Skotom. Moira Dawkins

Skotom - Moira Dawkins


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Inhaltsverzeichnis

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      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

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      © 2020 novum publishing

      ISBN Printausgabe: 978-3-99107-246-1

      ISBN e-book: 978-3-99107-247-8

      Lektorat: Alexandra Eryigit-Klos

      Umschlagfoto: Maksim Prochan | Dreamstime.com

      Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

      Innenabbildungen: Moira Dawkins

       www.novumverlag.com

Danksagung Prolog Meine Kindheit Mein neues Leben Mein Leidensweg Andere Abnormitäten

      Einstieg in die Psychotherapie

      Ich hatte mir das Ganze weitaus schlimmer vorgestellt – was bei mir an der Tagesordnung ist, um ehrlich zu sein. Ich fand meine Therapeutin von Anfang an sympathisch, woran auch ihre beiden Hunde nicht ganz unschuldig waren. Allerdings behielt ich die Sitzungen lange Zeit für mich. Nur meine Freundin, die mir die Empfehlung ausgesprochen hatte, wusste Bescheid. Auch bei dieser Therapeutin brauchte ich eine gewisse Anlaufzeit, doch irgendwann vertraute ich ihr genauso wie meinem Doc. Genauer gesagt, ich habe mir die Zeit genommen, um Vertrauen zu ihr zu fassen, und nicht aufgegeben. Ich genoss es sehr, mich mit ihr über alles Mögliche zu unterhalten. Anfangs erläuterte ich ihr meine momentane Situation und den Grund für mein Vorsprechen bei ihr. Natürlich kam auch meine Vergangenheit zur Sprache, womit ich auch gerechnet hatte. Wie schon Dutzende Male vor ihr gab ich auch ihr die Kurzfassung des Geschehenen und beantwortete all ihre Fragen wahrheitsgemäß. Schon nach wenigen Sitzungen eröffnete sie mir, dass sie eine Fortführung unserer Sitzungen für angebracht halte und sie daher alles Nötige beantragen werde. Was mir an ihr gefiel, war, dass sie mich wie einen normalen Menschen behandelte, eine lockere Umgangsweise hatte und auch sonst sehr entspannt und verständnisvoll war.

      Ich hatte mich inzwischen an die Sitzungen, die anfangs alle zwei Wochen stattfanden, gewöhnt und mir eigene Gedanken über die Ziele der Therapie gemacht. Ich wusste, dass sich meine Beschwerden durch die Therapie nicht bessern würden, da sie meiner Meinung nach nichts mit meiner Vergangenheit zu tun haben. Doch ich war neugierig auf die Meinung eines Profis bezüglich der damaligen Geschehnisse.

      20 Und das nach wenigen Wochen.

      Eigentlich hatte ich ihr an diesem Tag sagen wollen, dass ich mit dem langsamen Fortschritt unzufrieden war und daher mit dem Gedanken spielen würde, die Therapie abzubrechen. Ich weiß leider nicht mehr, wie wir darauf kamen, doch ich baute absichtlich in meine Antwort die Feststellung ein, dass ich aufgrund fehlender telepathischer Kräfte nun mal nicht wisse, was Leute von mir hören wollten. Da ich keinerlei Probleme damit habe, über meine Vergangenheit zu sprechen, stört mich dieses Hindernis gewaltig. Ich sagte ihr, dass ich gern mehr von früher erzählen würde, ich aber viele Lücken zwischen meinen Erinnerungen hätte, für deren Füllung ich alles tun würde. So wäre ich auch zur Hypnose bereit.

      Da wurde meine Therapeutin auf einmal hellhörig und fragte mich, ob ich mir da sicher sei. Nachdem ich das bejaht hatte, erzählte sie mir von einer Therapieform, die erst vor Kurzem anerkannt wurde: Eye Movement Desensitization and Reprocessing, kurz EMDR. Bei dieser Traumatherapieform können Folgestörungen von Traumata behandelt werden (Hase). Meine Therapeutin war sich sicher, dass in meiner Kindheit genau so ein behandlungsbedürftiges Trauma vorgefallen sei. Ich war mir dabei jedoch nicht ganz sicher.

