Duo Dominant - wie werde ich eine Domina? | Erotischer SM-Roman. Carrie Fox
das Gefühl, begehrt zu sein. Das war sehr wichtig für sie, denn es steigerte ihr Selbstwertgefühl. Sie dachte an all die Männer, die ihr das Leben versüßten, wenn auch nur für eine Nacht. Die meisten hatten einen prägenden Eindruck auf sie hinterlassen, sie formten ihre Gedankenwelt und schärften ihre Sinne nach ausgiebigem Sex. Doch brachten sie alle, mal abgesehen von einem gewissen Sammelwert, einen Lebenssinn für Emma? Wohl kaum, denn alle tauchten zu Lusttänzen mit ihr auf und verschwanden genauso schnell wieder. Sie erinnerte sich an all ihre bisherigen Kurzaffären. Mikes Longdong, Sex auf Mallorca und den Gangbang … Aber war das alles in ihrem Leben? Sich zu vergnügen und alles mitzunehmen, was auf Sex ausgerichtet war? Emma fragte sich, ob es nicht besser wäre, einen Mann für sich zu beanspruchen, oder ob sie es dabei belassen sollte, sich sexuell auszutoben. Obwohl sie vom Swingerleben begeistert war, brannte tief in ihrem Innersten die Sehnsucht nach Zweisamkeit. Der Club war ihr zweites Zuhause geworden, aber … Was oder wer blieb ihr zum privaten Umgang übrig? War sie durch die Clubbesuche nicht eine verdammte Schlampe geworden, die sich – gierig auf Männerschwänze – alles einverleibte, was sich ihr bot? Wer in der Außenwelt wollte denn bitteschön so etwas? Sie bemerkte, wie sich ihre Wangen vor Scham rot überzogen und zu glühen begannen. Tiefe Selbstzweifel überkamen sie, aber sie dachte auch lächelnd daran, dass ihr all das zugänglich geworden war, wovon sie vorher nichts gewusst hatte.
Sie war wie ein Blumensamen gewesen. Am Anfang halb vertrocknet und klein, doch sobald er gegossen wurde, blühte er zu einer prächtigen Pflanze auf. War es in ihrem Swingerleben nicht auch so? Am Anfang hatte sie von nichts eine Ahnung gehabt, war kleinlaut und schüchtern gewesen. Je mehr die Männer sich aber um sie bemühten, sie verführten und sie sich dem heißen und feuchten Sex hingab, umso besser fühlte sie sich und umso ausgewählter gestaltete sie ihr Aussehen. Das Wachstum ihrer Kenntnisse und das Aufblühen ihres Selbstbewusstseins gaben ihr weiteren sexuellen Auftrieb. Sie spürte, dass es ihr guttat. Warum sollte sie es nicht auskosten? Sie war doch frei und ungebunden. Sie konnte tun, was sie wollte. Sie hatte so viel Lust in ihrem Kopf und ihr Körper verlangte förmlich nach ausgiebigem Sex. Ob es jemals aufhörte? Sie lächelte bei dem Gedanken, sich bis ins hohe Alter vergnügen zu können. Jedoch … Vielleicht bezeichnete man sie hinter vorgehaltener Hand schon als Nymphomanin? War sie wirklich schon so eine geworden, die niemals genug bekommen konnte? Sie hatte bemerkt, dass es im Club fast jeder auf sie abgesehen hatte. Man wollte sie, man begehrte sie … Oder war das alles nur Einbildung? Vielleicht begehrten die Männer sie gar nicht, sondern wussten, dass sich Emma sowieso jeden vornahm und es ein leichtes Spiel war, sie zu vögeln, weil sie es mit jedem trieb. Wie ein Schwertstich fuhr dieser Gedanke in ihr Herz. In diese Richtung sollte die Reise nicht gehen. Sie zweifelte plötzlich daran, dass sie den viel zitierten Spruch weiter ausleben wollte: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.
Tief in ihrer Seele bildete sich der Wunsch nach einer echten und liebevollen Beziehung. Doch wie es derzeit aussah, blieb es für Emma stets eine Illusion, den Richtigen zu treffen. Das Alleinsein hatte zwar seine Vorzüge, vor allem wenn es um freie Entscheidungen ging, aber manchmal sehnte sie sich nach dem spießigen Familienleben zurück, das sie vorher gehabt hatte. Ihr größter Wunsch war ein Mann an ihrer Seite, der zu ihr passte. Aber keiner der bisher Getroffenen hatte die Qualitäten, die sie sich wünschte. Keiner von ihnen war zu einer Beziehung bereit oder geeignet und im Grunde spielte sie ja nur mit den Männern. Oder spielten die Kerle mit ihr? Klar, sie zum Abspritzen im Chat zu verführen, war eine lustige und gleichzeitig herausfordernde Sache, und sich im Club vernaschen zu lassen, weil alle sie haben wollten, war ein überaus erhabenes Gefühl. Aber trotzdem fehlte ihr in letzter Zeit der gewisse Kick. Die Premieren und Sensationen in Sachen Sex waren weniger geworden. Emma kannte bereits alles. Alle Stellungen, alle Themen. Manchmal wollte sie noch nicht einmal den Namen ihres Fickpartners wissen. Es war ihr egal geworden, denn sie wusste inzwischen, dass nichts Bestand hatte, was sie im Club kennenlernte. Es war ihr zur Gewohnheit geworden. War das schlecht oder gut? Leitete es sie vielleicht in eine Richtung, die sie nicht mehr beeinflussen konnte?
