Outsider. Jonathan Wilson
Sketch hinaus. Weldon war Everton-Fan, und Karno und er fügten Elemente des wahren Lebens hinzu. „Stiffy war eine Charakterstudie – möglicherweise burlesk, jedoch niemals satirisch“, schrieb der Kritiker Hannen Swaffer. „Ein schlechterer Komödiant als Harry Weldon wäre bei der Umsetzung dieses Charakters gescheitert, und anstelle zu applaudieren, hätten ihn die Götter ausgepfiffen.“
John Harding wies in Ausgabe sieben des Blizzard darauf hin, dass Stiffy alles andere als eine Heldenfigur war und häufig kaum etwas anderes tat, als zu essen und zu trinken. „Stiffy’s Song“ erfasst perfekt seinen skurrilen und unglücklichen Charakter. Ins Deutsche übersetzt heißt es da:
„So hör doch die Rufe, Stiffy ist der Mann, dem sie zujubeln. Stiffy ist der beste Torwart, der jemals einen Ball durchließ. Sie sagten heute morgen, dass sie mich um 100 Tore schlagen, doch da kannten sie nicht den Mann, mit dem sie’s aufnahmen, denn wir verloren nur mit 42 Toren Unterschied.“
Obwohl er sie eigentlich verspottete, gewann Stiffy auch zahlreiche Anhänger unter den Fußballspielern. Sie saßen bei seinen Auftritten in den ersten Reihen. Schließlich bekam Stiffy die größte Auszeichnung überhaupt: Foulke stiftete ein Paar seiner Hosen, damit Weldon sie auf der Bühne anziehen konnte. Stiffy war die vielleicht erste bedeutende kulturelle Darstellung des Torhüters und seines Charakters. Der allerdings wurde als lächerlich, verfressen und bestechlich gezeichnet: kein verheißungsvoller Anfang.
Mit wachsendem Ruhm wurde Foulke immer launischer. So ging er schon mal vom Platz, wenn seine Verteidiger aus seiner Sicht nicht ihr Bestes gaben. Außerdem suchte er regelmäßig die körperliche Konfrontation mit Stürmern. Nicht wenige hob er plötzlich hoch und ließ sie dann auf den Boden fallen. Dennoch spielte Foulke in seiner ersten Saison bei Chelsea neunmal in Folge zu null und hielt zehn Strafstöße. Letzteres hatte er vielleicht auch seinem Trick zu verdanken, dass er links und rechts von sich einen Balljungen hinter das Tor stellte. So wollte er vorgaukeln, dass das Tor noch voller war als ohnehin schon. Chelsea verpasste dennoch den Aufstieg, und Foulke wurde an Bradford City abgegeben.
Sein Trainer dort war Peter O’Rourke. Der ließ ihn seinen Lohn durch eine schmale Pforte abholen, als ob er sich über seine Statur lustig machen wollte. Foulke blieb nur eine Saison und beendete 1907 mit 33 Jahren seine Karriere. Er litt an Rheuma, und da er einen Großteil seines Einkommens bereits wieder ausgegeben hatte, musste er sich seinen Lebensunterhalt schließlich kläglich am Strand von Blackpool verdienen, wo sich Urlauber für einen Penny vom Elfmeterpunkt aus mit ihm messen konnten. Angeblich soll er sich dabei eine Lungenentzündung eingefangen haben. Vielleicht hatte sich ja wirklich eine Erkältung, die er sich in einem Regenschauer auf der Sheffielder Rennbahn geholt hatte, zu einer Lungenentzündung ausgeweitet. Der Hauptgrund für seinen Tod war jedoch ein weiterer Job. Foulke war Wirt des Duke Inn auf der Matilda Street in Sheffield. Dort begann er, exzessiv zu trinken. Er starb am 1. Mai 1916 – in der gleichen Woche, in der man die Wehrpflicht einführte – an einer Leberzirrhose und Herzverfettung. Foulke wurde 42 Jahre alt.
Materielle Not, die oft zum vorzeitigen Ableben führte, gab es häufig unter den ersten Torhütern. Brian Cloughs späterer Mentor Harry Stover sagte einmal, dass einem im Fußball nichts gedankt würde. Aber Fußball war schon von Anfang an ein undankbares Spiel. James Trainer gehörte wohl zu den begabtesten Torhütern der 1880er Jahre, und trotzdem schien er dem Fußball stets zu misstrauen. Er arbeitete in Wrexham als Wagenbauer, bis man ihn mit 19 Jahren schließlich doch überredete, beim Verein in seiner Heimat mitzuspielen.
Seine Qualität war offensichtlich, doch noch vor Jahresfrist musste er nach einem hitzigen Spiel im FA-Pokal gegen Oswestry Town eine Sperre abbrummen. Angeblich soll er den Schiedsrichter beleidigt haben. Der Verband schloss Wrexham vom Wettbewerb aus und forderte vom Verein Disziplinarmaßnahmen gegen Trainer. Noch bevor man dem nachkommen konnte, hatte Trainer ein Vertragsangebot von Great Lever in Lancashire über 30 Schilling pro Woche während der Saison und 13 Schilling im Sommer angenommen. Zwei Spielzeiten darauf bot Bolton 50 Schilling pro Woche, gab ihm fünf Pfund Handgeld für die Unterschrift und schickte ihn und seine Freundin bis zum Beginn der Saison 1885/86 auf die Isle of Man. Great Lever zeigte sich wenig begeistert. „Ich hoffe, dass sein Boot sinkt, wenn er nach Hause kommt“, sagte Great Levers Vorsitzender, „und dass alle gerettet werden, bis auf ihn“.