      Doch ich hatte ihr kurz vorher etwas erzählt, das ich bis dato jedem verschwiegen hatte: Jeden Abend höre ich noch etwas Musik, bevor ich schlafen gehe. Ich liege dann zwar schon im Bett, aber ich grüble dann noch etwas vor mich hin, lasse den Tag Revue passieren und werde dadurch auch müde. Allerdings gab es Abende, an denen das Nachdenken nicht so ganz klappen wollte. In diesen seltenen Momenten fiel mir irgendwann auf, dass meine Augen flackerten. Gleichzeitig änderte das Bild vor meinem inneren Auge rasend schnell seine Größe. Irgendeine Szene oder Ähnliches wurde rasant groß und dann wieder klein, sodass ich irgendwann dachte, dass dies das erste Anzeichen eines Wahns wäre. Während dieses Flackerns hatte ich weder meine Augen noch meine Gedanken unter Kontrolle. Und wenn ich etwas nicht leiden kann, dann ist es Kontrollverlust. Nach langem Überlegen erzählte ich meiner Therapeutin davon und fieberte ihrem Urteil entgegen. Tatsächlich hatte sie eine Erklärung parat, die mir große Erleichterung verschaffte. Laut ihrer Aussage passierte vermutlich Folgendes: Wenn es nachts Zeit fürs Bett wird, kommt man automatisch zur Ruhe. Das würde auch das Gehirn merken und versuchen, tiefer gelegene Gedanken an die Oberfläche zu bringen. Erinnerungen, wie z. B. ein Trauma, nutzen diesen ruhigen Moment, um ins Bewusstsein zu gelangen. Solche unkontrollierbaren Bilder seien dabei ganz typisch. Ein weiterer Punkt, der ihre Aussage unterstützte, war meine Feststellung, dass ich beim Nachdenken nie meine Augen zuhalten kann. Nach wenigen Sekunden gehen sie sofort wieder auf.

      Nun hatte ich eine Erklärung für meine „Macke“ und erzählte dann auch meinen Pflegeeltern und meinen Freunden davon. Anscheinend war ich somit geeignet für EMDR.

      Ich ging davon aus, dass sich meine Therapeutin durch die EMDR-Sitzungen auch eine Besserung meiner Beschwerden erhoffte, da evtl. verdrängte Erfahrungen durch diese Therapieform aufgearbeitet und verarbeitet werden könnten. Jedoch ging sie sehr behutsam vor und so konnte ich nur mutmaßen, wie es weiterging und was noch alles auf mich zukommen würde. Die Vorbereitungen für die eigentlichen EMDR-Sitzungen nahmen sehr viel Zeit in Anspruch. Dadurch, dass sie vor allem bei Patienten mit posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) angewendet werden, musste mit äußerster Vorsicht gearbeitet werden, weshalb auch nur ein speziell dafür ausgebildeter Therapeut für diese Therapieform infrage kommt. Durch das gezielte, kontrollierte und wiederholte Durchleben des Traumas lernen die Patienten langsam den Umgang mit diesem, ohne dabei in Panik zu verfallen oder weiter daran zu zerbrechen. Mit der richtigen Herangehensweise lernen die Patienten, dass das Geschehene zwar passiert ist, sie jedoch auch ohne enorme Einschränkung der eigenen Lebensqualität daran zurückdenken können. Mit der Zeit können sie so ohne körperliche oder psychische Symptome an das Erlebte denken. Dieser Weg erfordert allerdings von beiden Seiten, Therapeut und Patient, viel Zeit, Energie und Durchhaltevermögen. Der eigens für EMDR ausgebildete Therapeut benötigt das Wissen, die Erfahrung und die Menschlichkeit, die für diese Therapieform zwingend erforderlich sind. Durch äußere Stimulation, wie z. B. schnelles Hin- und Herbewegen der Finger vor den Augen des Patienten,


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