Begierde - 12 erotische Novellen. Malva B.

Begierde - 12 erotische Novellen - Malva B.


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      Malva B

      Begierde 12 erotische Novellen

      Übersetzt

       Gertrud Schwarz

      Lust

      Begierde 12 erotische Novellen ÜbersetztGertrud Schwarz

      Original

      Begär - oanständiga berättelserCoverbild / Illustration: Shutterstock Copyright © 2013, 2020 Malva B. und LUST All rights reserved ISBN: 9788726454628

      1. Ebook-Auflage, 2020

      Format: EPUB 3.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von LUST gestattet.

      „You guys are amazing“, sagt José, als er sich, glänzend vom Schweiß und mit stehendem Schwanz die paar Meter von Jonathans und meinem Doppelbett ins Bad schleppt.

      Er kratzt sich am Sack und fragt, ob er eine Zahnbürste leihen kann. José ist ein leicht übergewichtiger Dreiunddreißigjähriger aus Madrid, dessen Haare dünn werden. Wir haben ihn auf einer Charterreise nach Ibiza im letzten Jahr kennengelernt, als er uns die Geheimnisse des Dreiers näherbrachte.

      „Musst du auch zu Ericsson?“, fragt Jonathan, als wir mit dem Frühstück fertig sind und uns für den ersten Arbeitstag der Woche vorbereiten. „Dann kannst du mit Julia und mir fahren.“ Jonathans und meine kleine Höhle in der Altstadt liegt echt nicht optimal, wenn man in Kista arbeitet. Aber wir sind noch nicht bereit, die Innenstadt gegen einen Vorort im Norden einzutauschen, auch wenn wir in weniger als einem halben Jahr heiraten werden.

      „Am Pfingstabend läuten die Glocken“, wie mein Vater zu sagen pflegt. „Zieht ihr dann wieder nach Hause?“

      Mein Papa ist ein echter Außen-Göteborger und versteht überhaupt nicht, wie man von Schwedens schönsten Ort wegziehen kann, wo die Sonne im Meer versinkt und die Fische sieben Tage pro Woche taufrisch sind.

      „Vielleicht, wenn wir eine Familie gründen“, antworte ich ausweichend und frage mich, wie es wohl wäre, nicht nur mit seinem Mann und Liebhaber zu arbeiten, sondern dem eigenen Vater auch noch auf Geschäftsmeetings zu begegnen.

      Ich lache auf. „Was ist so lustig?“, fragt Jonathan, als wir José rausgelassen haben und zum Parkplatz weiterfahren.

      „Ich habe heute Morgen ein Meeting mit meiner Chefin. Ich hoffe, ich kann mich darauf konzentrieren, was sie sagt und denke nicht die ganze Zeit an unsere nächtlichen Eskapaden.“

      „So lange du nicht anfängst zu stöhnen und zu wiehern wie gestern, wird dir wohl nichts passieren“, antwortet Jonathan und lächelt.

      „Was finden die Frauen eigentlich an ihm?“, fahre ich fort und gestikuliere in Richtung José, der zum Haupteingang schlendert.

      Seine sackartige Altherrenhose betont seinen Hängehintern. Echt jetzt, wer trägt denn heutzutage noch solche Hosen? Sein Hemd ist ungebügelt. Und ich dachte immer, die Kleiderordnung in Spanien sei strenger! Obwohl – vielleicht haben sie ihn ja deshalb nach Schweden geschickt? Er sieht wie jemand aus, der alles zu gewissenhaft betreibt: arbeiten, rauchen, trinken und ficken. Ein Genussmensch, wie er selber sagen würde.

      „Das Gleiche wie du, scheint mir“, antwortet Jonathan und kichert. „Er scheint einfach gut ficken zu können.“

      „Das funktioniert ja nur, weil ich die Augen zumache und deine Hand halte“, antworte ich und tätschle ihm freundlich den Arm.

      Im Aufzug zum vierten Stock frage ich mich, ob ich wirklich so äußerlich bin. Wie sonst kann dieser furchtbar gekleidete Controller mit der geilen Frau zwischen zwei Männern verschmelzen? Die Frau, die ich vor ein paar Stunden noch war? Genauso natürlich, wie ich mich einem zum großen Teil unbekannten Mann hinter runtergelassenen Jalousien im Morgengrauen hingegeben habe, so natürlich gleite ich jetzt in den Konferenzraum im vierten Stock. Platziere mein iPad vor mir auf dem großen, ovalen Holztisch. Sehe hoch, als meine Chefin in den Raum geeilt kommt. Sie wirft sich auf ihren Stuhl und wischt sich drei Schweißperlen von der Stirn, wie sie es immer tut.