Trainers Boot blieb trotz dieses Fluches unbeschadet, und er spielte zwei Jahre für Bolton. Dann hinterließ er beim großen Preston North End in einem Freundschaftsspiel (bei dem er unglaubliche zwölf Treffer kassierte) einen derart großen Eindruck, dass man ihn dort verpflichtete. Man beschrieb ihn als „so sicher wie ein Sandsack“. Folgerichtig stand Trainer in der Saison 1888/89 bei Preston im Tor, ließ nur 15 Tore in 22 Partien zu, und Preston konnte sich ohne Niederlage die erstmals ausgespielte englische Fußballmeisterschaft sichern.
Im weiteren Verlauf lief er noch 20-mal für Wales auf und wurde später Vorstandsmitglied bei Bolton. Doch wie bei so vielen Torhütern lastete auch auf seiner Seele ein Schatten. 1904 trennte er sich von seiner Frau, mit der er zehn Kinder hatte, und engagierte sich in einem Wirtschaftsunternehmen, das Fußballschaukämpfe bei den Olympischen Spielen in London 1908 organisieren wollte. Als dieses Unternehmen scheiterte, wurde er von der FA gesperrt. In seinen letzten Lebensjahren lungerte er vor walisischen Länderspielen im Mannschaftshotel herum und versuchte, etwas Geld zu erbetteln. Er starb verarmt 1915, im Alter von 52 Jahren.
Auch der wahrscheinlich beste Torhüter vor dem Ersten Weltkrieg starb ein Jahr darauf entsetzlich jung, allerdings nicht in Armut, sondern in der Schlacht an der Somme. Leigh Richmond Roose war nicht nur ein ausgezeichneter Torhüter. Er hob die Position auf ein neues Level, sowohl was das Ansehen betrifft als auch die Spielweise.
Die ersten Torhüter befanden sich in einer paradoxen Position. Zunächst einmal waren sie ständig körperlichen Attacken ausgeliefert, praktisch ohne Schutz durch die Fußballregeln. Gibson und Pickford schrieben 1905 über den Fußball im frühen 19. Jahrhundert:
„In Eton befolgte man eine höchst delikate Regel, in der Folgendes zu lesen war: ‚Sollte ein Spieler auf den Ball fallen oder auf Händen und Füßen kriechen und den Ball zwischen seinen Beinen festhalten, so muss der Umpire ihn, wenn möglich, unter Zwang zum Aufstehen anhalten oder den Filou aufhalten.’ Welches Bild möchte man sich da ausmalen von einem Spieler nach alter Schule, erfüllt von einem brennenden Eifer, die Linien des Gegners zu durchbrechen, sowie gleichmütig gegenüber der Gefahr, wie er schmerzlich vorwärts kriecht, mit dem Ball zwischen seinen Füßen, das Opfer von zahllosen Tritten und Stürzen, und wie er mit der allerhöchsten Kraft nicht nur den regelwidrigen Versuchen des Gegners sich erwehret, ihn vom Wege abzubringen, sondern ebenso den regelgerechten Kräften des Umpire, dessen Grenzen so treffend beschrieben sind durch die Worte ‚wenn möglich’. Nähme man die Regeln in solchen Fällen zur Hand, so wären ein Foulke oder ein [Jack] Hillman eindrucksvolle Angriffsmaschinen gewesen, und zugleich gäbe es keinen Schiedsrichter in unserer Zeit, dessen Größe und Kraft ihm auch nur im Mindesten erlaubten, einen athletischen Spieler von gut 120 Kilogramm mit Gewalt auf die Füße zu heben. In späteren Zeiten ist die Kriechmethode öfter von Torhütern adaptiert worden, und es ist nachzulesen, wie [Ned] Doig, ein Champion des Klubs aus Sunderland, in einem bedeutsamen Spiel den Ball auf diese Weise von den Grenzen seines Tores fernhielt und einige Minuten lang erfolgreich all den Versuchen der geübten Schar von Kontrahenten widerstand, ihm diesen zu rauben, bis er schließlich mit diesem bis vor den Torpfosten sich rollte und sich ganz sicher seiner Verantwortung entledigte, indem er ihn über die Torlinie schob.“
Auch Gibsons und Pickfords Beschreibung des Torhüters hat einen negativen Beiklang und erinnert darin an Galens Hinweis auf die lahmen Männer in der Verteidigung und Benhams Erwähnung der Schisshasen von Westminster. In allen Fällen wird impliziert, dass nur diejenigen das Tor hüteten, die nicht den Schneid oder das Nötigste mitbrachten, um Feldspieler zu werden. Die Torhüter selbst halfen aber auch nicht immer, dieses Bild zu revidieren. In J. A. McWeeneys 1906 erschienenem Band Football Guide, or How to Play Soccer verwies James Ashcroft, der Torhüter von Woolwich Arsenal,