Drei Häuser. Paul Althof
bewegte sich unruhig in den Kissen. Etwas Fremdes, Aufwühlendes war heute in diesem Hause. Noch zwischen Wachen und Traum hörte sie das unterdrückte Heulen des Hundes. So lag sie lange. Ein Lichtschein störte ihren Schlummer. Hatte nicht Agnes vorhin die Kerze ausgelöscht? Die Kerze brannte bestimmt nicht mehr, doch ein bläulicher Schimmer ging von der Frau mit dem weiten, blauen Kleide aus. Ja, das war die Frau aus dem Bilde in Onkel Sepp’s Stube. Und die beiden Kinder, die sie an der Hand führte, erkannte Fiorenza als dieselben, die sie heute im Gemüsegarten gesehen hatte. Freudig streckte sie ihnen die Hände entgegen und folgte ihnen ins Freie. Da stand auch schon der Klettermast für den Baumkraxler, aber er war viel, viel höher als bei Tage und reichte bis an die Sterne. Die zwei Kinder hatten plötzlich bunte Flügel und krochen den Mast empor, wie Schmetterlinge, so leicht und mühelos, und zogen Fiorenza mit hinauf. Je höher sie gelangten, umso strahlender glänzten die Lichter des Himmels, umso klarer wurde die Seele des Kindes und es sah den lieben Gott. Da sang eine Geige wie eine Menschenstimme und hatte Klänge von Purpur, prächtig wie ein Königsmantel. Und andere von tiefem Blau, wie Frühlingsenzian. Und himmlisch reine, wie Sonnengold. Fiorenza war es selbst, die Geige spielte, vor dem Throne Gottes ... doch da wurde ihre Hand von einer anderen gefaßt und — „Eine kleine Alteration, nichts weiter“, sagte Doktor Schwarz, als er Fiorenza’s Puls fühlte und dann seine Uhr zuklappte. „Geben sie dem Kindel alle zwei Stunden einen Eßlöffel voll von dem Saft.“
Zwei Tage später durfte sie aufstehen. Alle Leute waren freundlich zu ihr und man erlaubte ihr, am Brunnen zu sitzen und ihre Puppe in einem kleinen Holzschaff zu baden.
Fiore liebte diese ganz unscheinbare, gewöhnliche Porzellanpuppe, weil sie ein Geschenk ihres Bruders Bernhard war.
„Was machst du da?“ fragte Falco. „Das ist gar nichts. Die Puppe muß schwimmen lernen!“ Er steckte dieselbe in das Auslaufrohr und pumpte kräftig. Da fiel die Puppe, von der Gewalt des hervorstürzenden Wassers mitgerissen, in den steinernen Brunnentrog und zerschellte.
Fiore’s Gesicht verzog sich zum Weinen. Da geschah aber etwas Unerwartetes: Ein junger Mann, der einen Geigenkasten und eine Notenrolle trug, kam die Gartentreppe herauf und winkte dem Kinde freudig zu.
„Bernhard!“ schrie Fiore und flog ihm an den Hals und lag dort wie eine verirrte Schwalbe, die sich im Unwetter unter ein schützendes Dach schmiegt.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.