Erklärung der Psalmen. Athanasius der Große
sich selbst gegeben hat: „Ich bin als das Licht in die Welt gekommen.“ und: „Ich bin vom Vater ausgegangen und bin gekommen.“ und: „Ich bin das Leben.“ 75
Daniel Barbarus. Dieses Zeugniß unterrichtet die unvollkommenen und unwissenden Kleinen und macht sie weise.
V. 9. „Die Rechte des Herrn sind gerade und erfreuen die Herzen.“ so viel als: die Rechtfertigung, die bei dem Gerichte über uns stattfand. Denn da er über uns zu Gericht saß, verstieß er den Fürsten der Welt und verlieh uns Freude im Herzen. „Das Gebot des Herrn ist hell und erleuchtet die Augen,“ nämlich die Augen des Geistes, indem es weither seinen Glanz sendet.
Daniel Barbarus. Nämlich des Geistes, indem es lehrt, wie man dem Gotte aller Dinge dienen müsse.
V. 10. „Die Furcht des Herrn ist rein und dauert in Ewigkeit.“ So ist gesagt zur Unterscheidung von der Furcht des Gesetzes. Denn dieses verhängt Strafe. Unsere Reinheit aber ist die Enthaltung von Sünden. Deßhalb ist auch die Furcht rein genannt, weil sie rein macht. Denn wegen der Furcht des Herrn, heißt es, bleibt man vom Bösen fern. Da aber die Furcht ewig ist, macht sie auch die ewig, in denen sie sich befindet. V. 12. »In ihrer Beobachtung ist große Vergeltung.“ Denn Lohn der Beobachtung wird, was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat, und was in keines Menschen Herz gedrungen ist.
Daniel Barbarus fügt bei: Es ist also ihre Beobachtung nicht ohne Gewinn, denn sie trägt großen und herrlichen Lohn ein. Bis hierher hat er aber von der Gottesfurcht gehandelt. Von da an befaßt er sich mit dem, was auf die Ausübung der Gerechtigkeit gegen die Menschen und die Rechtssprechung Bezug hat, und handelt von den menschlichen Vergebungen. Die Sünden theilt er in solche, die mit Überlegung, und in solche, die unfreiwillig geschehen. Von den letzteren geschehen einige aus Schwachheit, andere aus Zwang, wieder andere aus Irrthum.
Ps 19.
V. 1. Zum Ende, ein Psalm Davids.
Inhalt.
Der Psalm wird vorgetragen im Namen der Freunde Davids, die dem David selbst, da er das Opfer darbringt, ihre Segenswünsche aussprechen. Er läßt sich aber auch auf die Person der Apostel beziehen, wie wenn er am Tage der Kreuzigung vorgetragen worden wäre.
V. 2. „Es erhöre Dich der Herr am Tage der Trübsal.“ Er stehe Dir zur Seite. „Er schirme Dich er bewahre Dich.
V. 3. „Er sende Dir Hilfe aus dem Heiligthume und schütze Dich von Sion aus.“ Das sagt wohl zum Troste des Muthlosen entweder das Wort, das in der Seele vorhanden ist, 76 oder der heilige Geist. Beten aber muß, wer beängstiget ist, und die Hoffnung nicht aufgeben. Denn dann findet man bei Gott Erhörung.
V. 6. „Wollen wir frohlocken in Deinem Heile.“ Das Heil des Vaters in der Welt ist der Sohn, das Heil des Sohnes in der Welt das Kreuz.
Daniel Barbarus. Das Du dem Menschengeschlecht gegeben hast, durch Deine Auferstehung Allen offenbar gemacht hast.
V.7. „Der Herr erfülle alle Deine Bitten.“ Welches waren aber die Bitten, ausser : „Heiliger Vater, bewahre sie vor der Welt?’ 77 Offenbar aber meint er die, welche an ihn glauben. „Jetzt habe ich erkannt, daß der Herr seinen Gesalbten errettet hat,“ da er bereits vom Geiste über die Auferstehung erleuchtet ist.
„In der Macht der Rettung seiner Rechten.“ Er rettete uns, will er sagen, indem er große Kraft wirkte. Denn er deutet hier darin auf die Thaten bin, daß er die Kräfte der Rechten denen reicht, die ihm nahen. Das Wort „Rechte“ aber gebrauchte er hier wieder m menschlicher Weise, indem er die göttliche Wirksamkeit mit diesem Namen belegte.
V. 8. „Diese auf Wagen und Diese auf Rosse.“ 78 Wie er, da er Israel von den äusserlich wahrnehmbaren Ägyptiern rettete, die Wagen Pharaos und seine Macht ins Meer warf, in gleicher Weise zerschmetterte er, als er das Geschlecht sämmtlicher Menschen rettete, die Wagen der geistigen Ägyptier.
