Schwarzer September - der zweite Moselkrimi. Carlos Caldera
und dann begann er damit, die Brustwarzen abwechselnd zu küssen und zu umzüngeln. Als sie beide ganz hart waren, konzentrierte er sich auf eine, die er mit Zunge und Lippen im Speichelbad massierte, wobei er sich Mühe gab, der anderen Brustwarze mit den Fingern einer Hand gleiche Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen, welches ihm nicht leicht fiel wegen der gebotenen Konzentration auf eine harmonische Stimulation, wie er sie anstrebte, und wie sie ihr gefiel. So brachte er Uschi in erstaunlicher Zeit zu erstaunlichen Freudengefühlen, und sie selbst bestimmte jetzt den weiteren Ablauf.
“Jaaa, Klaus, suuuper! Komm, schnell, nimm mich von hinten.”
Er richtete sich auf und streifte geschwind das Kondom über sein Stoßfleisch. Unterdessen drehte sich Uschi in der Horizontalen, und als sie auf dem Bauch lag, hob sie ihr Gesäß und streckte es ihm in provokanter Manier entgegen. Als er sie mit beiden Händen an der Taille griff, spürte er ihre Hand an seinem knochenharten Dingdong. Er gab einen Seufzer der Erleichterung von sich, als er mit geschmeidiger Leichtigkeit in die unsichtbare, feuchtheiße Höhle hinabglitt. Ihren Kopf halb angewinkelt auf das kleine Kissen gestützt, gab sie kurz den Rhythmus an, bevor er übernahm und schluchzend stößig wurde. Die ineinandergesteckten Holzteile der Kanzel schienen vor Freude mitzuwippen, die Scharniere gaben zarte Wimmer- und Ächztöne von sich. Sogar die zwanzigstufige Leiter draußen geriet in frohlockende Schwingungen. Heute schien die Lustfrequenz gar ein Echo zu provozieren, gegenläufige Schwingungen übertrugen sich von der Leiter auf die Kanzel, von der Kanzel auf die Matratze und von der Matratze auf das kopulierende Paar. Dann - eins, zwei, drei, - ein paar Mißklänge, ein Störfeuer. Es geschah just in dem Augenblick, als Uschi die Position variieren wollte und dazu den Eindringling sausen ließ. Sie warf sich flach hin, drehte sich auf den Rücken und wollte gerade den Schwanz wieder neu aufnehmen, sozusagen zur finalen Erfüllung, denn beide waren noch nicht gekommen.
“Hast du etwas gemerkt, Klaus?” fragte sie mitten in die Hitze des Gefechts hinein.
“Was meinst du, Uschi? Bei mir ist alles in Ordnung.”
“Das meine ich nicht. Hier hat was gewackelt, ich habe es deutlich gespürt. Hier stimmt was nicht.”
Es war bei all den vielen Dutzend Treffen noch nie vorgekommen, daß sie im Akt gestört worden waren. Kaminski blickte durch das Fenster auf die Wildfütterung hinaus. Da war nichts zu sehen. - Doch da, jetzt..., er merkte es nun auch selbst, eine leichte Vibration, wie ein Zittern, das die Kanzel kaum wahrnehmbar in Schwingung brachte. Es hätte ein Windstoß sein können, doch es war völlig windstill.
“Meinst du, da ist jemand?” Uschi sah die Verunsicherung im Antlitz des Försters. Dieser stand auf und zog sich hastig Socken, Hosen, Hemd und Schuhe an. Uschi brauchte die halbe Zeit, um ihre Sachen an den Körper zu bringen. Sie half ihm, die Hemdknöpfe - soweit noch vorhanden - zu schließen, während er sich am Türschloß zu schaffen machte. “Bleib du auf alle Fälle hier oben, Uschi. Bitte komm unter keinen Umständen heraus, egal was los ist. Okay?”
“Ja, klar, Klaus. Sei vorsichtig!”
Er öffnete mit Bedacht die Kanzeltür, sah einen Augenblick etwas ängstlich in den dichten Laubwald hinein, konnte aber nichts erkennen. Während er noch überlegte, ob er nicht wieder zurückkehren und die Tür schließen sollte, fiel sein Blick auf den unteren Bereich der Leiter. Dort, unter den Sprossen, schien ein Schatten zu sein. Als er sich vorbeugte und seitlich an der Leiter heruntersah, traf ihn der Schock. Es hätte nicht viel gefehlt und Kaminski wäre vor Schwindel abgestürzt.
“Ist was, Klaus?” hörte er Uschi wie aus unendlicher Ferne rufen.
“Klaus, was ist los?” rief sie lauter, als er nicht antwortete. Kaminski drückte rasch die Tür von außen zu.
“Bleib schön drinnen, Uschi”, raunte er ihr zu. “Ich bin gleich wieder da.”
Wie benebelt von Unmengen Alkohol stieg der Förster langsam die Leiter herab. Das Ungeheuerliche kam immer näher, nein, das war doch nicht möglich, das konnte doch nicht wahr sein! Da hing ein Mensch, ein Schwarzer, an seiner Leiter, auf halber Höhe, und der Mensch glotzte ihn an. Lebte er noch? Reflexartig zog Kaminski sein Jagdsmesser aus der Hosentasche und hackte mitten im Entsetzen auf die Schlinge ein, die um die Sprosse gebunden war und den Hals des Mannes so gräßlich entstellt hatte. Schon plumpste der leblose Körper dumpf zu Boden und blieb, halb von Farnen bedeckt, regungslos liegen.
