Lustvolle Verführungen: Sieben erotische Novellen. Vanessa Salt

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      Vanessa Salt

      Lustvolle Verführungen: Sieben erotische Novellen

      Übersetzt von: Gertrud Schwarz

      Lust

      Lustvolle Verführungen: Sieben erotische NovellenCoverbild / Illustration: Shutterstock Copyright © 2020, 2020 Vanessa Salt und LUST All rights reserved ISBN: 9788726445169

      1. Ebook-Auflage, 2020

      Format: EPUB 2.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von LUST gestattet.

      Der Spuk

      „Stell niemals Fragen über die Seele oder den Tod.“

      „Spiel nicht allein.“

      „Sag nie auf Wiedersehen.“

      Es wird still. Alle starren auf das Brett. Es liegt auf dem Boden, in der Mitte des Kreises, den unsere Körper bilden. Wie oft haben wir schon hierüber gesprochen? Und jetzt tun wir es endlich.

      Endlich. Das klingt so positiv.

      „Zieh jetzt nicht den Schwanz ein, Amir.“ Frida lächelt und knufft mich in die Seite. Sie tut cool, obwohl sie am meisten Angst haben wird, wenn wir anfangen. Ihre blasse Haut wird noch bleicher werden und ihre Schminke um die Augen wird verwischt sein. „Wenn wir es jetzt nicht machen, wird nie was draus.“

      Jamila nickt, sodass ihre kohlschwarzen Locken in ihrem Pferdeschwanz tanzen. Ihre Augen leuchten gespannt. Dunkel und braun wie Erde im Nachtwald. “Außerdem müssen wir uns beeilen, damit wir schnell zurück zu den Kindern können.“

      „Äh“, murmelt Isak. „Ihr habt doch wohl einen Babysitter?“

      „Auf die kann man sich nicht verlassen.“

      „Letztes Mal hat sie das Essen in …“

      Ich höre nicht mehr zu und hebe den Zeiger hoch. Er ist schwerer, als ich dachte. Kastanienbraun und aus Holz. Dreieckig. In der Mitte ist ein Guckloch, ein Ring in der Größe eines Auges, in dem Glas ist.

      Das Brett habe ich in einem Vintageladen gefunden. Wohin ich und – nein, zu schmerzhaft … Außerdem hat das Brett mich gefunden. Ich kann mich nicht erinnern, es gekauft zu haben, die Einkaufstasche wurde nur schwerer.

      Inspiriert von all den Horrorfilmen, die ich in meinem Leben gesehen habe, führe ich das Glasteil zum Auge und sehe mich im Wohnzimmer der Wohnung um. Die Deckenlampe ist aus, aber in der Küche und im Flur brennt Licht, außerdem leuchten die Weihnachtslichter in den Fenstern. Ich habe mich noch nicht aufraffen können, sie abzunehmen – obwohl schon Februar ist. Das hat immer sie gemacht. Früher. Ist egal, dass es schon ein Jahr her ist, es ist noch immer genauso schlimm.

      Durch das Glas sehen alle verdreht aus. Näher. Aber ich kann nicht behaupten, dass ich Geister sehe.

      „Buh!“ Jamila lacht und knufft mich. „Jetzt hast du dich aber erschreckt, was?“

      Ich lege das Brett wieder hin und schüttle den Kopf, habe nicht vor ihr zu zeigen, dass sie mich erschreckt hat. Mein Herz pocht laut und meine Handflächen schwitzen. „Superwitzig.“

      Das Brett sieht aus wie eine Requisite aus Hollywood. All die Buchstaben in einer Schrift, die gruselig aussehen soll. Das Gesicht des Teufels. Fledermäuse. Sterne und Symbole und lächelnde Sonnen mit schwarzen Augen. Ganz oben steht Ja und Nein. Dann kommen die Buchstaben. Zahlen. Ganz unten steht Auf Wiedersehen.

      Vielleicht stimmt es, dass ich damit besser vergessen kann. Jedenfalls eine Weile lang. Aber ich habe keine Angst vor Horrorfilmen, warum sollte ich hiervor Angst haben?

