Die Entscheidung. Gerhard Bohlmann
Kloster Schönbühel — hinter jenen Bäumen die Dächer und Türme von Melk. Aber er sprach nur, um das unheimliche Schweigen zu brechen, er sah die Landschaft nicht an, die er erklärte, er blieb undurchdringlich und dunkel — so vergingen die Stunden.
Am Abend wurde ein Windschutz auf Deck gestellt, hinter dem, von Kandelabern beleuchtet, die kleine Tafel stand, an der Ferdinand und Leonore saßen. Im Schein der Kerzen glänzten die silbernen Teller, die venezianischen Karaffen schillerten, in den Gläsern leuchtete der rote Burgunder, aber Ferdinand blieb nüchtern und bleich. Bisweilen wurde er mitteilsam in seiner sparsamen Art; er sprach von dem Aufmarsch, den Wallenstein eben vollendet habe, und wie das Reich fest liege im Netz der habsburgischen Macht. Im Gebiet jedes Kurfürsten stand ein kaiserliches Heer, eins in der sächsischen Lausitz, andere in Pommern, Mecklenburg und an der Nordgrenze Brandenburgs; von der Wetterau her bedrohte er den Mainzer Kurfürsten, von der Eifel aus den Trierer, und der Kölner war ohne Schutz: so standen alle unter dem Druck seiner Truppen bis auf den einen, Maximilian von Bayern. Schwer lastete Wallensteins Hand; um solchen Preis war einstweilen Friede in Deutschland ... er schwieg, als habe er zuviel verraten. Er blickte sich um, er sah, daß die Dämmerung gekommen war und daß am Schiffsheck die Laterne brannte; wie die ewige Lampe schwebte sie durch den Dom der Nacht. Er fröstelte: „Die feuchte Luft ist schädlich, wir gehen.“
Gerne wäre Leonore an Deck geblieben, um zu beobachten, wie die Berge düsterer wurden, wie sich die Häuser an den Ufern erhellten, wie der goldene Triumph der Sterne am nächtlichen Himmel hinaufzog. Aber sie mußte dem Kaiser unter Deck folgen, in die Schlafkammer, in der es nach Weihrauch und modrigem Kielwasser roch; sie mußte erleiden, wie die Gier des Mannes habsüchtig ausbrach, wie er sich mit kalten Händen ihres Leibes bemächtigte, immer schweigsam und dunkel. Auch im Schlaf verriet er sich nicht, er sprach nicht im Traum, er überwachte sich auch in den Nächten, damit er nichts preisgebe. Leonore fühlte sich gedemütigt und entwürdigt, Tränen standen in ihren Augen, und sie dachte an Mantua.
An den offenen Luken der Kabine strichen die Schatten vorüber. Die Weiden rauschten.
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