Oben knarrte die Tür einen kurzen Moment lang. Uschi blickte durch den entstandenen schmalen Lichtschlitz nach draußen, irgendwo raschelte es im Unterholz, noch gerade konnte sie die zwei Figuren auf der Lichtung erkennen, bevor sie wieder im dichten Bestand untertauchten.
Kaminski beugte sich inzwischen über den Menschen, den er eben noch an seiner Leiter hatte hängen sehen. Er schlug die Farnwedel zu Boden und lockerte die Waldrebenschlinge am Hals. Dann schlug er dem Schwarzen mehrmals leicht links und rechts auf die Wangen und sprach ihn an. “Hören Sie mich? Können Sie mich hören?”
Kaminski legte ein Ohr auf seine Brust, versuchte den Puls zu fühlen. Der Körper war noch warm, aber er zeigte keinerlei Reaktion mehr. Kaminski versuchte sich verzweifelt an Wiederbelebungsmaßnahmen,aber er warf alles durcheinander, es war zu spät. Dann fühlte er den Arm von Uschi an seinen Lenden.
“Wie furchtbar!” sagte sie.
“Uschi! ” sagte der Förster nach einiger Zeit betretenen Schweigens. “Du hast nichts gesehen, verstanden? Du weißt von nichts. Ja, du warst gar nicht hier! Verstanden?”
Während Uschi nachdenklich wieder die Leiter zur Kanzel hochstieg, zog Kaminski die Leiche des jungen Mannes unter die kaum einen Katzensprung entfernt stehende dicke Kastanie. Es war eine reine Leerlaufhandlung.
3. Die Entwurzelung
Rodolfo Lopez Rodriguez wunderte sich über die Abwechslung. Seit über sechs Wochen saß er nun schon in der acht Quadratmeter großen Einzelzelle des städtischen Gefängnisses und wartete auf eine Veränderung. Noch immer hoffte er auf die Freiheit in dem Land, in das ihn das Schicksal als junger Mann verschlagen hatte, und das jetzt seine Wahlheimat war. Heute war es der 44. Tag in Isolationshaft, 23 Stunden täglich saß er in der Zelle, ohne Kontakte, ohne Verbrechen, ohne Schuld. Die Haft verdankte er allein der Tatsache seiner nackten Existenz als Mensch auf dieser Welt. Ein Tag verlief wie der andere, um sechs Uhr wecken, gegen 6 Uhr 30 das immer gleiche Frühstück, von einem Wärter unter der Tür hindurchgeschoben - zwei Brote mit Marmelade und Dreieckskäse bestrichen, dazu eine Tasse gelblichen, fadenscheinigen Tees. Um 10 Uhr eine Stunde Hofgang, in Begleitung eines Wächters, um zwölf Uhr Mittagessen, 17 Uhr 30 Abendbrot. Einzige Abwechslung in 43 Tagen: ein Besuch seines Anwalts, 30 Minuten Dauer, zwei Besuche von je zwei Mitgliedern der Bürgerinitiative “Freiheit für Rodolfo Rodriguez”, jeweils 60 Minuten.
Doch heute war irgendetwas anders. Zum erstenmal lag ein gekochtes Ei auf dem Frühstücksteller, einfach so zwischen die üblichen Brote geklemmt, kein Eierbecher, kein Löffelchen, kein extra Besteck. Rodolfo freute sich über die lauwarme Zugabe, er wiegte das Ei in seinen Händen, behandelte es wie ein Schmuckstück. Sollte es ihm Glück bringen? Dann aß er es mit den Broten zusammen auf. Gegen sieben Uhr klopfte es: “Herr Rodriguez, packen Sie bitte Ihre Sachen, in 15 Minuten fahren Sie los.”
Panik. Was ist los? Wohin fahre ich?
Rodolfo wagte es nicht, die Fragen laut auszusprechen. Dabei hätte er am liebsten schreien wollen, den Frust von 42 Tagen einfach rausbrüllen. Doch er blieb still, unterdrückte alles, fraß alles in sich hinein. Sein mit dem ungewohnten, gekochten Ei gefüllter Magen tat ihm weh. Er glaubte zu wissen, was dieser Befehl des unsichtbaren Wärters zu bedeuten hatte. Wollten Sie ihn tatsächlich abschieben? In das Land, wo niemand auf ihn wartete, außer dem Tod? Er stemmte sich mit aller ihm verbliebenen Energie dagegen, dies zu glauben. Vielleicht käme er ja in Freiheit, einfach wieder heraus aus der Zelle, alles nur ein Irrtum, ‘ Sie sind frei, Herr Rodriguez’, würde der Gefängnisdirektor, den er nicht einmal kannte, feierlich zu ihm sagen. Er würde wieder in seine Zwei-Zimmer-Wohnung zurückkehren können, die er Anfang August im Morgengrauen verlassen hatte, um zur Arbeit zu fahren.
Er hatte