Und die Maus hört ein Rauschen. Martina Gross

Und die Maus hört ein Rauschen - Martina Gross


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Kooperationsraum durch unsere Haltung aufgeladen. Die sich auch in der Art unserer Fragen, Kommentare und im Fokus-Setzen zeigt – genauso wie in unserer wertschätzenden Haltung, in der wir dem Gegenüber und allen Seiten, die sich da zeigen, sowie uns selbst immer gute Gründe unterstellen, die wir vielleicht nicht immer gleich verstehen. Aber wir vertrauen darauf, dass es sie immer gibt. Und wir gehen immer davon aus, dass Ressourcen und Kompetenzen bereits im Gegenüber vorhanden sind – und in uns. Und diese Haltung zeigt sich auch in unserem Blick, in der Art, wie wir sprechen, in den Worten und in der Tonalität. All das kann im Gegenüber Stückchen für Stückchen Sicherheit und Vertrauen wachsen lassen, dass die gemeinsame Reise ins noch Unbekannte gelingen könnte oder zumindest sehr spannend werden kann.

       Die Haltung-Halten-Trance

      Und was, wenn wir merken, wenn spürbar wird, dass wir Gefahr laufen, Haltung nicht mehr halten zu können? Wenn wir es gerade nicht mehr aus-halten? Für diese Momente möchten wir dir gerne folgende Sichtweise auf Haltung anbieten:

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       Du findest die »Haltung-Halten-Trance« auch zum Anhören auf der Website: www.hypnosystemischererlebnisraum.at

      Hören wir etwas zur hypnosystemischen Haltung, dann klingt das oft nach einem Zustand, einer Art des Im-Raum-Seins. So, als ob es möglich wäre, diese Haltung immer und überall zu erleben und zu leben. In herausfordernden Kontexten wird jedoch oftmals deutlich, dass Haltung keine stabile Struktur ist und hat. Vielmehr verstehen wir aus hypnosystemischer Sicht Haltung als einen Prozess – ein Erlebnismuster, das in Co-Kreation mit dem Gegenüber in jedem Moment neu er- und gefunden werden kann. In Wechselwirkungsprozessen – im Miteinander-in-Resonanz-Gehen, unwillkürlich, oft auch unbewusst – oder auch willentlich, ganz bewusst.

      Und nun, mit diesen Ideen darüber, dass Haltung etwas Prozesshaftes ist, dass es um Wechselwirkungen geht und um Co-Kreation im Begegnungsraum, die mit jedem Gegenüber einzigartig gestaltet wird, möchten wir dich einladen, einmal neugierig darauf zu sein, wie das bei dir so ist. Nimm dir ein bisschen Zeit für dieses Erforschen.

      Wie klingt das für dich überhaupt: sich die Erlaubnis zu geben, beim Haltung-Halten zu scheitern? Vielleicht sogar Abweichungen vom Gewünschten und Gelernten zu erwarten? Es dir vielleicht sogar zu erlauben? Möglicherweise neugierig zu sein, wann es passiert, bei und mit wem, und wie du es bemerken würdest?

      Auch in dem Wissen darum, dass du, wenn du Haltung niemals verlieren würdest, du ja gar nicht wüsstest, dass du sie hast – wenn du sie immer hättest.

      Vielleicht hast du einen Platz, von dem aus du Menschen begleitest, vielleicht einen bestimmten Sessel oder eine Couch. Spür mal die Sitzfläche unter dir, wie du da so sitzt. Bist du zurückgelehnt, angelehnt? Berühren deine Füße den Boden? Sitzt du aufrecht oder mit den Beinen überschlagen? Vielleicht stehst du auch? Wie ist so deine Art, auf deinem Platz zu sein und Menschen zu begleiten?

      Und wo sitzt dein Gegenüber? Wie nah bei dir, wie weit weg von dir? Eher links, eher rechts, oder frontal, genau gegenüber von dir?

      Und ist da etwas zwischen euch? Ein kleiner Tisch vielleicht? Auf dem möglicherweise (noch7) eine Taschentuchbox steht?

      Und es könnte sein, dass da vielleicht jetzt gerade schon ein Gesicht auftaucht.

      Ein Gegenüber, ganz unwillkürlich. Sei doch mal neugierig, wer dir da nun gegenüber sitzt … für jetzt gerade, wenn wir gemeinsam über Haltung forschen. Wie man sie hält, und nicht mehr hält und nicht mehr halten kann, und wieder hält, und wieder nicht mehr … und wieder hält.

