Hochsensible Menschen. Johanna Herdwart

Hochsensible Menschen - Johanna Herdwart


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      HOCHSENSIBLE MENSCHEN

      Hochsensibilität erkennen, Stärken nutzen & Ursachen der Kindheit verstehen - Alltag und Beruf ohne Reizüberflutung meistern - inkl. Übungen für mehr Gelassenheit & Selbstliebe

      Autorin: Johanna Herdwart

      Hochsensibilität und hochsensible Menschen

      Alle 5 Sinne in ständiger Reaktionsbereitschaft und ein 6. Sinn existiert vielleicht auch noch? Einige Menschen sind ein wenig anders in ihrer Wahrnehmung. Sie können mit ihren Sinnen wesentlich mehr Informationen aufnehmen und das kostet sie viel Kraft.

      Mimose oder einfach nur zart besaitet, so werden Menschen mit der ausgeprägten Sinneswahrnehmung bezeichnet. Viele Außenstehende wissen überhaupt nicht, was die Hochsensibilität für den Einzelnen bedeutet.

      Schon immer hat es Menschen gegeben, die eine verbesserte Sinneswahrnehmung hatten. Sie waren die Sonderlinge, die sich anders verhielten. Eine besondere Bezeichnung dafür gab es jedoch nicht. Seit einigen Jahren gibt es einen steigenden Trend, der ungebrochen scheint und sich mit der Hochsensibilität befasst.

      Auf der Suche nach einer Erklärung dafür, wie Menschen mit so intensiver Wahrnehmung ihr Leben meistern können oder müssen, findet dieser Ratgeber feinsinnige Antworten.

      Was bedeutet es, hochsensibel zu sein?

      Hochsensibel zu sein, scheint immer mehr ein Fluch in unserer Gesellschaft zu werden. Menschen mit dieser besonderen Gabe haben es in einer leistungsorientierten Ellenbogen-Gesellschaft wirklich nicht leicht. Ihre Emotionen und alle Sinne sind auf einem ganz anderen Niveau aktiv, als allgemein üblich. Dies macht sie zu Außenstehenden in den üblichen und normalen Situationen.

      Bereits in der Kita und in der Schule ist der ganz normale Lärmpegel ein unerträglicher Zustand. Ein Kind mit besonders feiner Sinnesausprägung bekommt Probleme mit seinen Mitschülern bzw. anderen Kindern und zieht sich in sein Schneckenhaus zurück. Doch gerade diese Verhaltensweise macht es noch mehr zu einem Außenseiter, mit dem niemand spielen möchte. Beste Leistungen eines Kindes werden dann auch eher zu einem Hemmnis, weil Streber unter den Spielkameraden nicht wirklich gefragt sind.

      Wenn nun noch äußere Faktoren wie das Tragen einer Brille oder beispielsweise ein höheres Körpergewicht hinzu kommen, hat das hochsensible Kind schlechte Chancen, sich zu behaupten und in der Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Kinder und Jugendliche können nun einmal sehr gemein sein.

      Dies kann weitere Kreise ziehen und in einem Leben voller Schwierigkeiten münden. Es sei denn, ab der Pubertät entwickelt sich das besondere Talent des Hochsensiblen zur Höchstform. Im Sport und in der Kunst sind seine Fähigkeiten anerkannt und bewundert. Nun wird nicht jeder Mensch mit hochsensibler Seite ein Star werden, aber auf seine ganz eigene Weise wird er es dennoch. Die Eltern, die so ein Kind großziehen, müssen die Gabe erkennen und fördern, andernfalls können sich die Anlagen, die den Menschen so besonders machen, nicht ausreichend entfalten.

      Wie entsteht Hochsensibilität?

      Dieses Phänomen entsteht weder durch traumatische Ereignisse, noch ist es lediglich ein Charakterzug. Lange waren die Ursachen unbekannt und die betroffenen Menschen galten eben als Sonderlinge. Auch als eine besondere Veranlagung ist die Hochsensibilität bezeichnet worden. Wobei diese Bezeichnung tatsächlich nicht ganz falsch ist. Forscher haben herausgefunden, dass bei Hochsensibilität eine genetische Komponente zu berücksichtigen ist. In manchen Familien tritt das Phänomen deutlich häufiger auf als in anderen. Es ist jedoch nicht in jeder Familie wieder aufgetreten und auch generationenübergreifend nicht immer vererbt worden. Demnach kann es auftreten, muss es aber nicht zwingend. Die Forschungen zur Genetik in diesem Fall sind noch nicht abgeschlossen.

      Sicher ist Hochsensibilität jedoch eine neurologische Besonderheit. Die Vernetzung im Gehirn ist bei diesen Menschen so angeordnet, dass die Filterung von Reizen und Informationen nicht sehr intensiv erfolgt. Die Reize, die aufgenommen werden, stehen folglich zur Verarbeitung in größeren Mengen zur Verfügung. Außerdem wird im Gehirn die Verarbeitung der Reize aller Art ausnehmend gründlich vorgenommen. Jeder Geruch, jeder Ton und jede Berührung wird ausführlich analysiert und als komplexe Datenmenge in die Verarbeitung weiter gegeben.

