Bewegungswissenschaft in 60 Minuten. Christian Maiwald
beschreiben Roth und Willimczik (1999, S.11) wie folgt: „Sie beschäftigt sich einerseits mit den beobachtbaren Produkten (Bewegungen und Haltungen) sowie andererseits mit dem Gesamtsystem jener körperinternen Prozesse (Motorik, Emotionen, Motive, Sensorik, Kognitionen), die den Vollzügen zugrunde liegen. In Abhängigkeit von dem wissenschaftstheoretischen Standort werden dabei vielfältige Zielsetzungen und Analyseinteressen verfolgt“.
Aus diesen Definitionen des Gegenstandsbereichs wird erkennbar, dass abseits aller kontroversen Diskussionen um Verortung, Einordnung und Bezeichnung der Wissenschaftsdisziplin ein gemeinsamer Nenner erkennbar ist. Dieser besteht darin, dass Bewegungswissenschaft und Bewegungslehre des Sports danach streben, die menschliche Bewegung (im Sport) sowie alle Prozesse, die Bewegung auslösen, steuern, regeln und beeinflussen, zu verstehen – das heißt, beschreiben, erklären und wenn möglich auch vorhersagen zu können.
Wissenschaftsdisziplinen sind nicht allein durch ihren Gegenstandsbereich, sondern auch durch ihre Theorien und Methoden gekennzeichnet. So unterschiedlich die Ausgangspositionen, das Selbstverständnis und die Zielsetzungen der Akteure innerhalb der Bewegungswissenschaft auch sein mögen, so zahlreich sind auch die Gemeinsamkeiten des bewegungswissenschaftlichen Methodenspektrums und ihrer Anwendungsbereiche. Beispielsweise sind Fragen nach den neurophysiologischen Grundlagen von Bewegung und Bewegungslernen, nach der motorischen Entwicklung des Menschen, nach den Wahrnehmungsprozessen im Kontext von Bewegung oder aber auch nach der Pathomechanik des Bewegungsapparats sowohl Bestandteil einer allgemeinen als auch einer speziell im sportwissenschaftlichen Kontext betriebenen Bewegungswissenschaft (Mechling & Munzert, 2003, S.13–15).
Als Bewegungswissenschaft des Sports wird eine mehr grundlagenorientierte, zunehmend an internationalen Forschungstendenzen ausgerichtete Herangehensweise an den Gegenstandsbereich bezeichnet, wohingegen die Bewegungslehre des Sports eine eher anwendungsorientierte Perspektive – insbesondere vor dem Hintergrund der im deutschen Sprachraum pädagogisch inspirierten Tradition der Sportwissenschaft – beschreibt.
In beiden Begrifflichkeiten finden sich unterschiedliche Zielsetzungen und Zugangsweisen zur Analyse sportlicher Bewegungen wieder. Diese erstrecken sich von einem auf sportpädagogisches Handeln orientierten, morphologischen Ansatz, über eine biomechanisch-physikalische Sichtweise, hin zu neurophysiologisch oder auch psychologisch geprägten Perspektiven auf den Bewegungsapparat, das Nerv-Muskelsystem und die zentralnervösen Prozesse der Bewegungssteuerung (Roth & Willimczik, 1999, S.9–19; Wollny, 2007, S.27–33).
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