Gewohnheit … wie das klang… Plötzlich fiel ihr der Spruch ein, der als Orakel auf ein kleines Zettelchen geschrieben war, das sie aus Mallorca mitgebracht hatte: Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter. Sie musste auf sich aufpassen, das spürte sie nun in aller Deutlichkeit. Es schien, als würde sich der Sinnspruch weiter fortsetzen. Als wäre ihr Schicksal schon sehr nahe bei ihr. Sie konnte nur nicht erkennen, wie es aussah und was sie tun sollte. Die Selbstzweifel wurden plötzlich heftiger. Ihr Herz wurde schwer. Ihre Gewohnheiten sollten zu ihrem Charakter werden? Was sollte das bedeuten?
Sie ließ ihren Kopf nach unten sinken, atmete die Waldluft tief ein und versuchte, die Situation vernünftig zu überdenken. Sie versuchte abzuwägen, was ihr wichtiger war. Ein Leben in unendlicher Freiheit, in dem sie niemandem Rechenschaft darüber ablegen musste, was sie tat, warum sie es tat, wo und wie lange? Das bedeutete allerdings auch Einsamkeit. Ein neuer Mann an ihrer Seite hieße, sich wieder kümmern zu müssen, ihre eigenen Wünsche zurückzustecken, nicht mehr alles in vollen Zügen ausleben zu können. Andererseits – wäre eine Bindung vielleicht doch besser? Auch Liebe und Glück hingen daran, wenn eines Tages der Richtige käme. Ihre Gedanken tickten hin und her wie der Zeiger eines Metronoms, das den Takt ihres Lebens bestimmen wollte. Sie stand zwischen Sehnsucht und Gefühlskälte. Zwischen aufkeimender Vernunft und sexueller Gier. Die beginnende Gleichgültigkeit machte ihr zu schaffen. Sollte sie weiterhin das Mäuschen spielen, das auf verstecktem Weg ihr Glück in einem Etablissement suchte, das ja doch nur Schein war, oder sollte sie nun aufhören und sich wieder den realen Dingen im Leben widmen, die wirklich wichtig waren? So sehr Emma die Anonymität im Club schätzte, so wusste sie doch genau, dass all diese Männer nur einmal, höchstens zweimal mit ihr zusammentrafen und danach für immer verschwanden.
Alles schien sich im Kreis zu drehen. Ihre Gedanken bauten Türme auf, die sie mit ihren Überlegungen nicht mehr besteigen konnte. Emma kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf, als wollte sie die Gedankentürme zum Einsturz bringen. Sosehr sie auch überlegte, sie kam zu keinem vernünftigen Schluss. Ein Kompromiss wäre eine Pause. Es würde ihr mit Sicherheit gut tun, Abstand zu nehmen und auszuruhen, damit sie wieder klar denken konnte. Für eine Weile ihr Hobby abzulegen, schien ihr zunächst am sinnvollsten zu sein. Ja, das war eine gute Zwischenlösung. So hatte sie viel Zeit, zu überlegen und gründlich zu überdenken, wie ihre nächsten Schritte aussehen sollten.
Emma sah hoch und blinzelte in die Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch das Geäst gefunden hatten. Im goldenen Licht der Sonne sitzend, genoss sie die Wärme auf ihrem Gesicht und dachte daran, wie es wäre, für eine Weile enthaltsam zu leben. Plötzlich drängte sich Manuel in ihre Gedanken. Auch ihn hatte sie im Swingerclub kennengelernt, als sie ihre Gangbang-Party abgehalten hatte. Zunächst hatte er wie eine Statue alles beobachtet. Damals kam er ihr eine Spur zu arrogant und überheblich vor. Er war ein richtiger Kerl, ein willensstarker Mann mit einem perfekten Körper. Der Sex mit ihm war außergewöhnlich gut gewesen. Nie zuvor hatte sie Orgasmen mehrfach hintereinander erlebt und seine Methoden, sie von hart bis zart zu nehmen, waren einmalig faszinierend und schön. Keiner hatte es je besser gemacht. Wow. Konnte die Begeisterung für einen Mann jemals stärker sein? Er war die goldene Figur in ihrer imaginären Sammelvitrine. Seine Größe übertraf alle anderen Figuren, die sie in Gedanken dort abgestellt hatte. Doch auch Manuel hatte einen Haken. Seine Erklärung, er sei Besitzer eines SM-Studios, hatte ihr Angst gemacht. Sie fürchtete sich vor dem, was ihr unbekannt war. Wie so eine Folterhöhle von innen aussah, wollte sie gar nicht erst wissen. Aber Manuel war es auch, der sie darauf gebracht hatte, über ihre Situation nachzudenken. Er sagte, sie sei allein, mit allem, was sie liebte. Ja, es war wirklich so. Emma spann diesen Gedanken weiter und tatsächlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, dass Liebe für sie nur eine Einbildung sein musste. Freunde? Wo waren ihre Freunde? Die Herren der Schöpfung aus dem Swingerclub waren nur Fickpartner, sonst nichts. Auch ihre beste Freundin Valentina ließ sich nicht mehr blicken, weil sie mit Enrico glücklich war und ihre Zeit anscheinend nur noch mit ihm verbringen wollte. Enrico hatte Emma damals gewarnt, jeder Mann, den sie fickte, würde ihre Frustration steigern. Emma fühlte sie bereits. Es tat weh wie ein aufkommender Husten und war gleichzeitig ein eigenartiges, seelenkränkendes Gefühl. Wo sollte das alles enden? Sie musste etwas gegen dieses schlechte Gefühl unternehmen. Die geplante Pause konnte nur richtig sein! Wenn Emma an Manuel dachte,