Macht der Sinne | Erotische SM-Geschichten. Alexandra Gehring
warum? Ich spüre mich, meinen Körper, meinen Herzschlag, meine Lunge, jede Ader. Dann der hormonelle, drogenhafte Rauschzustand, wenn der Herr mich an meine Grenzen führt. Das ist ein Zustand außerhalb jeglicher sonstigen Empfindung.«
Nochmals trank sie einen Schluck.
»Um etwas ganz klar zu stellen: Ich achte meinen Mann, ja, ich liebe ihn. Das hier ist ein Abenteuer, ein zeitlich begrenztes, während einer Session. Ich habe keine Gefühle oder sonst eine Beziehung zu diesem Mann, der da unten in der Küche sitzt. Er weiß das und möchte das genauso. Darüber sind wir uns vollkommen einig, ohne Wenn und Aber.«
Julia verteilte den Rest des Wassers auf beide Gläser.
»Das ist meine Geschichte. Natürlich stehe ich dazu. Nochmals: Es tut mir leid, dass du hineingezogen wurdest. Du hast absolut richtig gehandelt. Ich bin natürlich trotzdem heilfroh, dass du die Polizei nicht verständigt hast. Es ist mir jetzt schon peinlich. Was wäre das für ein Skandal geworden! Weiter möchte ich gar nicht denken. Damit hätte ich ein gewaltiges Problem bekommen. Auch wenn du vieles nicht verstehen kannst, es gibt solche Breaks im Leben, die vieles, manchmal alles, verändern.«
Julia senkte den Kopf, fuhr sich mehrfach mit der Hand durch die Haare und sah dann zu Katharina hoch.
Die hatte die ganze Zeit einfach nur zugehört, sah Julia jetzt in ihr immer noch mitgenommenes Gesicht. Julia konnte Katharinas Blick, ihre Gedanken deuten.
»Ich weiß, ich sehe ausgelaugt aus. Das bin ich auch. Sollte meinem Mann etwas auffallen, war ich im Wald rennen. Ich bin eben an meine Grenzen gegangen, habe es etwas übertrieben.«
Katharina lächelte ihr zu und sagte dann: »Natürlich bin ich nicht weltfremd und kenne diese sexuelle Spielart, wenn auch nicht aus eigener Erfahrung. Es war die Heftigkeit, die mich verunsicherte. Es waren deine Schreie, dein Jammern. Erst als er ›Rimming‹ befahl und du sofort reagiert hattest, da machte mich das Ganze stutzig. Aber ganz ehrlich, ich bin noch immer aufgewühlt, denn ihr treibt es wirklich wild und grenzwertig. Wenn alles allerdings auf freiwilliger Basis geschieht, so ist das selbstverständlich euer gutes Recht. Auch wenn es seltsam klingt, was du an Schlägen und Demütigungen abbekommst, fordert meinen Respekt. Der Wahnsinn! Eines verspreche ich dir – auch wenn ich das nicht sagen müsste, da es selbstverständlich ist –das bleibt alles unter uns. Niemand wird etwas erfahren.«
Katharina sah, wie sich die Gesichtszüge der Gepeinigten entspannten. Sie glaubte sogar, ein leichtes Lächeln zu erkennen.
Eines musste Katharina noch loswerden: »Da sitzt man sich im Café gegenüber und glaubt, den anderen einschätzen zu können. Pustekuchen! Wieder was gelernt! Hinter die Stirn kann man nicht sehen, und das ist auch gut so. Jeder hat sein eigenes Leben.«
Katharina hielt Julia ihre offene Hand entgegen. Julia begriff und schlug ein. Beide Frauen sahen sich schmunzelnd an.
»Das war schon heftig«, kam es von Katharina, die immer noch von allem mitgenommen war.
»Kannst ja gern dazukommen«, schlug Julia vor. »Meinen Sadisten würde das bestimmt freuen – gleich zwei geile Weiber! Willst du?«
Katharina schluckte. Dann schüttelte sie den Kopf.
