Auf der Alm da gibt's koa Sünd | Erotische Geschichten. Simona Wiles

Auf der Alm da gibt's koa Sünd | Erotische Geschichten - Simona Wiles


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Hoffnung keimte in ihr auf, dass Cohen sich vielleicht nur einen Scherz erlaubt hatte und sie in einer Pension übernachten würden.

      »Komm.« Cohen stieg aus und öffnete den Kofferraum. »Wir müssen den Wagen hier parken und mit der Seilbahn hochfahren.«

      Britta schnappte nach Luft. Zum einen, weil ihre Hoffnung wieder zu Staub zerfiel, zum anderen, weil sie nicht einmal bis zu der Hütte fahren konnten, sondern ihr Gepäck per Seilbahn transportieren mussten. Ihre Stimmung war bereits die Fahrt über im Keller gewesen, doch nun wurde sie unterirdisch.

      Doch sie kannte Cohen – er würde sich von nichts und niemandem davon abbringen lassen, auf diese Hütte zu gehen. Sie würde sich also wohl oder übel fügen müssen, um ihnen beiden nicht vollends den Urlaub zu verderben. Zumindest verstand sie jetzt, warum er ihr eindringlich empfohlen hatte, nur einen großen Rucksack zu packen, anstatt den Koffer zu nehmen. Missmutig schnallte sie sich den Rucksack auf den Rücken, wartete, bis Cohen das Auto abgeschlossen hatte und stapfte schlecht gelaunt hinter ihm her.

      Die Seilbahn schwankte, als sie auf den winzigen Sitzen Platz nahmen und dem Betreiber das Zeichen gaben, dass es losgehen konnte. Cohen sah sich lächelnd nach ihr um, während sie versuchte, tief durchzuatmen und nicht allzu häufig auf das felsige Gestein unter sich zu blicken. Die Fahrt war zwar kurz, aber Britta war dennoch erleichtert, als sie oben angekommen waren.

      »Wir sind jetzt auf über 1600 Metern! Ist das nicht herrlich hier?« Cohen sog begeistert die frische Bergluft ein.

      »Ja, ja«, brummelte Britta missmutig. Etwas weiter entfernt stand eine Holzhütte, und soweit sie sich an das Bild von der Webseite erinnern konnte, musste das ihr Quartier sein. Schräg oben hinter der Hütte stand ein weiteres Holzgebäude. Es war um einiges größer als die Hütte, und Britta fragte sich, warum es nicht zu einem Wohnhaus umgebaut worden war. Dann hätte man mindestens Strom und fließend Wasser einbauen können, überlegte sie.

      Vor der kleinen Hütte saß ein älteres Ehepaar auf der Veranda, das sich nun erhob und ihnen entgegenkam. Beide waren einfach gekleidet, mit dicken Jacken und klobigen Schuhen. Die Frau trug einen langen, unförmigen Rock, unter dem ihre dick bestrumpften Beine hervorlugten, der Mann eine schäbige Hose und einen abgeschabten Filzhut, wie ihn ältere Männer oft trugen. Doch die beiden blickten freundlich und lächelten die Neuankömmlinge an.

      »Willkommen auf der Ambuis-Hütte! Wir sind die Vermieter der Hütte; das ist meine Frau Helga, und ich bin der Ernst Senghuber. Hatten Sie eine gute Anreise?« Der Mann bemühte sich, trotz seines österreichischen Dialektes hochdeutsch zu sprechen. Er gab Cohen und Britta die Hand.

      »Ja, schon auf dem Weg hierher konnten wir sehen, wie schön es ist«, lächelte Cohen. Britta sagte nichts dazu.

      Ernst Senghuber und seine Frau gingen ihnen zu der Hütte voraus, um ihnen alles zu zeigen und Fragen zu beantworten. Britta hörte ein leises Plätschern und fand nur zehn Meter entfernt einen kleinen rechteckigen Steinbrunnen, in den aus einem alten, rostigen Hahn Wasser floss.

      Das Ehepaar Senghuber erklärte die Bedienung des Holzofens, zeigte ihnen die Grundnahrungsmittel, die sie vorsorglich bereitgestellt hatten, führten sie zu dem Holzstapel hinter der Hütte sowie zu dem größeren Holzgebäude, das sich als Heuschober herausstellte. Die Scheunentüren waren zwar geschlossen, doch die Vermieter lächelten freundlich und erklärten ihnen, dass dort nur Heu zu finden war und bestimmt niemand es stehlen würde. Zu guter Letzt stellten sie das Plumpsklo vor, das sich etwa zwanzig Meter oberhalb der Hütte befand. Sämtliche ›Gebäude‹ standen auf diesem sanft abfallenden Hang des Berges und schienen sich an die Blumenwiese zu schmiegen. Britta sah, dass der Hang etwas weiter unten steil abfiel und ungesichert war.

      Wenigstens ein Geländer hätten sie dort anbringen können, dachte sie. Was, wenn einer von uns hinfällt und dort hinunter kullert? Doch sie sagte nichts, stellte nur ihren Rucksack auf die Veranda, hörte den Vermietern zu, die begannen, ihnen die Namen der umliegenden Berge zu erklären, und wünschte sich sehnlichst ein heißes Bad.