      „Sollen wir anfangen?“ Ich wedle mit dem Zeiger durch die Luft. „Es ist schon neun Uhr.“

      Isak gähnt. Fluffige, braune Haare und ein enges Hemd. In Rosa. „Wie geht das denn?“

      „Bin ich die Einzige, die die Anleitung gelesen hat?“

      Frida hält ihr Handy hoch. „Google sagt, dass man Kerzen, Rauch und sowas braucht, und das es im Zimmer dunkel sein soll.“

      „Ich habe keine Kerzen.“

      Sie hat sie mitgenommen, formt Isak mit dem Mund zu Frida.

      Ich starre ihn an. „Müssen wir über sie reden?“

      „Ich habe nichts gesagt.“

      „Überhaupt nicht.“ Ich lege den Zeiger aufs Brett. „Alle legen ihre Zeigefingerspitze drauf. Nicht zu doll, aber ihr müsst den Bewegungen des Zeigers folgen können.“

      „Zeiger?“

      „Wer zur Hölle hat dich denn zum Experten gemacht?“

      „Du hast schon mal gespielt oder?“

      „Los jetzt. Hier.“ Ich nicke zum Brett. „Fingerspitzen. Jetzt. Und ihr wärt auch Experten, wenn ihr das Handbuch gelesen hättet.“

      „Ich lese keine Handbücher.“ Frida legt vorsichtig einen Zeigefinger hin. Ihre Fingernägel sind kirschrot. „Warum Handbücher lesen, wenn es Google und WikiHow gibt?“

      „Vielleicht, weil es sich auf genau dieses Brett bezieht.“

      Als alle vorgebeugt mit ihren Fingern auf dem Brett dasitzen, fahre ich fort: „Wer will das Medium sein? Wir brauchen eine Person, die die Fragen stellt.“

      „Och nö“, murmelt Isak von meiner Linken. „Sei du doch das Medium.“

      Die Frauen nicken.

      „Aber ihr müsst euch auch Fragen ausdenken.“ Ich nehme mit jeder einzelnen Person Augenkontakt auf. „Es soll nur am besten immer dieselbe Person sein, die dem Brett die Fragen stellt.“

      „Jaja.“ Isak schiebt am Zeiger rum. „Ist doch nicht so wichtig.“

      „Hör auf!“, zischt Jamila. „Halt still.“

      Frida verzieht ihr perfekt geschminktes Gesicht. Ihre Haut ist hell geschminkt, sodass sie neben Jamila wie ein Gespenst aussieht. „Ihr müsst versprechen, ihn nicht in irgendwelche Richtungen zu schieben, okay? Dann kriege ich Todesangst.“

      Jamila wirft ihr einen Kuss zu. „Hab keine Angst, Süße. Ich beschütze dich.“

      „Trotzdem voll krass, gerade bei dir ein Ouijabrett zu benutzen, Amir“, sagt Isak. „Wenn man bedenkt, wie irre die Leute in deiner Gegend sind. Was hat deine Nachbarin vorhin gemurmelt? Spuk in der Nacht?“

      „Sie ist bekloppt. Weißt du, dass sie schsch zu schwarzen Katzen sagt?“ Ich ziehe den Zeiger zum Buchstaben G. Alle Hände folgen der Bewegung. „Ich ziehe jetzt ein paar Kreise zum Aufwärmen.“

      Jamila rollt mit den Augen.

      „Sag es doch einfach“, sage ich ohne aufzusehen.

      „Du bist so verdammt regelhörig. Mach doch einfach.“

      „Okay.“ Ich starre auf das Brett. Höre den Geräuschen des Atems zu. Nicht anderes kann man in meiner kleinen Zweizimmerwohnung im Vorort hören. Nicht einmal die Nachbarin, die immer mit Holzschuhen über mir langzugehen scheint. „Gibt es hier eine Seele?“

      Jamila stöhnt. „Kann man denn mit noch mehr Klischee anfangen?“

      „Psst.“

      „Was war das?“

      „Nichts.“

      „Er hat sich bewegt!“

      „Entschuldigung, das war ich.“

      „Wie viele Seelen gibt es im Zimmer?“, frage ich und blicke ins Halbdunkel. In die Küche. Den Flur. Wo noch Licht brennt.

      Isak seufzt. „Das Spiel ist ätzend. Können wir nicht einen Film gucken? Es gibt einen neuen Horrorfilm, der heißt …“

      „Psst. Wie heißt du?“

      „Wenn


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