Julia rief: »Ach, komm, gehen wir runter und bieten es ihm an.«
Katharina lachte prustend los, um dann in ernstem Tonfall den Joke mitzuspielen. »Klar. Wann habt ihr die nächste Session? Ich werde pünktlich sein!«
Unten saß der Mann und blätterte in einer Zeitschrift. »Alles klar? Oder gibt es ein Problem?«
Die Frauen schüttelten den Kopf.
Carsten sagte: »Gut. Den Schlüsselbund muss ein Unbekannter verloren haben. Wandergruppen benutzen den kleinen Parkplatz meines Waldhauses oft als Treffpunkt für den weiteren Aufstieg auf den Berg. So war es wohl auch in diesem Fall, das entnehme ich dem Zettel aus dem Mäppchen. Ich gebe dir den Schlüsselbund wieder mit. Gib ihn beim Ortsverwalter ab. Derjenige, der ihn verloren hat, wird sich schon melden.«
Katharina nahm ihn entgegen. »Mache ich. Ich entschuldige mich nochmals für mein Eindringen. Es war einfach der Situation geschuldet. Jetzt muss ich aber los. Ich glaube, so schnell bin ich noch nie nach Hause gejoggt. Was für ein verrückter Tag! Julia, wir sehen uns nächste Woche in alter Frische. Ich freue mich schon auf den Kaffee mit einem Stück Streuselkuchen.«
***
Zu Hause duschte Katharina und machte sich einen Kaffee. So einfach abschalten, in den Alltag übergehen, das klappte in diesen Minuten nicht. Es ging Katharina nicht um ihre Fitnesspartnerin als Person, sondern um das Gesehene. Die Züchtigung, die Hiebe, die Erniedrigung.
Sie war Single, hatte ab und zu einen Partner, hatte Sex. Konnte sie sich auch nur annähernd vorstellen, ein Faible für diese Art der Sexualität in ihrem Unterbewusstsein abgespeichert zu haben? Obwohl sie zurecht Angst hatte und gestresst war, die Reaktionen während der Session und die Gespräche danach würden sie noch lange Zeit beschäftigen, dessen war sie sich sicher.
Weitere interessante und tiefgehende Gespräche erwarteten sie in den nächsten Tagen im Fitnessstudio. Einiges hatte sie noch zu hinterfragen. Ihr Respekt vor Julia war enorm. Die Frau lebte ihr Leben, ging ihren Weg. Selten war Katharina so nachdenklich.
***
Hektisch atmend sah Katharina Loreen an. Auch ihre Freundin stützte ihre Arme auf die Oberschenkel und pustete schnell die Luft aus. Ihre Lungen brannten. Der steile Anstieg lag hinter ihnen. Sie liefen die frühere, anstrengendere Rundstrecke.
»Wieso wolltest du die längere, steilere Strecke laufen? Wir hatten uns doch auf den weniger anstrengenden Rundweg geeinigt«, kam es kurzatmig von Loreen. »Das kommt überraschend für mich. Was ist nur in dich gefahren? Den Grund für dein ›Zurück zu den alten Zeiten‹ würde ich gern erfahren.«
Katharina antwortete kurz und fast etwas schnippisch. »Wir dürfen unserem inneren Schweinehund nicht so leicht nachgeben. Wir sind im besten Alter. Also weiter!«
Die Erlebnisse im Waldhaus hatten bei Katharina etwas bewirkt.
Als sie nur noch wenige Meter zu laufen hatten, gab Loreen ihr ebenfalls recht. »Das machen wir jetzt immer. Ich fühle mich zwar ausgelaugt, aber das gute Gefühl, es geschafft zu haben, überwiegt bei Weitem. Da schwingt sogar etwas Stolz mit.«
Beide klatschten sich ab und lachten sich an.
»Ich werde dir in der nächsten Zeit erzählen, was mich dazu bewogen hat, den beschwerlicheren Weg zu laufen«, sagte Katharina. »Wir sollten einfach mehr an unsere Grenzen gehen, uns fordern. Der einfache Weg ist nicht immer der Richtige. Lass dich überraschen.«
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