Die Hexenprobe. Maj Bylock
aufschnitt, glaubte Anneli schon einmal gesehen zu haben. Aber wann?
„Wie heißt du?“ fragte die Alte freundlich.
Anneli öffnete den Mund, um zu antworten, aber kein Wort kam über ihre Lippen.
Wie hieß sie?
Wer war sie?
Sie konnte sich an keinen Namen erinnern!
Sie sah ihre Arme, die Schürze und den Rock an, als hätte sie das alles nie zuvor gesehen.
„Komm her und iß!“ forderte Ylva sie auf und zeigte auf eine Schüssel Grütze. „Wann hast du zuletzt gegessen?“ Gegessen?
Anneli konnte sich nicht daran erinnern, etwas gegessen zu haben. Vorsichtig biß sie in das Brot. Es schmeckte gut, aber sie hatte keinen Hunger, sondern kaute vor allem deshalb daran, weil sie nicht wagte, nein zu sagen.
Die Grütze rührte sie nicht an. Sie warf einen Blick auf die Bank, wo sie geschlafen hatte. Am liebsten wäre sie wieder dorthin zurückgehuscht, um sich erneut in die Dunkelheit sinken zu lassen.
Aber Ylva hatte etwas anderes mit ihr vor. Sie half Anneli, Gesicht und Hände von Tränen und Schmutz zu säubern. Löste den langen zerzausten Zopf, der voller Tannennadeln und Moos war. Kämmte die braunen Haare aus, bis sie weich und glänzend herabfielen.
Anneli saß ganz still da. Sie hatte die Hände in den Schoß gelegt und ließ alles einfach mit sich geschehen. Erhob sich gehorsam und streckte die Arme hoch, als die Alte ihr die abgetragene Bluse über den Kopf streifte und ihr eine saubere anzog.
Der Rock war zerrissen. Er mußte gewaschen und geflickt werden. Die alte Frau holte einen anderen Rock aus der Kleidertruhe und zog ihn an der Taille zusammen, damit er dem Mädchen paßte.
Anneli sah ihr Bild im Spiegel des Wassereimers. Sie sah ein Mädchen, daß ihr fremd war, das aber sie selbst sein mußte.
Und hinter ihrem eigenen Gesicht tauchte eine alte Frau mit weißen, strähnigen Haaren und gütigen Augen auf.
Gleich neben dem Eimer stand ein Besen. Auf dem Boden lagen die Tannennadeln, die Ylva aus Annelis Haaren gekämmt hatte. Anneli holte den Besen und begann zu fegen.
Als der Wassereimer gefüllt werden mußte, ging sie zur Quelle.
Als der Holzkorb leer war, holte sie Holz.
Anneli spülte, wickelte Wolle auf und melkte die Ziegen. Nur eines tat sie nicht – sie trat unter keinen Umständen ans Feuer. Alles, was dort erledigt werden mußte, überließ sie Ylva.
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