GUARDIANS - Der Verlust. Caledonia Fan

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Noch am Nachmittag hatte er drei Mietwagen ausgewählt, bestellt und von der Autovermietung in Flores die Zusicherung erhalten, dass die Wagen am Flughafen bereitstehen würden.

      Da sie mitten in der Nacht ankamen, war Tamira mittags mit einem Taxi in die Stadt gefahren und hatte die Schlüssel für die Wagen geholt. Sie würde die Ankömmlinge am Flughafen erwarten. Sadik vermutete, dass sie spätestens um ein Uhr landen und dann um halb drei Uhr morgens im Hotel in San Andrés sein würden.

      Am Vormittag würden alle die Möglichkeit bekommen, sich auszu­schlafen. Es blieb genug Zeit, um am Nachmittag nach Carmelita zu fahren.

      Er hörte an Tamiras Stimme, dass sie froh war über die Verstärkung. Von Nanita Vermosa hatte sie keine Nachricht bekommen, also gab es im Dorf nichts Neues. Dabei hatte er so sehr darauf gehofft …

      "Hat schon mal einer dran gedacht, dass dieser … Stealer bei dem Verschwinden der beiden seine Hände im Spiel haben könnte?"

      Kolls Stimme hatte die schläfrige Ruhe, die vom gedämpften Dröhnen der Triebwerke begleitet wurde, unterbrochen.

      Bran hob den Kopf, der in der aufgestützten Hand geruht hatte, während der Zwanzigjährige die unter ihnen vorbeiziehenden Wolken betrachtete. "Ja, ich." Er rutschte etwas tiefer in den bequemen Sessel und legte die Füße neben den schlafenden Jais auf den Sitz. "Aber es erschien mir zu … unwahrscheinlich."

      "Wieso?"

      "Na woher sollte der Kerl wissen, dass Tiana und La'ith zu genau dieser Zeit an genau diesem Ort sein würden? Und dass sie überhaupt in Mittelamerika sind? Oder dass La'ith und Tiana Gaben haben? Selbst wenn er Lichtsignaturen wahrnehmen könnte - Tiana hat keine und La'ith verbirgt seine." Er schüttelte den Kopf.

      "Aber in Amerika sind die meisten Fälle aufgetreten", wandte Trajan ein, der mit einer Cola aus der Bordküche kam und sich neben Bran auf den Sitz warf. "Da wäre es doch das Logischste, wenn er auch hier dahinterstecken würde."

      "La'iths Idee mit der Begabten-Datenbank macht Sinn", meldete sich Hennak zu Wort, der sich auf einer der Bänke ausgestreckt und bis eben gedöst hatte. "Ich habe schon öfter überlegt, wie dieser Typ seine Opfer findet. Aber selbst wenn die Datenbank sie ihm liefert - woher weiß er, wann er zuschlagen muss?"

      "Vielleicht beschattet er die Opfer eine Weile und wartet auf den richtigen Moment, wo er unbeobachtet mit ihnen verschwinden kann." Es zischte, als Trajan seine Büchse öffnete.

      "Ach, eine Bushaltestelle am Markt oder ein Einkaufs­zentrum sind der richtige Moment?", brummte Shujaa belustigt.

      Tianas Bruder setzte ab und verdrehte genervt die Augen. "Trag doch selber mal ein paar konstruktive Gedanken bei!", knurrte er zurück.

      Der dunkelhäutige Guardian grinste. "Muss ich nicht. Ich bin sicher, Koll hat alles, was ich vorbringe, schon zehnmal durchdacht."

      "Wir sollten die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass er es war, und jemanden an dem Platz warten lassen, wo die zwei verschwunden sind", meinte der, als hätte es die ganze Unterhaltung zwischen seinen beiden Sätzen nicht gegeben. "Dann dürften die Vermissten auch dort wieder auftauchen."

      Sadik, der sein Tablet weggepackt hatte, nickte zögernd. "Wir werden sehen, was wir vorfinden. Zwei Tage bleiben uns noch."

      "Hat sich eigentlich irgendjemand mal die Mühe gemacht, zu prüfen, ob die Rückkehrzeiten der Opfer mit denen ihres Verschwindens übereinstimmen?", wollte Hennak wissen. "Das wäre ziemlich hilfreich, wenn sie es täten."

      "Tun sie nicht." Sadik schüttelte den Kopf. "Tamira hat es gecheckt. Die Verschwundenen tauchen lediglich drei Tage danach wieder auf, Zeiten spielen keine Rolle."

      "Mist!" Hennak hieb auf das unschuldige Polster seiner Armlehne. "Es hätte ja auch mal irgendwas einfach sein können!"

      "Ich glaube, die wirklich schwierigen Dinge, die vor uns liegen, kennen wir noch gar nicht", ließ sich Yonas vernehmen. "Das ist ein Land, das sich nicht mit England vergleichen lässt, und ich finde das 'D' für diese Mission berechtigt, wenn ich dran denke, auf was wir uns einlassen."

      "Ist mit völlig egal, welche Sicherheitsstufe Sadik dem Einsatz verpasst hat!" Trajan wischte Yonas' Bemerkung mit einer Handbewegung beiseite. "Ich will die beiden finden, wo auch immer sie sind. Und wehe dem, der mir dabei im Weg stehen wird!"

      "Ach, willst du? Im Alleingang? Sag Bescheid, falls wir dir im Weg stehen", kam es leise von der letzten Bank. "Nicht dass wir vielleicht die Ein-Mann-Rettungsmission behindern."

      "Du kannst es nicht lassen, was?", knurrte Hennak und wandte den Kopf zu Ethan um.

      "Soll er halt nicht so einen Schwachsinn reden." Brans bester Freund stand auf und kam langsam den Mittelgang hervor. "Wir können hierbei keine Superhelden gebrauchen. Dieses Land tickt anders, das hat Yonas schon gesagt. Also besser du markierst hier nicht den starken Mann."

      "Ich denke nicht, dass es so gemeint war, Ethan", versuchte Bran zu beschwichtigen.

      Sadik verfolgte die Diskussion stirnrunzelnd. Während er noch überlegte, ob er einschreiten sollte, erklang die Stimme des Piloten im Lautsprecher, der die Landung ankündigte. Jeder setzte sich auf seinen Platz.

      Ethan zuckte nur die Schultern und wandte sich ab. Er konnte nicht mehr sehen, wie Hennak und Trajan ihm nachschauten und dann einen wütenden und zugleich verächtlichen Blick tauschten.

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