Fear Street 44 - Der Augenzeuge. R.L. Stine

Fear Street 44 - Der Augenzeuge - R.L. Stine


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immer noch Vormittag. Habt ihr das vergessen?“, erinnerte sie Gary. „Wir haben noch eine Menge zu tun, bevor Zeit fürs Lagerfeuer ist. Los. Nehmt euren Kram. Wir müssen einen guten Zeltplatz finden.“

      „Aye, aye, Boss“, sagte Ricky und salutierte. Pete half Della mit ihrem Rucksack und gab ihr ihren Schlafsack. Sie bedankte sich bei ihm und beeilte sich, um neben Maia gehen zu können. Pete war wirklich zu süß. Aber sie wollte ihn auf keinen Fall ermutigen.

      Eine Weile wanderten sie am Strand entlang, immer in der Nähe der Bäume. Die Sonne stand jetzt höher am Himmel, und es wurde richtig warm. Della blickte auf, um zu sehen, woher das laute, unharmonische Kreischen kam, das sie hörte. Zwei blaue Eichelhäher auf einem niedrigen Baumast schienen sich zu streiten. „Sieh mal, wie groß die sind!“, sagte sie zu Maia und zeigte auf die Vögel.

      „Blaue Eichelhäher sind furchtbar laute Vögel“, sagte Maia missbilligend. „Sie sind so gar nicht wie Drosseln. Drosseln sind süß.“

      „Willkommen zur Naturstudie Nr. 101“, unterbrach Ricky sie.

      „He, Ricky“, schimpfte Della. „Warum bist du mitgekommen, wenn du die Natur nicht magst?“

      „Um bei euch zu sein, Babys“, sagte Ricky und warf ihr ein böses Grinsen zu. „Ihr wisst doch, ich habe einen Riesenschlafsack mit. Groß genug für mich – und noch jemanden.“

      „Was für eine unwiderstehliche Einladung!“ Della schnitt eine Grimasse und ging schneller. Ein Weg führte in den Wald, und sie folgten ihm. Sie gingen durch dichtes Gehölz und Gestrüpp, bis sie nach einer Weile zu einer kreisrunden Lichtung mit hohem Gras und Unkraut kamen.

      „Scheint doch ideal zum Zelten zu sein“, sagte Gary und warf das Zelt, das er über der Schulter getragen hatte, auf den Boden. „Lasst uns hierbleiben.“

      Dankbar nahmen alle ihre Rucksäcke ab und ließen sie auf den Boden plumpsen. Zwei Zelte mussten aufgeschlagen werden, eins für die Jungen und eins für die Mädchen.

      „Nein. Dreh sie so rum“, gab Pete Anweisung, nachdem sie begonnen hatten, die Zeltleinwand über die Stangen auszubreiten, die sie zusammengesteckt hatten. „Der Wind kommt gewöhnlich von Norden. Deshalb sollten die Rückwände der Zelte nach Norden gehen.“

      „Sehr eindrucksvoll, Pete“, sagte Gary, halb im Spaß, halb ernst. Er sah zur Sonne hinauf, die direkt über ihnen stand. „Und woher wissen wir, wo Norden ist?“

      „Da“, sagte Pete und zeigte in eine Richtung. „Ich habe einen Kompass an meiner Uhr.“ Er hob sein Handgelenk hoch, an dem eine dieser Uhren mit einem Dutzend unterschiedlicher Funktionen war.

      „Glaubst du, die Ureinwohner hatten auch solche?“, fragte Ricky.

      Wieder ignorierten ihn alle. Sie arbeiteten daran, die Zelte umzudrehen und sie mit Heringen am Boden zu befestigen. Dann schwärmten sie in verschiedene Richtungen aus, um genug Brennholz für die Nacht zu suchen.

      Pete folgte Della, doch auch dieses Mal beeilte sie sich, um Maia einzuholen. „Es ist hier so einsam. Irgendwie ist das gruselig“, meinte Maia und stieg vorsichtig über eine tiefe Pfütze.

      „Aber es macht Spaß“, erwiderte Della. Ihr wurde bewusst, dass sie aufgeregt war, auch wenn sie nicht sicher war, weshalb. Vielleicht weil sie allein waren, ohne Erwachsene in ihrer Nähe. Alles konnte passieren. Alles. Nur sie sechs, die ganze Nacht allein im Wald. Es könnte so romantisch werden …

      Sie entfernte sich von Maia und ging in die Richtung, in die Gary im Wald verschwunden war. „Das ist meine Chance, mit ihm zu reden“, dachte sie. Ihr Herz klopfte laut im Hals. Ihr Mund fühlte sich trocken an. Sie hatte nicht gedacht, dass sie so nervös sein würde.

