Butler Parker Box 13 – Kriminalroman. Günter Dönges
»Sie halten ihn für den Drahtzieher der Rocker, Mylady?« erkundigte sich Kathy Porter.
»Er könnte es durchaus sein, Kindchen«, pflichtete die ältere Dame ihr bei, »schließlich hat er bereits schon mal wegen Erpressung gesessen, und der Ruf seines Hauses ist gar nicht gut.«
»Das Angebot an Drahtziehern weitet sich damit aus«, ließ Mike Rander sich vernehmen.
»Richtig, mein Junge«, bestätigte die passionierte Kriminalistin und wandte sich Butler Parker zu, »war da nicht noch ein Lümmel, dem ich nicht über den Weg traue, Mr. Parker?«
»Mylady meinen sicher Mr. Jack Warrick«, erwiderte der Butler, »er wird die rechte Hand des Rocker-Anführers Brandon genannt.«
»Kocht dieser Bursche seine eigene Suppe?« fragte der Anwalt.
»Dies könnte in der Tat durchaus der Fall sein«, meinte der Butler, »Mr. Billy Brandon weiß Wohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, daß seine rechte Hand Warrick eine echte Konkurrenz ist.«
»Ich werde mich mit Einzelheiten nicht belasten«, entgegnete die selbstbewußte Dame und schritt zur Treppe, »ich werde aber über den Fall ein wenig meditieren. Wann reichen Sie einen kleinen Imbiß, Mr. Parker?«
»Wann wünschen Mylady ihn zu nehmen?«
»In einer Stunde«, bat sie, »aber nur eine Kleinigkeit, Mr. Parker. Denken Sie an meine Diät.«
»Mylady haben spezielle Wünsche?«
»Nun, etwas kalten Braten, Mr. Parker. Dazu vielleicht eine würzige Remouladensauce, aber vorher eine Brühe mit einem Ei, dann höchstens noch zwei kleine Rostwürstchen und diverse Käsesorten. Wie gesagt, nur eine Kleinigkeit. Man soll nie übertreiben.«
»Nur eine Kleinigkeit«, spöttelte Mike Rander, als Mylady sich auf der Treppe befand und kurz im obersten Korridor verschwand, »Mylady wird noch glatt verhungern.«
»Wie beurteilen Sie denn unsere neuen Kandidaten, Mr. Parker«? fragte Kathy Porter.
»Sie spielen auf die Herren Hooks und Warrick an, Miß Porter?« reagierte der Butler.
»Sind sie unwichtig, Mr. Parker?«
»Keineswegs und mitnichten, Miß Porter, aber man sollte auch die Herren Ritchie und John Dawson weiter unter Kontrolle halten. In diesem Zusammenhang müßte man natürlich auch den jungen Mann nennen, der Marty heißt und zu Mr. Brandons Club der Fünfhunderter übergewechselt ist.«
»Hübsche Auswahl«, kommentierte Mike Rander die Aufzählung, »haben wir vielleicht noch eine Person vergessen?«
»Die Herren Dave Davids und Ken Kogan sollten nicht ungenannt bleiben«, antwortete der Butler.
»Randfiguren, Parker.« Rander winkte ab.
»Die nahe Zukunft wird dies lehren, Sir«, meinte der Butler, »mit Überraschungen ist stets zu rechnen.«
*
Das Telefon klingelte.
Parker, der allein in der großen Wohnhalle war, hob ab und meldete sich. Auf der Gegenseite nannte Fred Murray seinen Namen.