      Als das Ehepaar sich endlich verabschiedete und versprach, am nächsten Vormittag wieder zu kommen, um nach ihnen zu sehen und ihnen frische Brötchen zu bringen. Da sie erzählt hatten, dass sie selbst bis vor Kurzem in der winzigen Hütte gelebt hatten, waren sie es gewohnt, die wackelige Seilbahn zu benutzen.

      ***

      »Endlich!«, Britta sank auf einen der Stühle in der Essecke. Der Holztisch war massiv, ebenso die Eckbank und die Stühle.

      »Komm, wir bringen unsere Sachen nach oben auf die Schlafgalerie. Dann können wir noch einen kleinen Spaziergang machen – was meinst du?« Gutgelaunt schulterte Cohen seinen Rucksack und stieg eine schmale dunkle Treppe nach oben. Britta hörte ihn über sich poltern und seufzte. Sie konnte nur hoffen, dass das Wetter sich hielt und so sonnig blieb wie heute – und dass die paar Tage hier möglichst schnell vorbeigingen.

      Der Abend kam früh, die Kerzen, die die Senghubers ihnen samt Streichhölzern dagelassen hatten, verbreiteten zwar ein heimeliges Licht, doch es war trotzdem zu dunkel, um zum Beispiel ein Spiel zu spielen oder zu lesen. Abgesehen davon, machte die frische Bergluft sie beide müde, sodass sie ungewohnt früh zu Bett gingen.

      Der nächste Morgen brach mit Sonnenschein und einem wolkenlosen Himmel an, als Britta erwachte. Ein blinzelnder Blick auf ihre Armbanduhr überraschte sie mit der frühen Uhrzeit. Doch als sie neben sich sah, entdeckte sie ein leeres Bett. Cohen war also noch früher als sie selbst aufgewacht. Britta legte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen zurück und blinzelte durch das kleine Giebelfenster, das die Sonnenstrahlen ungehindert hereinfallen ließ. Sie lauschte, ob sie ihren Freund unten hören konnte – vielleicht hatte sie Glück und er bereitete gerade das Frühstück zu? Aber so angestrengt sie ihre Ohren auch spitzte, sie hörte nur das Vogelzwitschern von draußen.

      »Schatz? Bist du da?«, rief sie nach ein paar Minuten. Keine Antwort. Seufzend schwang sie ihre Beine aus dem alten Holzbett und tappte die Treppe runter. Dabei musste sie sich gut am Geländer festhalten, denn diese Treppe war eher eine Hühnerleiter.

      In dem unteren Raum, der nur durch Balken in einen Küchen- und einen Essbereich geteilt war, entdeckte sie ihren Freund ebenfalls nicht. Wo konnte er nur sein? Vielleicht auf dem Plumpsklo? Aber Britta konnte sich nicht vorstellen, dass jemand freiwillig über eine halbe Stunde auf dem stinkenden Klo sitzen blieb. War er etwa mit der Seilbahn runter in das winzige Dorf gefahren? Doch dann hätte er ihr zumindest eine Nachricht hinterlassen können. Auf dem Esstisch lag ihr Handy, das sie am Vorabend dort gelassen hatte. Sie nahm es und wählte die Nummer von Cohens Handy, musste jedoch entdecken, dass sie hier kein Netz hatte.

      »Verdammt!« Frustriert legte sie es wieder hin. Es gab keinen Strom, um ihr Gerät aufzuladen. Warum also sollte sie hier ein gut ausgebautes Mobilfunknetz erwarten?

      Sie beschloss, dem dringenden Bedürfnis ihrer Blase nachzugeben und das örtliche Plumpsklo aufzusuchen. Sie öffnete die Tür, lief in ihrem kurzen Hemdchen die wenigen Meter zu dem Häuschen hinüber, das mit einem geschnitzten Herz in der Tür gekennzeichnet war, und öffnete es. Sofort summten ein paar Fliegen um ihren Kopf herum.

      »Iiiiiiiiiih!« Sie wedelte mit den Händen um sich, zog seufzend ihr Höschen runter und hockte sich vorsichtig, um nicht in das ausgesägte Loch des Balkens zu fallen, auf das Brett. Als sie während ihres Geschäftes den Kopf hob, entdeckte sie einen Zettel auf der Innenseite der Tür.

      Liebling, komm schnell zu mir! stand dort in Cohens unverwechselbarer Handschrift. Such mich – folge den nächsten Hinweisen.

      Hinweise? Britta war erstaunt. Dem ersten Satz nach zu urteilen müsste sie sich Sorgen machen, dass Cohen womöglich etwas zugestoßen war. Doch dann hätte er ihr sicher keinen Zettel mehr schreiben und an die Klotür pinnen können. Der zweite Satz dagegen klang fast wie eine Schnitzeljagd. Was hatte er vor?

      Britta fand Toilettenpapier und beendete ihre Morgentoilette. Bevor sie ihren Freund suchte, würde sie sich an dem kalten Brunnenwasser waschen und etwas trinken. Sie stapfte durch das weiche Gras zu dem Steintrog, beugte sich vornüber und trank aus der hohlen Hand. Dann wusch sie sich notdürftig. Sie hatten Glück, dass


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