Geheimnisse. Dana Lyons
setzte sie sich an den kleinen Esstisch und nippte an einem Glas Wein, ihr Verstand von dem frustrierenden Fall abgeschaltet. Stattdessen benutzte sie ihre scharfen Augen, um sich darauf zu konzentrieren, was Nobility in ihr Leben gebracht hatte, ihre außergewöhnlichen Männer.
Die Veränderungen an ihnen waren subtil; die Effekte dieser Veränderungen verwirrten sie.
Vielleicht sind es meine irren Augen; sehe ich, was nicht dort ist?
War es möglich, dass sie gutaussehender waren als zuvor? Viriler? Intelligenter? Verlockender? Begehrenswerter?
Quinn hatte eine Art und Weise zu ihr hochzuspähen, wie ein zerknirschter Welpe. Wenn er das tat, war er so niedlich, dass ihr Herz so weich wurde wie warmer Honig, begierig auf den Tag, wenn er schließlich in ihre offenen Arme laufen würde.
Bei Simon, in den seltenen Momenten, wenn er seinen Schutz fallen ließ, erhellte ein frisches und ehrliches Licht seine Augen, was ihn jungenhaft werden ließ. Wenn er so war, wollte sie sich an ihm reiben, bis diese strahlenden Augen vor Leidenschaft rauchig wurden.
Und Rhys, der Vater der Truppe, ein Mann wie ein Baum mit einem Anflug von Clown. Wie der Rabe war er intelligent und engagiert, seine Augen unergründlich. Aber sie wusste, dass sein Herz und Verstand ihr gehörten, wenn sie bereit war diese zu beanspruchen.
Das Rudel gewöhnte sich ein. Sogar in diesen beengten Quartieren koexistierten sie friedlich. Obwohl sie für ein Haus mit mehr Privatsphäre im Badezimmer dankbar wäre, gab es einen beneidenswerten Vorteil mit drei gutaussehenden Männern zu leben.
Sie nippte an dem Wein und seufzte. Allein der Gedanke sich mit ihnen zu paaren schenkte ihr ein erwartungsvolles Kribbeln. Sie konnte keinen auswählen, den sie von den dreien zuerst wollte, aber Rhys war bereit ihre Beziehung zu vollziehen und das lebenslange Band zu besiegeln, von dem Lazar sprach. Sie erschauderte durch die berauschende Erwartung.
Wie wäre es mit jedem dieser unglaublichen Männer im selben Moment telepathisch und körperlich verbunden zu sein?
Rhys setzte sich neben sie und sie zuckte zusammen.
»Wie eine Katze mit einem Vogel im Maul«, sagte er. Er brachte die Weinflasche und stellte sie auf den Tisch. Seine nahe Gegenwart ließ ihren Glücks-Motor anspringen; wie Simon schnurrte sie. »Ich bin überrascht über deine Wortwahl, Vogel im Maul?«
»Na ja, aufgrund deines Gesichtsausdrucks schien es äußerst angemessen.«
Simon und Quinn gesellten sich zu ihnen, aber der kleine Tisch konnte nur eine gewisse Anzahl langer schlanker Beine beherbergen, als sie sich mit beträchtlichem Kniestoßen unterhalb niederließen.
»Du wolltest mit uns die Unterhaltung teilen, die du heute Morgen mit Jarvis hattest«, sagte Rhys.
»Hmh«, grunzte Simon. »Also das ist ein Mann, den man auf seiner Seite will. Ich würde nicht gegen ihn angehen wollen.«
Quinn räusperte sich. »Ich muss sagen, dass ich froh war außerhalb seiner Reichweite zu kommen. Was ist vorgefallen, nachdem wir gegangen sind?«
»Er riecht ein Geheimnis«, sagte Dreya. »Aber es ist ihm egal, solange wir nicht unangemessen sind.«
»Pah! Unangemessen?« Simon bekam Glupschaugen und seine Lippen verzerrten sich durch einen weiteren Einwand, seine Worte bereit ausgekotzt zu werden.
»Er fragte, ob wir sexuell sind. Ich habe ihm die Wahrheit gesagt: nein.«
Ihre Worte brachten ihn zum Schweigen. Eine schwere Stille ließ sich nieder, brachte ein plötzliches Interesse auf die Tischoberseite. Sie leckte sich ihre Lippen. Das Rudelkonzept war unangenehm, sogar in einem Noblen Haushalt. »Aber«, fügte sie hinzu, »ich glaube, dass er mehr weiß als er durchblicken lässt.«
Sie schauten auf und ein angstvoller Blitz hüpfte über ihre Gesichter. Sie erinnerte sich an die Flut von Signalen, die sie auf Jarvis’ Gesicht entdeckt hatte, als er sagte, dass ihm ihr Geheimnis egal war. »Ich glaube, dass er etwas weiß, aber ist noch nicht willens es zu teilen.«
»Machen wir uns Sorgen?«, fragte Quinn.