»Sie haben’s geschafft, Parker«, sagte der Inhaber des Baumarktes, der eindeutig zur kriminellen Szene gehörte und Kontakte zur Mafia unterhielt, »Sie haben’s geschafft. Jetzt strampeln wir uns schon ausgerechnet für Sie ab.«
»Ein Zustand, Mr. Murray, den man nur als erfreulich bezeichnen kann.«
»Wir haben unsere Fühler ausgestreckt, Parker: Fehlanzeige auf der ganzen Linie.«
»Was kann meine Wenigkeit sich unter diesem Hinweis vorstellen?«
»Da ist ein krasser Außenseiter an der Arbeit, was die Schutzgelder betrifft«, berichtete Fred Murray, »und dieser Außenseiter ist ganz schön clever. Wir haben keine Ahnung, wo er zu finden ist.«
»Ihr interner Nachrichtendienst dürfte demnach auch nicht mehr das sein, was er mal war, Mr. Murray.«
»Die uns bekannten Rockergruppen können an dieser komischen Versicherung nicht beteiligt sein, Parker. Aber wir haben einen bestimmten Verdacht.«
»Sie wecken eine gewisse Neugier in meiner Wenigkeit.«
»Sie kennen ja John Dawson, nicht wahr? Gut, Dawson zieht da seit einiger Zeit ’ne komische Show ab und spielt nicht mehr mit.«
»Wie darf man Ihre Worte interpretieren, Mr. Murray?«
»Er befaßt sich nur noch mit seiner Spielhalle und kauft andere Hallen in der Stadt auf.«
»Ihren Worten zufolge will Mr. John Dawson nur noch auf den Pfaden der Tugend wandeln?«
»Lieber Himmel, wie Sie sich wieder ausdrücken, Parker.« Murray lachte leise. »Dawsons Neffe gibt kampflos seine Rockergruppe auf und segelt im Kielwasser seines Onkels.«
»Die Herren Dawson bemühen sich demnach um eine gewisse Bürgerlichkeit?«
»Schön ausgedrückt, Parker. Aber wie auch immer, ich traue ihm nicht über den Weg.«
»Wird man die Herren Dawson zu einem Gespräch einladen?«
»Wie meinen Sie das?« kam die vorsichtige Gegenfrage.
»Wird man die Herren Dawson nachdrücklich befragen?«
»Ach so, Parker, Sie denken so an den Dritten Grad, wie? Also Tatsache ist, daß die beiden Dawson verschwunden sind.«
»Eine Nachricht, die überrascht.«
»Die haben sich abgesetzt und sind erst mal spurlos verschwunden. Die Spielhalle haben sie geschlossen.«
»Und nun sucht man nach den beiden Dawson, wie zu vermuten ist?«
»Klar, Parker. Wir wollen wissen, was mit denen los ist.«
»Sie haben sich auch für Billy Brandons Club der Fünfhunderter interessiert?«
»Ein Hohlkopf«, urteilte der Gangster, »ich glaube, daß er bereits von seinem Adjutanten Warrick gesteuert wird, ohne davon aber was zu merken.«
»Dieser junge Mann machte sich bereits bekannt«, fügte Parker hinzu.
»Möglich, daß er da etwas hinter Brandons Rücken aufgezogen hat«, deutete Fred Murray an, »aber bewiesen ist das natürlich nicht. Wir könnten ihn natürlich mal ordentlich durch die Mangel drehen.«
»Ein unnötiges Verfahren, Mr. Murray«, sagte der Butler, »Ihren Freunden und Bekannten dürfte übrigens nicht entgangen sein, daß die Polizei sich bereits für die diversen Rocker-Gruppen interessiert.«
»Das kann man wohl sagen.« Auf der Gegenseite war erneut leises Lachen zu vernehmen. »McWarden hat ausschwärmen lassen. Überall herrscht eine verdammte Hektik. Ich kenne Leute, die deswegen sauer sind.«
»Sagt Ihnen der Name Gary Hooks etwas?« fragte Parker beiläufig.
»Gary Hooks? Warten Sie mal, Parker. Doch ja, Hooks kenne ich. Was ist mit ihm?«
»Sein Hotel steht in der Nähe der Fabrikruine, die das Quartier der Rocker um Billy Brandon abgibt.«
»War das gerade ein heißer Tip, Parker? Kommen Sie, Hooks gibt sich doch nicht mit Werfern ab und mit Schutzgeld-Versicherungen.«
»Er ist in einem anderen Bereich tätig, wie zu vermuten ist, nicht wahr, Mr. Murray?«
»Kein Kommentar, aber mit Rockern arbeitet Hooks ganz sicher nicht. Das ist nicht sein Stil.«
»Sie rechnen also mehr denn je mit einem krassen Außenseiter?«
»Das kann man wohl sagen, Parker. Und das paßt gewissen Leuten nicht. Mann, denken Sie doch mal an diese Wahnsinnskiste bei Ihnen in der Gegend. Reihenweise eingeworfene Fensterscheiben und dazu noch Molotow-Cocktails. Wenn ich nur an die Schlagzeilen denke!«