      Obwohl eine eindeutige Klärung der Herkunft noch nicht vorliegt, ist bekannt, dass das Gehirn im cerebralen Cortex, also in seiner äußeren Hülle oder Rinde, eine höhere Erregbarkeit gegenüber anderen Menschen aufweist. Die Regionen, die eigentlich für die Dämpfung von Erregbarkeit zuständig sind, haben eine geringere Ausprägung. Der Thalamus als der Informationsgeber an die Großhirnrinde hat bei Hochsensiblen eine etwas veränderte Funktion. Dem Hypothalamus als Zentrum der Kontrolle über das Nervensystem wird ebenfalls eine Funktion bei Hochsensibilität zugeordnet. Wenn das auch nur Vermutungen sind, scheint ihre Rolle im gesamten Geschehen jedoch nicht unwesentlich zu sein.

      Merkmale und Eigenschaften der Hochsensibilität

      Die Hochsensibilität als eine ausgeprägte Begabung zu verstehen, ist sicherlich der richtige Weg. Eine so empfindliche Wahrnehmung, die derart intensiv ist, beeinträchtigt den Menschen auf eine besondere Weise.

      Im Zusammenhang mit der Hochsensibilität wird oft die Bezeichnung „HSP“ erwähnt. Dieser Begriff ist von Elaine Aron, einer amerikanischen Psychologin, geprägt worden. Der Begriff „Highly Sensitive Person“ fand erste Verwendung in ihrem Buch, das 1997 erschien. Danach erschienen weitere Publikationen anderer Wissenschaftler, die sich dieser Thematik widmeten. Elaine Aron ist es aber zu verdanken, dass erstmals, auch aus eigenem Erleben, das Thema so eingehend behandelt wurde.

      Die Merkmale der Hochsensibilität sind bereits ab dem Kindesalter sehr gut zu sehen und zu bemerken. Besonders Jungen sind betroffen. Eltern tragen ohnehin schon eine große Verantwortung und in diesem speziellen Fall eine noch größere.

      Die Jungs sind der Gefahr ausgesetzt, dass ihre spezielle Eigenheit nicht als solche festgestellt wird. Als Außenseiter werden sie in einigen Fällen sogar Opfer verschiedener falscher Einschätzungen. Überproportional oft werden diese Kinder Psychiatern und Psychologen vorgestellt. Gern wird eine Diagnose gestellt, die mit dem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom oder abgekürzt „ADS“ beginnt. Medikamente werden eingesetzt, um eine Ruhigstellung zu erzielen. Sie haben kein starkes Nervenkostüm und gelten daher als dünnhäutig. Ihre Grenzen sind schneller erreicht als bei anderen Kindern.

      Auch die anschließende Pubertät prägt den Charakter und das Verhalten hochsensibler Menschen in großem Maße.

      Ein hochsensibler Mensch trägt in dieser Zeit eine hohe Last durch seine Eigenheit und nun zusätzlich durch den hormonellen Umschwung. Das Wachstum ist innerlich und äußerlich zu sehen. Es ist eine Zeit, die voller Missverständnisse abläuft. Die Wahl des Lebensweges mit Ausbildung oder Studium ist für jeden jungen Menschen eine große Herausforderung. Hochsensible wählen oftmals eher den Weg zu einer kreativen Tätigkeit.

      Grundsätzlich verlangt die Fähigkeit zu Wahrnehmungen aller Art viel Kraft ab. Dazu gehören alle Wahrnehmungen, d. h. alles, was mit den Sinnen aufgenommen wird und all dies muss weiter verarbeitet werden. Klar ist demnach, dass die Kräfte schneller verbraucht sind. Hochsensible haben mit der Verarbeitung der Ereignisse dauerhaft zu tun. Unangenehmes braucht deutlich länger, bis es verarbeitet und abgelegt ist. Die Intensität bei diesen Vorgängen ist auffallend hoch. Die Diagnostik dafür gibt es jedoch noch nicht und es handelt sich ja auch nicht um eine Krankheit.

      Wie erfolgt die Feststellung von Hochsensibilität?

      Da es sich nicht um einen Krankheitswert handelt, sind die Möglichkeiten der Feststellung beschränkt. Diagnostik und Messverfahren existieren dafür nicht. Aus einigen Untersuchungen ist aber bekannt, dass bei Hochsensibilität der Hormonspiegel verändert ist. Im Gehirn lassen sich erhöhte Werte des Stresshormons Noradrenalin nachweisen. Das Stresshormon Cortisol ist ebenfalls erhöht im Körper nachweisbar.

      Jedoch können folgende Verhaltensweisen darauf hinweisen, ob jemand betroffen


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