Allgemeinbildung zum Mitnehmen. Bärbel Hoffmann
weithin bekannt macht. Allerdings schwindet während seiner darauffolgenden Haft die Anhängerschaft der Partei. Was sich nach der Weltwirtschaftkrise ( Weltwirtschaftskrise: S. 42) wieder ändert. Nun erhalten die Pole nationalsozialistische und kommunistische Bewegung starken Zulauf. Die NSDAP erzielt bei der Reichstagswahl 1930 einen bahnbrechenden Wahlerfolg: 18,3 Prozent, mit einem Plus von 15,5. Die Nationalsozialisten sind – nach der SPD mit 24,5 Prozent – zweitstärkste Partei im Reichstag, vor allem erhalten sie immer mehr Zustimmung in der breiten Volksmasse.
1932 unterliegt Hitler bei der Wahl zum Reichspräsidenten dem amtierenden Hindenburg. Bei der darauffolgenden Reichstagswahl allerdings verdoppelt die NSDAP ihre Mandate und wird zur stärksten Fraktion im Reichstag. Eine angetragene Regierungsbeteiligung lehnt Hitler ab. Im November 1932 ist eine weitere Wahl erforderlich, da der Reichstag aufgelöst worden ist. Dieses Mal verliert die NSDAP 2 Millionen Stimmen. Hier hätte es noch eine Wende geben können. Doch es kommt keine parlamentarische Regierung zustande. Auch die Politik des neuen Reichskanzlers Kurt von Schleicher, der nur kurz amtiert, ist glücklos. So wird Hitler von den Konservativen die Ernennung zum Reichskanzler angetragen.
Anhängerschaft der NSDAP: Vor 1929 gibt es keine homogene Wählerschaft. Das ändert sich nach der Weltwirtschaftkrise ( Weltwirtschaftskrise: S. 42). Anhänger kommen nun auch aus dem mittelständischen Kleinbürgertum – Angestellte, Kaufleute, Handwerker. Nach 1930 schließen sich Arbeiter und Bauern an sowie Industrielle und Aristokraten. Ab 1933 wählen verstärkt Frauen die Nationalsozialisten. Aus der Jugend kommt ebenfalls eine große Anhängerschaft. Denn viele sind misstrauisch gegenüber Demokratie und Parlament.
Hitler gibt vor, dass seine Politik legal, demokratisch sei. Auch in den ersten Jahren der Diktatur hat es den Anschein, als halte er sich an Gesetze, Abkommen und die Verfassung. Doch bereits das Ermächtigungsgesetz 1933 kommt nicht legal zustande, denn die kommunistischen Abgeordneten können an der Abstimmung nicht teilnehmen – sie wurden im Vorfeld verhaftet. Verheerende Folgen hat auch der Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933. Für die Brandstiftung wird der Linksextremist Marinus van der Lubbe verantwortlich gemacht. Den Brand nutzen die Nationalsozialisten, um die Verfolgung politischer Gegner zu legalisieren.
Machtübernahme Hitlers – Bürgerliche bedroht und eingeschüchtert
Dem Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich wird am 23. März 1933 mit einer Zweidrittelmehrheit vom Reichstag zugestimmt. Ausschlaggebend sind die Stimmen des Zentrums und der bürgerlichen Parteien – sie beugen sich der Einschüchterung: Viele Abgeordnete hatten persönliche Drohungen erhalten, die kommunistischen Abgeordneten wurden verhaftet. Im Sitzungssaal marschieren SA- und SS-Männer auf. Durch das Ermächtigungsgesetz entmachtet sich der Reichstag selbst. Gesetze können nun von der Regierung ohne parlamentarische Zustimmung durchgesetzt werden. Auch können sie von der Verfassung abweichen. Die Demokratie ist außer Kraft gesetzt.
Nun beginnt die nationalsozialistische Gleichschaltung. Alle Bereiche des öffentlichen Lebens werden von der Ideologie durchdrungen. Presse, Film und Literatur streng zensiert, Jugendliche in NS-Massenorganisationen eingegliedert. Für politische Gegner werden Konzentrationslager errichtet. Durch die Gleichschaltung der Länder wird Deutschland zu einem zentralistischen Staatsgebilde.
In der Folgezeit zerschlagen die Nationalsozialisten die Gewerkschaften und verbieten per Gesetz alle anderen Parteien. Innenminister Hermann Göring (1893–1946) legalisiert die Ermordung politischer Gegner und richtet eine Hilfspolizei ein, die aus Anhängern der SS (Schutzstaffel), SA und Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten besteht. Die SS ist schon 1925 von Hitler als persönliche Leib- und Prügelgarde in München gegründet worden. Ab 1934 ist sie verantwortlich für Betrieb und Verwaltung von Konzentrationslagern und ab 1941 von Vernichtungslagern.