Auf Jarvis’ Gesicht hatte sie auch ein zugrundeliegendes Ziel gelesen – Schweigen. »Nein«, antwortete sie. »Vorläufig keine Sorge. Aber in der Zwischenzeit?«
»Finden wir etwas Größeres zum Leben«, schlug Simon mit einem Grinsen vor.
Quinn ergänzte: »Ich muss rennen.«
Sie zog eine Grimasse. Außer sie zog nach Kanada, wusste sie nicht, wo ihr Wolf und Puma rennen könnten. »Das ist eine große Aufgabe, aber wir werden daran arbeiten. Zuerst müssen wir einen Killer fangen, bevor er wieder tötet. Ihr wisst, wie sehr ich es hasse, wenn ein weiteres Opfer auftaucht, sobald ich an einem Fall bin.«
2
Martin stieg seine Kellertreppe hinab und ging geradewegs zu einem massiven, versenkten Bücherregal. Das große Holzregal war ein Projekt, an dem er drei Monate lang gearbeitet, das Stück an der südlichen Wand angebracht hatte. Er zog an einem Hebel, der das Bücherregal auf Z- Scharniere hob, und, mit einem sanften Drücken, öffnete es sich zu dem Freiraum dahinter.
Dieser versteckte Raum machte sein Haus einzigartig wertvoll, gab ihm einen geheimen Zugang zu einem Gewirr alter unterirdischer Tunnel, welche die Hauptversorgungskorridore der Stadt verbanden. Von der Privatsphäre seines eigenen Zuhauses konnte er ungesehen und unbemerkt durch große Bereiche der Stadt reisen. Er eilte durch die Tunnel dahin, brauchte keine Karte, um sein Ziel zu erreichen.
Er erreichte den Kanalschacht in einer Gasse hinter Haleys Lieblingscafé, schob die Abdeckung beiseite und sprang hinaus. Innerhalb von Sekunden legte er die Abdeckung zurück, glättete seine Jacke und ging um die Ecke.
Haley saß neben dem Fenster, wo das Sonnenlicht des frühen Morgens ihren blonden Kopf erhellte. Als sie ihr Haar über ihre Schulter warf, musste er sich abwenden. Sein Magen flatterte vor Aufregung.
Ein Platz, Rücken an Rücken mit ihr, wurde frei und er schob sich mit seinem schaumigen Latte durch die Menge. Er zog den Stuhl heraus, stieß ihren dabei an. Sie drehte sich um und gab ihm die Ehre eines Lächelns. »Oh, bitte entschuldigen Sie«, sagte sie und rückte nach vorn, um ihm mehr Platz zu machen.
Der Latte war köstlich, so wie der vorzügliche Duft ihres Haars, der über seine Schulter waberte. Nicht blumig, wie seine Mutter es benutzt hatte, sondern ein frischer und würziger Geruch. Er inhalierte ihn tief, sog ihn ein. Er befand ihn für gut.
Ihre Stimme war nett, während sie mit ihrer Freundin plauderte, einer jungen Frau, die brünett war, und deshalb keine Kandidatin, um die Worte zu sagen. Die spezielle Frau, die er auswählte, musste blond und schön sein, wie seine Mutter.
»Irgendwelche guten Aussichten auf AlleyOop?«, fragte Haleys Freundin.
»Was für ein Online-Dating-Witz«, lamentierte Haley. »Wenn AlleyOop repräsentiert, was da draußen verfügbar ist, bin ich in Schwierigkeiten. Nur deren Fotos anzuschauen ist mir nicht geheuer. Wer weiß, was diese Männer zum Online-Dating brachte?«
Martin spürte, wie seine Brust vor Freude anschwoll.
Sie versteht es!
Er drückte sich in seinem Stuhl zurück, um besser hören zu können.
»Vielleicht sagen sie dasselbe, wenn sie dich anschauen«, sagte die Freundin lachend.
»Ha!« Haley fiel in das Kichern ein. »Ich habe nie daran gedacht.« Sie seufzte vor Sehnsucht. »Ich würde nur einfach gerne einen netten Kerl treffen, der nach Liebe sucht.«
Ihre Worte ließen seine Augen feucht werden. Er unterdrückte den Drang aufzuspringen und zu brüllen: »Ich bin hier. Ich bin der Eine. Ich suche nach Liebe.« Da er wusste, dass dies nicht die Zeit und der Ort war, tupfte er seine Augen mit einer Serviette trocken und zog seinen Kopf an, um sein Gesicht zu verstecken, das Gesicht,