen Region. Man sieht es den einzelnen Gebäuden an, wann sie gebaut wurden. Haus Nr.1 ist inzwischen baufällig. Der Frühstücksraum ist noch intakt.

      Oscar reicht zur Begrüßung einen selbstgebrannten Zuckerrohrschnaps… ein wahres Feuerwasser! Selbst gebaut ist auch ein Wasserrad, angetrieben von einem eisigen Gebirgsbach. So erzeugt Oscar eigenen Strom. Eiskalt sind auch die Duschen. Aber wir suchen keinen Luxus, wir möchten Kuelap, eine geheimnisvolle Ruinenstadt, besichtigen. Gebaut wurde sie als gewaltige Wehranlage von dem Volk der »Chachapoyas«. Der Name stammt von den Inkas, den Feinden der Erbauer der Monstermauern hoch in den Anden.

      Ob die archäologischen Funde in Oscars Sammlung aus Zeiten der »Chachapoyas« echt sind? Wir wissen es nicht. Echt ist jedenfalls die warmherzige Freundlichkeit, mit der wir von Oscar und seiner Familie behandelt werden. »Fremde kommen selten in unsere Gegend.«, meint ein wenig enttäuscht Oscar. Er hat auf Touristenströme gehofft. Vielleicht wird ja Kuelap eines Tages touristisch erschlossen und Oscar weiß nicht, wohin mit den Gästen.

      Unser Ziel: Kuelap, die Festung der »Wolkenkrieger«. Mit unseren Geländewagen versuchen wir so weit wie möglich an die mysteriöse Anlage heranzukommen. Fast dreitausend Meter über dem Meeresspiegel wurde die wahrhaft gewaltige Anlage errichtet. Die Luft ist dünn und eiskalt. Die Kameratasche wird zur Qual. Schritt für Schritt kämpfen wir uns voran. Es geht bergan.

      Auf einem schmalen Fußweg ächzen wir vorbei an unscheinbaren Mäuerchen. Sie sind Jahrhunderte alt. Wackelige kleine Holzbänkchen laden zur Rast ein. Wir stolpern an ihnen vorbei. Längst frieren wir nicht mehr, wir schwitzen wie die Bären. Und unser »kleines Gepäck« wird immer schwerer. Merkwürdige Steinmauern mit seltsamen Mustern verraten uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Irgendwo muss die geheimnisvolle Ruinenstadt sein. Wir schleppen uns weiter über Wurzeln und seltsam behauene Steinbrocken. »Bald sehen wir Kuelap!« macht uns unser Guide Mut. Von der mysteriösen Stadt aber – keine Spur. Plötzlich wird es ungemütlich: »Nebelbänke« tauchen auf, als wollten sie ein Geheimnis vor uns verbergen. Man fühlt sich in den Roman »2010«, verfasst von Ursula Prem, versetzt. Im Thriller von Ursula Prem spielen Nebelbänke eine ganz zentrale, unheimliche Rolle.

      Doch die wattig-weißen wabernden Schwaden verschlingen uns nicht, so gespenstisch sie auch wirken. Sie stimmen aber nicht gerade optimistisch: Werden wir überhaupt etwas Interessantes zu sehen bekommen?

      Plötzlich reißt die alles verbergende Wolkendecke auf, gibt den Blick auf eine fantastisch anmutende Anlage frei. Eine wuchtige Steinmauer taucht aus dem Nichts auf. Sie ist gut zwanzig Meter hoch. Wir staunen. Die Meisterleistung der Baumeister der »Wolkenkrieger« macht uns sprachlos. Bis zu 200 Kilogramm wiegen die Granitblöcke, aus denen die Mauer aufgetürmt wurde. Wir gehen an diesem monumentalen Bauwerk vorbei. Aus den Steinen, so hat man berechnet, hätten leicht mehrere »Cheopspyramiden« gebaut werden können! 1.500 Meter lang ist die Mauer. Sie umschließt das Oval der Stadt »Kuelap«.

      Mächtige Mauern…

      Im Schutz der Mauer lebte ein geheimnisvolles Volk, das der Chachapoyas. Bisher wurden in verschiedenen Regionen von »Kuelap« die Fundamente von rund 400 meist ovalen Gebäuden freigelegt. Von ganz besonderer Bedeutung muss einst ein gewaltiger Turm gewesen sein. Wie groß mag er einst gewesen sein? Wie hoch mag er einst in den Himmel geragt haben? Niemand vermag das zu sagen. Heute ist nur noch ein zwölf Meter hoher Stumpf übriggeblieben. Er erinnert von seiner Form her an ein Tintenfass. Deshalb wird er »El Tintero« (Tintenfass) genannt.

      Fiel das Bauwerk einem Angriff von Feinden zum Opfer? Oder verdankt es seinen erbärmlichen Zustand, in dem es sich heute befindet, dem Zahn der Zeit, der schon seit vielen Jahrhunderten an ihm nagt? Ein seltsames Gesicht wurde von den Erbauern von Kuelap sorgsam in einen der Steine geritzt. Wen oder was zeigt es? Einen Wolkenkrieger (andere Bezeichnung: Wolkenmensch), vielleicht einen besonders vornehmen oder wichtigen Bewohner der Stadt? Oder ist es eine Gottheit, die uns da stoisch anblickt. Sind wir störende Besucher aus dem fernen Europa für sie?

      Welchem Zweck diente das kuriose Bauwerk? Angeblich war es einst eine Art Sternobservatorium. Von einem kleinen Raum im Inneren – so heißt es – sollen die Sterne durch einen zum Himmel ausgerichteten Schacht beobachtet worden sein. Waren die »Wolkenkrieger« Anhänger einer Religion, in deren Zentrum


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