Fear Street 44 - Der Augenzeuge. R.L. Stine

Fear Street 44 - Der Augenzeuge - R.L. Stine


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ihre Stimme, obwohl niemand da war, der mithören konnte. „Und was sie nicht wissen, beunruhigt sie nicht.“ Sie legte eine Hand auf Garys Arm. „Was meinst du? Du bist der Klubpräsident.“

      „Ja …“, fing Gary an.

      „Meine Eltern werden mich umbringen!“, protestierte Maia.

      „Eigentlich ist der Vorschlag doch toll“, sagte Pete und sah Della an. „Schließlich sind wir alt genug. Wir stellen schon nichts Verrücktes an, richtig?“

      Suki grinste Gary an. „Nicht, wenn wir es verhindern können“, sagte sie bedeutungsvoll.

      „Was meinst du, Della?“, fragte Pete.

      „Es könnte lustig werden“, überlegte sie laut. „Wer braucht schon Abner.“

      „Es könnte sogar sehr lustig werden“, dachte sie. „Besonders wenn ich Gary Suki lange genug entreißen kann, um mich mit ihm zu versöhnen.“

      „Also, Gary?“, fragte Suki noch einmal.

      „Ja … okay.“ Er grinste sie an. „Machen wir’s. Lasst uns Samstagmorgen aufbrechen, wie geplant.“

      Alle klatschten Beifall – bis auf Maia.

      „Ich kann nicht“, sagte sie unglücklich. „Wenn meine Eltern das jemals herausfinden …“

      „Sie werden es nicht herausfinden, Maia“, sagte Della. „Alles wird gut gehen. Stell dir mal vor, wie viel Spaß wir haben werden! Wir sind Sonntagabend wie geplant zurück. Und niemand von unseren Eltern wird jemals etwas erfahren.“

      „Versprichst du mir das?“, fragte Maia Della, die Stimme voller Zweifel.

      „Ich verspreche es“, sagte Della. „Vertrau mir, Maia. Es wird nichts Schlimmes passieren.“

      2

      „Was ist mit deiner Zahnbürste? Hast du deine Zahnbürste eingepackt? “

      Leise zählte Della bis drei. Dann sagte sie mit beherrschter Stimme: „Ja, Mama. Ich habe meine Zahnbürste eingepackt. Meinst du, dass ich auch den Föhn mitnehmen sollte? Und noch drei oder vier Garnituren Kleidung zum Wechseln? Es geht ja schließlich um eine ganze Übernachtung!“

      „Kein Grund zum Sarkasmus“, sagte Mrs O’Connor und drückte auf Dellas eingerollten Schlafsack. „Ist der fest genug zusammengerollt? Meinst du, du kannst ihn tragen?“ Dellas Mutter war klein und sehr dünn, und sie bewegte sich immer schnell. Außerdem sprach sie, ohne Luft zu holen, und stellte zehn Fragen in der Zeit, die andere brauchten, um eine zu stellen. Sie erinnerte Della an einen Schmetterling, der ohne Pause von Blume zu Blume flatterte. Jetzt, am Samstagmorgen, flatterte sie geschäftig durch Dellas Zimmer, während Della für die Übernachtung packte.

      „Mama, weswegen bist du so ängstlich?“, fragte Della. „Wir haben doch oft gecampt, als Papa noch bei uns war.“

      Sofort tat es ihr leid. Sie hätte ihren Vater nicht so beiläufig erwähnen sollen. Ihre Eltern waren vor zwei Jahren geschieden worden, und ihr Vater hatte sofort wieder geheiratet.

      Ihre Mutter reagierte nicht. Sie war zu sehr damit beschäftigt, den Schlafsack zusammenzudrücken. „Dieser Mr Abner“, sagte sie. „Du hast nicht viel von ihm erzählt.“

      „Das kommt daher, dass ich keinen Unterricht bei ihm habe. Er ist nur unser Klubleiter. Er ist großartig. Wirklich. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Mama.“

      „Aber warum gerade die Fear-Street-Insel?“, fragte Mrs O’Connor. „Das ist so ein unheimlicher Ort.“

      „Genau deswegen“, sagte Della, ging zum Spiegel und kämmte mit der Haarbürste ihr langes, glattes Haar. „Es soll aufregend sein, verstehst du?“

      „Aber ausgerechnet diese Insel … Man hört so scheußliche Geschichten.“ Ihre Mutter stellte ein paar Bücher in einem Regal richtig hin, dann schüttelte sie das Kissen auf Dellas Bett auf.