      Ich höre mit einem halben Ohr zu, als sie von ihrem Vierjährigen erzählt, der mit Grippe aufgewacht ist und der Einjährigen, die nicht in die Kita will. Sie holt tief Luft und legt beide Hände auf den Tisch. Sieht mich auffordernd an und fragt:

      „Bereit, die Herausforderungen der Woche durchzugehen?“

      „Absolut“, antworte ich.

      Am Ende des Arbeitstags diskutieren Jonathan und ich, ob man mal eine After-Work-Party in Kista ausprobieren sollte oder nicht. Obwohl wir seit drei Jahren täglich hierher pendeln, ist uns noch nie die Idee gekommen, den Stadtteil abends mal genauer zu betrachten.

      „Kann man nicht“, stellt José fest, als er mit achtundzwanzig Minuten Verspätung auftaucht und wir uns noch immer nicht entschieden haben. „Let’s go to Riche and have dinner“, fährt er fort. „Dann könnt ihr da das Auto stehen lassen. Es kostet ein Vermögen, mit dem Taxi von Kista zur Altstadt zu fahren.“

      „Was ist mit der U-Bahn?“, frage ich rhetorisch, obwohl ich ihm zustimme, dass Östermalm sehr viel gemütlicher klingt als dieses Glas- und Betonghetto.

      „Wir möchten Champagner“, sagt José ein Weilchen später, noch ehe wir uns die Jacken ausgezogen haben.

      „Ich empfehle eine Flasche Charles Lafitte, Jahrgang 1999“, antwortet der Kellner.

      „Was kostet die?“, fragt Jonathan. „Viertausend Kronen“, sagt der Kellner und lächelt, als er Jonathans erschrockenes Gesicht sieht. „Ich mache nur Spaß. Wollt ihr auch was essen?“

      „Natürlich. Ich zahle“, antwortet José und beugt sich über die Speisekarte. „Wir brauchen noch ein paar Minuten, bitte“, fährt er fort.

      „Im Riche muss man Toast Skagen essen“, sage ich und deute auf die englische Beschreibung in Josés Karte. „Die Vorspeise hat ein Gardemanger von hier in den Fünfzigerjahren kreiert.“

      „Wird man davon satt?“

      „Vielleicht nicht, aber ich werde trotzdem damit anfangen.“

      „Okay, klingt gut“, sagt José, wirft die Speisekarte von sich und winkt dem Kellner zu. „Wir sind dann so weit.“

      Kurze Zeit später steht die Geschmackssensation hübsch angerichtet auf weißen Tellern vor uns.

      „Was habt ihr für Urlaubspläne für den Sommer?“, fragt José.

      „Wir heiraten ja Ende Mai, dann fahren wir irgendwohin in die Flitterwochen. Aber wir wissen noch nicht, wohin“, antwortet Jonathan.

      „Kommt mit mir zur Cap d’Agde für eine Woche“, sagt José.

      „Was ist das?“, fragen Jonathan und ich gleichzeitig.

      „Und ihr nennt euch Swinger?“, murmelt José und schüttelt den Kopf. „Cap d’Agde ist die Hochburg des Hedonismus. Guckt euch mal die Website an und ruft mich an, wenn ihr euch entschieden habt. You won’t regret it. It’s an experience of a lifetime.“

      An einem frühen Samstagmorgen sieben Monate später holt José uns mit seiner neuen Freundin in einem großen, schwarzen BMW vor unserem Hotel in Barcelona ab. Laut José ist sie Amerikanerin mit pakistanischen Wurzeln und hat einen ungewöhnlichen Namen. Weder Jonathan noch ich können uns an den Namen erinnern.

      „Wie spricht man deinen Namen aus?“, fragt Jonathan, als wir uns alle begrüßt haben und eingestiegen sind.

      „Diana“, antwortet Diana und sieht ihn verwirrt an. Wir verstehen sofort, dass dies nicht die Frau ist, mit der wir eigentlich hatten verreisen sollen. José hat einen Ersatz gefunden.

      „Wo kommst du her?“, frage ich.

      „Von den Kanaren“, antwortet Diana.

      „Wie spannend!“, sage ich und meine es auch so.

      José


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