      „Gary muss mir mehr bedeuten, als ich mir selbst eingestanden habe“, dachte sie weiter. Schnell lief sie über die trockenen, braunen Blätter und die herabgefallenen Zweige und hielt durch Birken und Kiefern nach ihm Ausschau.

      Es roch so süß und frisch im Wald. Sie konnte nicht abwarten, mit Gary zu reden, wieder mit ihm zusammen zu sein, seine Arme um sich zu spüren. Wie hatte sie nur so dumm sein können, derartig in Wut zu geraten? Sie konnte sich schon nicht mehr daran erinnern, worüber sie gestritten hatten.

      Ein Eichhörnchen stoppte seinen Weg einen Baumstamm hinunter. Es starrte sie an, als sie vorbeihastete, dann hüpfte es über die Blätter zum nächsten Baum.

      „Gary, ich möchte mich entschuldigen.“ Das würden ihre ersten Worte sein. Keine fantasievolle Einleitung. Keine Rechtfertigungen oder Erklärungen. Sie würde sich einfach nur entschuldigen und es möglichst schnell hinter sich bringen.

      Sie blieb stehen. Da war er. Sie konnte ihn durch eine Baumlücke sehen. Sie unterdrückte einen entsetzten Schrei.

      Er lehnte gegen einen dicken Baumstamm. Suki presste sich an ihn. Sie standen eng umschlungen. Sie hatten die Augen geschlossen. Und der Kuss schien eine halbe Ewigkeit zu dauern.

      3

      Es war später Nachmittag, als Ricky seinen Rucksack öffnete und eine Pistole herauszog.

      „Los, Leute – jeder nimmt eine.“ Er holte fünf weitere Pistolen heraus, eine nach der anderen.

      „Super! Das machen wir!“, schrie Pete begeistert.

      „Okay!“, Gary war genauso begeistert. Er griff nach einer von Rickys Pistolen und tat so, als würde er auf Pete schießen. Pete ließ sich theatralisch zu Boden fallen.

      Die Mädchen stöhnten einstimmig.

      „Nicht noch ein Farbenkrieg“, seufzte Della.

      „Ich hasse diese Kriegsspiele“, beklagte sich Suki.

      „Dabei geht es doch nur darum, den anderen … in die Irre zu führen.“

      „Was für eine hochgestochene Ausdrucksweise für sie“, dachte Della bitter. In den Stunden, seit sie Gary und Suki im Wald gesehen hatte, hatte sich ihre Verletztheit in Wut verwandelt.

      „Ich hab das noch nie gespielt“, sagte Maia. „Werden Mannschaften gebildet, oder spielt jeder für sich allein?“

      „Wir spielen in Mannschaften“, sagte Ricky und zog die Farbe für die Farbpistolen heraus.

      „Ich mach nicht mit“, sagte Suki.

      „Komm schon, Suki. Das macht Spaß“, bettelte Gary. „Ein paar von uns haben sich vor einigen Wochen einen Farbenkrieg im Shadyside Park geliefert. Am Ende waren wir alle total eingefärbt. Es war echt lustig.“

      „Klingt nach einer richtigen Lachorgie“, sagte Suki sarkastisch.

      „Okay. Ich mach mit“, verkündete Della plötzlich. Wenn Suki dagegen war, würde sie dafür sein! Sollte Gary sehen, wer die bessere Verliererin war.

      „Ich auch, denke ich“, sagte Maia und sah zu Della hinüber.

      „Super!“, schrie Gary. „Los komm, Suki.“ Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Du bist die Einzige, die nicht mitmachen will.“

      „Ich hab dir doch gesagt, dass ich Kriegsspiele nicht mag“, beharrte Suki und zog sich von Gary zurück.

      „Das ist kein Krieg. Betrachte es einfach als Spiel – mit Schießen“, schlug Ricky vor.

      Suki starrte ihn an und stieß ihm ihren Finger in den dicken Bauch. „Werde ich die Chance haben, mit Farbe auf dich zu schießen, Schorr?“

      „Klar. Vermutlich“, sagte Ricky. „Oh. Mach das noch mal. Ich liebe das.“

      „Halt die Klappe!“, sagte Suki, ballte eine Faust und drohte Ricky spielerisch damit. „Okay, du hast gewonnen. Ich mach mit. Aber nur, weil ich dich massakrieren werde, Schorr.“

      „Mädchen gegen Jungen“, schlug Pete vor.

      „Gute Idee“, stimmte Gary schnell


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