Die Polizei ist politisches Instrument der NSDAP. Mit der Einrichtung des Amtes Reichsführer SS – bekleidet von Heinrich Himmler (1900–1945) – und der Gestapo (Geheime Staatspolizei) werden politische Gegner verfolgt. Sondergerichte setzen die Gleichheit vor dem Gesetz außer Kraft. Zu den Massenorganisationen, in die jeder Deutsche eingebunden werden soll, gehören etwa Hitler-Jugend, Bund deutscher Mädel, NS-Frauenschaft und Kraft durch Freude. Lehrpläne werden im Sinne der NS-Ideologie umgeschrieben, verdächtige Lehrer und Professoren aus ihrem Dienst entlassen. Bis Mai 1945 bleibt das Ermächtigungsgesetz rechtliche Grundlage der deutschen Politik.
Röhm-Putsch: Mitte 1934 haben Hitler und die NSDAP nahezu den kompletten Staatsapparat unter Kontrolle. Es gibt nur einen ernstzunehmenden innenpolitischen Gegner: Ernst Röhm, Führer der SA. Röhm will mehr politischen Einfluss und die SA zur Volksmiliz, also zu einem paramilitärischen Verband ausbauen. Hitler lässt daraufhin die gesamte SA-Führung ermorden.
Nach dem Tod von Reichspräsident Hindenburg 1934 übernimmt Hitler neben dem Amt des Reichskanzlers auch das des Reichspräsidenten und wird zudem Oberbefehlshaber der Reichswehr.
Der Antisemitismus ( Antisemitismus: S. 49) wird ab 1933 politische Praxis. Juden werden entrechtet, ausgegrenzt und zur Emigration bewegt. Sie werden von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen. Die 1935 verabschiedeten Nürnberger Rassengesetze entziehen ihnen die deutsche Staatsbürgerschaft, Ehen mit Nicht-Juden werden ihnen verboten. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 erreicht die Judenverfolgung eine neue Dimension der Gewalt. Truppen von SA und SS stürmen jüdische Geschäfte und setzen Synagogen in Brand. Vorwand ist die Ermordung eines deutschen Botschafters in Paris durch den Juden Herschel Grynszpan, der gegen die Deportierung polnischer Juden nach Polen protestiert hat.Im Zweiten Weltkrieg organisieren die Nazis die systematische Vernichtung der europäischen Juden – den Holocaust.
Außenpolitik Hitlers – Vertreibung unerwünschter Bevölkerung
Zu Hitlers außenpolitischen Zielen gehören die Revision des Versailler Vertrags ( Versailler Vertrag: S. 38) und die Eroberung von Lebensraum im Osten. Bei Letzterem geht es um die Besiedlung von Gebieten außerhalb Deutschlands, wobei „rassisch unerwünschte“ Bevölkerung aus den eroberten Gebieten vertrieben, germanisiert oder wirtschaftlich ausgebeutet werden soll.
Für seine außenpolitischen Ziele setzt Hitler bestehende Verträge außer Kraft, neben dem Versailler Vertrag auch die Locarno-Verträge ( Locarno-Verträge: S. 41). Er lässt 1935 die Wehrpflicht einführen, was nach dem Versailler Vertrag streng verboten ist, und beginnt mit der geheimen militärischen Aufrüstung. 1936 stellt er das entmilitarisierte Rheinland – das Ruhrgebiet hat große Bedeutung für die Rüstungspolitik – unter deutsche Kontrolle, das verstößt ebenfalls gegen die Bestimmungen des Versailler Vertrages.
Zwei Jahre später folgt der Anschluss Österreichs. Hitlers Truppen marschieren in Österreich ein und stoßen auf keinen Widerstand. Er verkündet in Wien den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich und lässt sich das in einer zweifelhaften Volksabstimmung von der Bevölkerung bestätigen.
Mit dem Münchner Abkommen gewähren Frankreich und Großbritannien 1938 die Eingliederung des Sudetenlandes. Das Sudetenland ist ein Teil der Tschechoslowakei, dessen Bevölkerung größtenteils deutschsprachig ist. Wobei die britisch-französische Zustimmung eine Beschwichtigungspolitik gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland darstellt. Hitler setzt zunehmend auf Expansion. Mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 beginnt der Zweite Weltkrieg.
Nationalsozialistische Wirtschaftspolitik – Aufrüstung und Abschottung
Die Ziele der Wirtschaftspolitik sind in erster Linie: Aufrüstung der Wehrmacht, Vollbeschäftigung und wirtschaftliche Unabhängigkeit vom Ausland. Mittel sind Wirtschaftslenkung, Marktkontrolle und – sogenannte Betriebsgemeinschaften.
Betriebsgemeinschaft umfasst im Nationalsozialismus alle Tätigen in einem Betrieb, einschließlich