V. 10. „Herr, rette den König!“ Da wir nämlich eine so mächtige Stütze haben, so flehen wir, o Herr, diese uns selbst und unserm König fortwährend zu Theil werden möge.
Ps 20.
V. I. Zum Ende, ein Psalm Davids.
Inhalt.
Auch diesen Psalm bringen die schon angeführten Freunde des Königs dar, da er sich bereits über das aus seinem Namen der Welt entsprossene Heil freut. Denn das war es, was er im Herzen ersehnte und zu erlangen flehte. Als ihm das verliehen war, ist es ihm zu einer Krone von kostbarem Steine geworden, die sein Haupt verherrlicht. Denn David wird mit seinem Herrn und Sohn dem Fleische nach unter allen Völkern verherrlicht. Nicht aber bloß zur Krone ist ihm das Heil geworden, sondern auch zum Leben und zu hohem Alter, zu Herrlichkeit, Größe, Fröhlichkeit, Freude, Hoffnung und Barmherzigkeit, die nicht wankt.
V. 2. „Herr, in Deiner Kraft wird sich der König freuen.“
V.7. „Denn Du wirst ihm Segen verleihen ewiglich.“ In allen Geschlechtern, will er sagen, wird er gepriesen werden und vielgerühmt sein, da er durch Dich so großes Vertrauen erlangt hat. Denn statt mit Deinem Angesichte bat Symmachus durch Dein Angesicht übersetzt.79 Er wird also Freude haben, will er sagen, und beständige Heiterkeit, wenn er Dein Angesicht, das heißt, wenn er Dein Wohlwollen genießt. Veranlassung dazu hat ihm aber sein Vertrauen auf Dich gegeben. „Du wirst ihn erheitern durch Freude mit Deinem Angesichte.“ Das Angesicht des Vaters ist der Sohn. „Wer mich gesehen hat.“ sagt er. „hat den Vater gesehen.“ 80 Mit Diesem werden wir uns im Himmel wie mit dem Bräutigam als Brautführer freuen.
V.8. „Denn der König hofft auf den Herrn, und in seiner Barmherzigkeit. . .“ Er ist nämlich den Feinden überlegen, da er Deine Gnade genießt. Er genießt aber diese, indem er nicht auf einen Menschen vertraut, sondern nur auf Dich seine Hoffnung setzt.
V.9. „Deine Hand mögen finden alle Deine Feinde.“ Diese Worte werden an den Herrn selbst gerichtet wegen dessen, was gegen ihn vom jüdischen Volke geschehen ist.
V. 10. „Du wirst sie machen wie einen Feuerofen zur Zeit Deines Erscheinens,“ statt: Du wirst Ihnen am Feuer Antheil verschaffen. Denn das haben sie sich als einen Schatz für Deine zweite Ankunft erworben, wenn Du einem Jeden nach seinen Werken vergelten wirst. „Der Herr wird sie in seinem Zorne erschrecken und das Feuer sie verzehren.“ Zorn 81 nennt er die Strafe, die sie wegen der ihm zugefügten Mißhandlung erdulden werden.
V. 11. „Ihre Frucht wirst Du von der Erde vertilgen.“ Die schlechten Reden und Gedanken. Das sind die Nachstellungen von ihrer Seite, die durch die Auferstehung zunichte geworden sind. „Und ihren Samen von den Söhnen der Menschen.“ Es ist eine Wohlthat, von den Sünden und bösen Gedanken befreit zu werden. Denn Same der Sünde ist ein böser Gedanke.
V. 13. „Denn Du wirst sie zum Rücken machen.“ Symmachus hat aber so übersetzt: „Du wirst machen, daß sie sich abwenden.“ nämlich rückwärts und als Anhängsel der Völker. „In Deinen Überresten wirst Du ihr Angesicht in Bereitschaft halten.“ Du hast, will er sagen, Zeit gelassen, zur Buße umzukehren. Das ist aber nach der Fülle (der Zeiten) die Berufung und Umkehr der Heiden.
Ps 21.
V. 1. Zum Ende, für die Hilfe am Morgen, ein Psalm Davids.
Inhalt.
Es wird der vorliegende Psalm gesungen für die Hilfe am morgen, das heißt, weil von Nacht und Finsterniß des Teufels uns das aufleuchtende eingeborne Wort Gottes befreit hat, ein Aufgang aus der Höhe, wie geschrieben steht. Oder er nennt Hilfe am Morgen auch die Zeit der Auferstehung des Heilandes, Denn er ist auferweckt worden am frühesten Morgen und bahnte der Menschennatur den Weg zur Unverweslichkeit. Es singt aber Christus den Psalm im Namen der Menschheit. Deutlich stellt er uns auch dar, was er zur Zeit der Kreuzigung von den Juden erlitt
V. 2. „Gott, mein Gott, schau auf mich, warum hast Du mich