      Welche Gesten deines Gegenübers, welcher Gesichtsausdruck, welche Worte, Haltungen, Werte … Was lädt dich ein, Haltung nicht mehr zu halten, nicht mehr halten zu können?

      Wo und wie bemerkst du es überhaupt? Kennst du das überhaupt? Bist du überrascht? Erschrocken? Wirst du vielleicht ungeduldig? Oder auf einmal sehr »wissend« für das, was dein Gegenüber gerade brauchen könnte?

      Was spürst du im Körper? Vielleicht Druck? Oder Spannung? Wie ist dann deine Atmung?

      Und wenn du das bemerkst, was machst du dann? Schau mal, was da auftaucht in dir, wenn du da in deinem Sessel sitzt, mit dem Menschen, der dir gerade gegenübersitzt. Ignorierst du es eher? Ist es dir peinlich? Verunsichert es dich? Setzt es dich unter Druck? Oder wirst du schneller? Wie ist das bei dir?

      Und wie gehst du dann mit dir um? Wie bewertest du dich?

      Darf dir so etwas passieren? Bist du dann noch eine kompetente Begleiterin?

      Und wie siehst du dann dein Gegenüber?

      Wie müsstest du auf dich selbst schauen, dass du es bemerken darfst, dass du Haltung gerade verlierst? Dass du es dir überhaupt erlauben darfst?

      So, dass das Haltung-nicht-mehr-Halten einen Platz bekommen darf? Einen Bemerk-Platz. Es merk-würdig werden darf. Gewürdigt sogar. Vielleicht sogar einen Platz in deiner inneren Welt, den du immer genau dafür freihalten darfst.

      Wie wirkt sich das aus?

      Wie reagiert dein Organismus, wenn er diese Erlaubnis hat?

      Schau mal, wie sich das anspürt … Wie sitzt du jetzt in deinem Sessel? Mit dieser Erlaubnis, Haltung zu halten, und nicht mehr zu halten … und wieder zu halten …

      Sei mal neugierig, welches Bild zu diesem Prozess in dir ganz unwillkürlich, vielleicht jetzt schon, auftaucht … Haltung halten, und nicht mehr halten … und wieder halten …

      Und all das darf sein …

      Und zu diesem, deinem stimmigen Bild, das jetzt gerade heute dazu bei dir auftaucht … welche Töne, Klänge, Musik, welcher Sound, welche Worte, Sätze gehören da mit dazu? Und wie benennst du dieses Erleben?

      Und welches Körpergefühl, oder Impuls, Geste, Bewegung … und wo im Körper spürst du es? Wie macht es sich bemerkbar? Und wie übersetzt dein Körper dieses … Haltung halten, und nicht mehr halten …? In welche Bewegung? Schau mal, was sich da ganz unwillkürlich zeigen mag …

      Es können Handbewegungen sein … oder ein Aufrichten … Eine kleine Bewegung im Körper, vielleicht ein Schwingen … Vielleicht wie ein Im-Fluss-Sein … Vielleicht etwas Rhythmisches …

      Wie ist das bei dir?

      Wie sitzt du jetzt auf deinem Sessel, mit deinem Gegenüber? Wie wirkt sich dieses Erleben … Haltung halten, und nicht mehr halten … und wieder halten … auf den Prozess zwischen dir und deinem Gegenüber aus?

      Prüf mal für dich, wohin dich diese Ideen, diese Worte, deine Bilder und Bewegungen … wohin sie dich geführt haben.

      Und was davon du dir mitnehmen möchtest … mit in deinen Raum, auf deinen Sessel, in der äußeren Welt … so, dass es sich günstig auswirkt auf dein Halten von Haltung …

      1 Wir erlauben uns, aufgrund der vom Verlag gewünschten besseren Lesbarkeit, von unserer gewohnten gendergerechten Schreibweise (»Leser*in«) abzuweichen, und verwenden im Buch neben der direkten Anrede überwiegend die weibliche Schreibweise. Gemäß dem Spruch: »In der Leserin steckt der Leser drin«.

      2 Mitbegründerin der sysTelios Klinik: Eine private Akutklinik für Psychotherapie und psychosomatische Gesundheitsentwicklung in Siedelsbrunn (Deutschland). Gegründet und aufgebaut von Gunther Schmidt und Mechthild Reinhard.

      3 Wenn


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