Lustvolle Verführungen: Sieben erotische Novellen. Vanessa Salt

Lustvolle Verführungen: Sieben erotische Novellen - Vanessa Salt


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ich müde aussehe, es fühlt sich an, als hätte ich wochenlang keinen richtigen Schlaf bekommen. Meine Lider sind schwer und bei dem wichtigen Meeting heute Morgen wäre ich ein paarmal beinah eingeschlafen.

      Vielleicht bekomme ich eine Erkältung?

      Mein Hals fühlt sich eng an und meine Stimme war den ganzen Tag lang heiser. Gleichzeitig habe ich einen Druck auf der Brust, wo die Rippen sich in der Mitte treffen. Wo sie ihre schlanke Hand hatte …

      Trotzdem habe ich ein Glücksgefühl im Körper. Die Vorfreude auf heute Nacht. Die Befriedigung von letzter Nacht. Und eine Sehnsucht, die wieder erweckt wurde, tief in mir drin. In Wirklichkeit will Isabelle mich vielleicht nicht haben, aber in meinen Träumen ist es anders. Da ist sie wie früher. Fröhlich, hübsch und sexy. Wir haben uns früher mehrmals täglich geliebt und wenn wir mal etwas anderes erledigen mussten, zog es in uns vor Sehnsucht.

      Nie habe ich bei jemand anderem so etwas gefühlt. Niemals.

      Sie war mein ein und alles und sie hat mich verlassen.

      Sie war mein ein und alles und hat mich wie einen schmutzigen Lappen weggeworfen.

      Ich gehe zum Waschbecken und werfe mir kaltes Wasser ins Gesicht. Das fühlt sich etwas besser an. Aber als ich aufsehe und in mein Spiegelbild blicke … erkenne ich mich kaum wieder. Bin ich das? Unter den Augen bin ich dunkel, obwohl ich normalerweise keine Augenringe habe, das Weiß meiner Augen ist blutunterlaufen. Die kleinen Adern sehen wie blutige Spinnennetze aus.

      Und meine Lippen. Trocken und entzündet. Der eine Mundwinkel ist wund. Auch Bläschen sehe ich, zum Bersten gefüllt.

       Ich muss krank sein. Eine andere Erklärung gibt es nicht.

      Langsam streiche ich mit einer Hand über die nassen Seiten meines Gesichts. Karl hat recht damit, dass ich älter aussehe. Wie ein übermüdeter Kleinkindvater mit fünf Kindern, die noch nicht zur Schule gehen. Kaputt und müde bis zur Besinnungslosigkeit. Wie Isak in den ersten Jahren.

      Als ich mich umdrehe, um aufs Klo zu gehen, liegt das Ouijabrett auf dem Klodeckel. Ich zucke zusammen.

      ***

      „Was willst du von mir?“

      Ich sitze auf dem Bett in meiner Wohnung. Auf den Knien liegt das Spiel. Die Deckenlampe ist an, die Gardinen zu und sicherheitshalber liegt eine Taschenlampe neben mir auf dem Laken. Obwohl es mehrere Stunden her ist, dass ich gegessen habe, riecht die ganze Wohnung nach Bestellpizza mit dem dazugehörigen Salat. Aus der Wohnung unter mir hört man dumpfe Schritte. Es fühlt sich sicher an. Obwohl ich allein zu Hause bin, bin ich nicht allein im Haus. Hier wohnen noch mehr Leute.

      „Antworte“, fahre ich mit dem Finger auf dem Zeiger fort. „Warum verfolgst du mich?“

      Die Schlafzimmertür fällt zu. Die Lampe flackert. Ich bin angespannt und spüre die Schauer unter meiner Haut. Als der Zeiger sich bewegt, wage ich nicht zu atmen.

      WÜNSCH.

      „Wie Wünsch?“

      Der Zeigen kratzt über das Brett, diesmal schneller. Die Gardinen gehen auf und entblößen die schwarze Nacht vor den Fenstern. Ich erschaudere. Friere. Weiß, dass ich das nicht allein hätte tun sollen. Weiß es. Aber wollte niemanden mit reinziehen.

       WÜNSCH.

       DIR.

       ETWAS.

      Alle Schranktüren gehen gleichzeitig auf. Die Deckenlampe erlischt und die Taschenlampe geht an. Mein Herz klopft so stark, dass es jederzeit aus meinem Brustkorb springen müsste – pocht, pocht gegen die Rippen, während mir der Schweiß die Schläfen herabrinnt. Ich bekomme keine Luft. Es ist so heiß. Die Bläschen brennen auf den Lippen.

      Jetzt will ich das Brett nur noch zufriedenstellen. Vielleicht werde ich gerade körperlich krank, oder vielleicht passiert das gerade in echt – ich kann es nicht mehr sagen. Ich weiß nur, dass es aufhören soll. Ich weiß nur, dass ich so etwas nie wieder erleben will.

