Seewölfe - Piraten der Weltmeere 678. Jan J. Moreno

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 678 - Jan J. Moreno


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einem der Kähne schwammen zwei aufgedunsene, von Ungeziefer bedeckte Fische. Eine Ratte floh quietschend vor den Arwenacks. Batuti brach ihr mit einem Schlag seines Riemens das Genick.

      „Sieht nicht gut aus“, sagte er.

      Bill deutete auf die toten Fische. „Vielleicht war Sturm, und die Boote konnten nicht auslaufen.“

      „Alles Quatsch“, murrte Old Donegal. „Ihr verschließt die Augen vor der Wahrheit.“

      Die Jolle schrammte am Steg entlang. Philip Killigrew junior schwang sich auf die von Algen überwucherten Bohlen und belegte die Vorleine.

      „Seit vier oder fünf Tagen waren die Fischer nicht mehr draußen“, sagte er. „Das muß einen Grund haben.“

      „Natürlich“, versicherte Old Donegal eilfertig. „Ich behaupte, daß die Bewohner von Ernakulam Hals über Kopf ihre Häuser verlassen haben.“

      Hasard junior blinzelte seinem Zwillingsbruder zu. In seinem Blick lag inzwischen ebenfalls Besorgnis.

      „Schon gut, Granddad“, beschwichtigte er. „Vielleicht hast du sogar recht. Aber bestimmt nicht, weil hier Geister ihr Unwesen treiben.“

      Old O’Flynn ignorierte die ihm helfend entgegengestreckte Hand und schwang sich ächzend aus eigener Kraft auf den Steg, obwohl ihm die Beinprothese hinderlich war. Außerdem schwieg er, weil er eingesehen hatte, daß Worte allein keinen seiner Begleiter überzeugen würden.

      Die Stille war bedrückend.

      „Wie viele Einwohner mag Ernakulam haben?“ fragte Bob Grey nach einer Weile.

      „Frag mich was Leichteres“, erwiderte Carberry.

      „Fünfhundert“, sagte Philip junior gleichzeitig.

      „Nicht mehr einen.“ Old Donegal wirkte erbittert.

      Vor ihnen erklang wieder das heisere Bellen. Die Arwenacks folgten dem ausgetretenen Pfad. Bei den zum Trocknen ausgelegten Netzen standen zwei Körbe. Ursprünglich, das heißt vor einigen Tagen, mochten sie voller Fische gewesen sein. Jetzt lagen die schuppigen Leiber, von spitzen Zähnen zerfetzt, Dutzende von Schritten im Umkreis verstreut. Die wenigsten Fische waren noch als solche zu erkennen, zumal die kargen Reste inzwischen von Heerscharen von Ameisen und Käfern bevölkert wurden.

      „Alles verludert“, sagte Batuti kopfschüttelnd. Er hielt einen Pfeil schußbereit auf der Sehne seines Langbogens. Aber außer ein paar Ratten gab es nichts, auf das er hätte schießen können.

      Sie näherten sich den ersten Häusern.

      Ein eigenartiger Geruch lag in der Luft, er wirkte beklemmend und zwang die Männer, kürzer zu atmen. Es war der Dunst von Verwesung und Fäulnis.

      Edwin Carberry, der neben Batuti an der Spitze des Trupps ging, stieß eine heftige Verwünschung aus. Im nächsten Moment rief er laut: „Hallo! Ist da jemand?“

      Ein schwarz und weiß gezeichnetes Etwas fegte kläffend hinter den Häusern hervor. Es war ein seltsames Geschöpf mit Schlappohren, übergroßer Schnauze, einem faßförmigen, verquollenen Leib und zu kurz geratenen krummen Beinen. Das zottige, verdreckte Fell konnte all die Häßlichkeit nicht verbergen.

      Angriffslustig verharrte der Köter gerade zwei Schritte vor Carberry. Blutiger Schaum stand vor seinem Maul, und die Augen waren nicht minder rot verfärbt.

      „Kusch!“ sagte der Profos, freilich ohne jedweden Erfolg. Ehe er sich’s versah, sprang ihn der Hund an. Ferris Tuckers „Wahrschau!“ erklang zu spät.

      Instinktiv riß Carberry die Arme hoch und wehrte den Köter ab.

      Jaulend überschlug sich das Tier in der Luft, schaffte es irgendwie, auf den Beinen zu landen, und griff sofort erneut an.

      Kräftige Reißzähne verbissen sich in Carberrys Hemdärmel. Der Hund war wie von Sinnen. Selbst ein Wolf konnte nicht wilder reagieren.

      „Der ist besessen“, behauptete Old Donegal.

      Niemand hörte auf ihn. Carberry hatte das Tier inzwischen im Nacken gepackt und zwang es mit eisernem Griff, das Maul zu öffnen. Aber schon schnappte es erneut nach ihm und versuchte, ihm die Läufe ins Gesicht zu schlagen.

      „Verschwinde, du Biest!“ sagte der Profos grollend und schleuderte den Hund weit von sich. Das Tier verschwand jaulend zwischen hohen Sträuchern.

      „Glaubst du mir jetzt?“ fragte Old Donegal. „Ernakulam ist keineswegs das, was wir erwartet haben.“

      „Verwesende Kadaver, Ratten und ein lausiger Köter – na und?“ Carberry zuckte mit den Schultern. „Das hat jedes Dorf zu bieten.“

      Sie erreichten das erste Haus, eigentlich nur eine aus ungebrannten Lehmziegeln errichtete und mit Palmenblättern und Stroh gedeckte Hütte. Die Fensteröffnungen waren von innen mit bunten Stoffen verhängt. Als Carberry zugriff und einen der Vorhänge zur Seite zerrte, fiel eine schmale Bahn flirrender Helligkeit ins Innere. Staub wirbelte auf.

      Das Haus war in zwei Räume geteilt, in beiden standen einfache Möbel und Sitzgelegenheiten. Neben dem Kochherd, dessen Rauchabzug durch die Wand führte, war klobiges Brennholz gestapelt. Mehrere flache Schüsseln enthielten nur Schimmel und Grünspan, und in einem Eimer stand faulendes Wasser. Die Bewohner dieser prachtvollen Unterkunft hatten ihrem Heim den Rücken gekehrt.

      „Warum eigentlich?“ fragte Hasard. „Angst vor Piraten oder vor einem reißenden Tier aus dem nahen Urwald? Ein menschenfressender Tiger? Aber wohin hätten die Leute fliehen sollen? Sie hätten bestimmt nicht ihre Boote zurückgelassen.“ Er warf Old Donegal, der sich unüberhörbar räusperte, einen mißbilligenden Blick zu. „Sag bitte nichts, Granddad. Ich weiß leider zu genau, was dir vorschwebt.“

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