      Die Fear-Street-Insel war eine kleine, unbewohnte, mit Kiefern bewachsene Insel in der Mitte des Sees hinter dem Fear-Street-Wald. Selbst wenn sie für Picknicks und Camping wie geschaffen war, trauten sich nur wenige Leute dorthin, weil so scheußliche Geschichten über die Insel erzählt wurden.

      Zum Beispiel, dass seltsame Tiermutationen, scheußliche, gefährliche Kreaturen, die nirgendwo sonst existierten, den Wald durchstreiften. Oder dass die Insel von giftigen Schlangen verseucht sei. Und dann gab es das Gerücht, dass die Insel vor langer Zeit als indianischer Friedhof genutzt worden sei und dass Geister nachts durch den Wald wanderten, um Rache für ihr Schicksal zu nehmen.

      Della glaubte eigentlich nicht an diese Geschichten. Sie war sich sicher, dass sie von Campern erfunden worden waren, um andere davon abzuhalten, auf die Insel zu kommen. Aber ganz bestimmt gaben sie einer Übernachtung dort einen Hauch von Abenteuer. Und das konnte auf keinen Fall schaden.

      „So ein öder Naturpark ist doch langweilig“, sagte Della zu ihrer Mutter. „In einer gruseligen Umgebung ist Campen viel aufregender.“

      „Nun, ich hoffe, es ist nicht zu aufregend“, erwiderte ihre Mutter, ging hinter ihr her und zog ihr Sweatshirt glatt. „Wenn irgendetwas Schlimmes passiert, rufst du mich sofort an, okay?“

      Lachend wirbelte Della herum. „Dich anrufen? Womit denn? Ich sag dir was – ich werde Rauchsignale schicken, okay?“

      „Das ist nicht lustig“, sagte Mrs O’Connor. Aber sie musste auch lachen.

      Der Klang einer Hupe von der Straße beendete ihre Unterhaltung. „Das ist Pete“, sagte Della zu ihrer Mutter. Sie warf sich den Rucksack über die Schulter und griff nach dem blauen Schlafsack.

      „Wer ist Pete?“, fragte ihre Mutter misstrauisch.

      „Ein Junge aus dem Klub.“ Della beugte sich zu ihrer Mutter, küsste sie auf die Wangen und schleppte sich unter dem Gewicht des ausgebeulten Rucksacks aus der Tür.

      Sie winkte Pete, der aus dem blauen Subaru-Kombi stieg, um ihr mit ihren Sachen zu helfen. Er trug Jeans und ein bunt kariertes Flanellhemd. „Hallo“, sagte er und riss die Hintertür auf. „Schöner Tag.“ Die Sonne stand hoch an einem kräftig blauen Himmel.

      „Ja. Es ist so friedlich hier draußen.“

      „Friedlich?“ Er sah verwirrt aus.

      „Meine Mutter ist nicht hier und stellt tausend Fragen.“

      Er lachte.

      „Er hat einfach perfekte Zähne“, dachte sie. „Einfach zu perfekt.“

      Dann rief sie sich zur Ordnung. Sie durfte ihm gegenüber nicht immer so kritisch sein. Er war eigentlich ein netter Junge. Schließlich hatte er ihr angeboten, sie zum Fear-Street-See mitzunehmen. Er konnte nichts dafür, dass seine Zähne zu gerade waren, dass seine Nase zu gerade und perfekt war, dass sein Haar zu ordentlich war und dass er sich besser als alle anderen kleidete.

      Und er schien sie wirklich zu mögen. Vielleicht, dachte sie, als sie auf den Vordersitz neben ihn kletterte, sollte sie versuchen, ihn auch zu mögen.

      Aber ihre Unterhaltung auf dem Weg zum See kam nur stockend in Gang. Pete erzählte ihr von einer Camptour, die er mit seiner Familie gemacht hatte, doch sie konnte sich nicht konzentrieren. Seine Stimme ging zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus. Sie dachte an Gary. Daran, was sie ihm sagen würde, wie sie sich mit ihm versöhnen würde, wenn sie erst allein im Wald wären.

      „Hast du?“, fragte Pete.

      „Was?“ Ihr wurde klar, dass sie Pete überhaupt nicht mehr zugehört hatte.

      „Hast du mit Gary Schluss gemacht?“ Er starrte geradeaus auf die Straße.

      „Nun, ja. Ich schätze. Ich meine nein. Ich weiß nicht.“

      Pete lachte verlegen. „Soll ich das Thema wechseln?“


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