      „Ich will, dass sie mich wieder liebt“, keuche ich. „Isabelle. Ich will, dass sie mich liebt.“

      Sofort wird alles wieder normal. Der Zeiger legt sich in die Mitte, die Gardinen schließen sich, die Schranktüren schließen sich und die Schlafzimmertür geht auf. Die Deckenlampe flackert und geht wieder an. Die Taschenlampe erlischt. Gleichzeitig zieht sich die Wärme zurück und wird von der gewöhnlichen Innentemperatur ersetzt, vom Vermieter knauserig eingesetzt.

      Vorsichtig tappe ich aus dem Bett und sehe mich um. Alles scheint in Ordnung zu sein. Ich lege das Brett auf den Nachttisch – denn es hat keinen Sinn, es weiter wegzulegen – putze mir die Zähne und ziehe mich aus. Nackt gehe ich zurück zum Bett und hoffe, dass die Träume wieder so freundlich zu mir sind wie letztes Mal.

      ***

      Ich werde von einem Geräusch wach. Muss trotz allem eingeschlafen sein.

      Traumlos.

      Mit weit geöffneten Augen sehe ich mich in der Dunkelheit um. Sehe keine Umrisse, nur die kohlschwarze Masse, in der sich alles Mögliche verstecken kann. Blind taste ich mit der Hand über den Nachttisch nach dem Wasserglas, das dort immer steht. Finde es. Aber meine Fingerspitzen spüren nichts anderes. Ich weiß, dass das Brett da auch liegen muss. Taste noch etwas. Nein, nur das Holz vom Nachttisch.

      Ich setze mich auf und trinke einen Schluck. Langsam kann ich Details erkennen, aber das Spiel ist nicht zu sehen. Hat es endlich beschlossen, mich in Frieden zu lassen? Es ist mitten in der Nacht und eine grabesartige Stille hat sich über den Wohnkomplex ausgebreitet. Man hört keine Schritte, Stimmen oder Wasserhähne, die geöffnet und geschlossen werden. Alle schlafen. Und ich werde nicht daran erinnert, dass ich nicht allein bin.

      Ich stelle das Glas zurück und krieche wieder unter die aufgewärmte Decke. Schließe die Augen. Lausche nach Geräuschen. Meine Wangen fühlen sich warm an und insgesamt geht es mir nach diesen paar Stunden Schlaf schon besser. Die lähmende Müdigkeit lähmt mich nicht mehr und die Wunden auf den Lippen schmerzen nicht mehr.

      Als ich die Augen so lange geschlossen habe, dass ich zwischen Traum und Wirklichkeit schwebe, kehren die streichelnden Hände zurück. Diesmal heiße ich sie sofort willkommen, krümme die Finger und räkle mich unter der Decke hervor. Ein heißer Körper legt sich über meinen. Kitzelnde weiche Haare und warmer Atem. Sie riecht nach Apfelsine.

      „Issa“, flüstere ich und küsse ihre Wangen. „Du bist zurückgekommen.“

      Ein kicherndes Lachen antwortet mir – sie klingt munterer als gestern. Aber ich kann meine Augen noch nicht öffnen. Als wären die Lider festgenäht. So sehr ich auch kämpfe, sie gehen nicht auf, aber obwohl das beängstigend sein sollte, fühlt es sich erregend an. Nicht sehen zu können, kann erregend sein. Ihre schlanken Hände fahren über meinen Körper und ich winde mich, als sie sich langsam nach unten bewegt. Es spannt im Schwanz, sie leckt mit der Zungenspitze an ihm. Leichte, schnelle Bewegungen. Ich stöhne und stoße ihn in ihren Mund. Sie schleckt den Lusttropfen ab, drückt Tropfen für Tropfen aus mir raus. Oh Gott, wenn das doch nur in echt passieren würde. Sie saugt an der Eichel. Ihre weiche Zunge zirkuliert rum und rum und ich hebe die Hüfte noch etwas.

      „Ich bin … kurz davor!“, keuche ich.

      „Psst.“ Sie lässt mich los. Sie bewegt ihre Zähne vorsichtig um meine Schwanzwurzel, bevor sie mich kalt und einsam zurücklassen. Nichts von ihr berührt mich. Ich suche mit den Händen, fühle aber nur Luft. Mist! Es kitzelt wie Champagnerbläschen im Sack. Ich war so nah dran, war kurz vorm Springen, und nun ist sie weg. Wenn es ein Traum ist, müsste ich sie zurückholen können.

      Komm zurück, denke ich fest. Komm zurück!

      Ich beginne mich selbst zu befriedigen und denke dabei an Isabellas glänzende Muschi. In meinen Gedanken liegt sie neben mir und streichelt sich selbst, während sie sich über die Lippen leckt. Sie sind rosa und feucht. Mein Schwanz ist hart wie ein Fels in meiner


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