Bibi Blocksberg - Der verhexte Wandertag. Mark Stichler
wenn nicht?“, fragte Bibi prompt.
„Wie bitte?“ Frau Müller-Riebensehl blickte sie erstaunt an.
„Vielleicht sind es ja keine Naturphänomene, sondern es ist wirklich der Runkelgroll“, fuhr Bibi ungerührt fort.
Die Lehrerin schüttelte unwirsch den Kopf. „Sei nicht albern, Bibi“, sagte sie streng. „Jeder weiß, dass es keine Berggeister gibt.“
„Wirklich? An solchen Sagen ist oft ein Funke Wahrheit …“, beharrte Bibi.
Moni nickte eifrig. „Das sagt meine Mutter auch immer“, meinte sie.
„Unsinn!“, rief Frau Müller-Riebensehl. „Das ist purer Aberglaube. Genießt lieber die Fahrt. Ihr wisst ja: Wir wollen heute noch auf die Gurgelspitze.“
Alle stöhnten. Musste das sein? Aber so wie sie Frau Müller-Riebensehl kannten, würde sie sich diesen Plan nicht aus dem Kopf schlagen.
Bibis Gedanken waren woanders … Der Runkelgroll hatte ihre Fantasie angeregt. Und während draußen die Landschaft vorbeizog, dachte sie an den pfeifenden und mit Murmeln spielenden Berggeist im Gurgeltal.
Auf der Suche nach dem Grünauge
Während Bibi mit ihren Klassenkameraden im Bus dem Gurgeltal entgegenfuhr, saßen ihr Vater und Herr Pichler im Zug. Bernhard Blocksberg war nicht der Einzige, der einen großen Seesack dabeihatte. Vor Herrn Pichler stand ein ganz ähnlicher Sack.
Die beiden bemerkten gar nicht, dass der Zug mit einem Ruckeln anfuhr und langsam den Bahnhof verließ. Sie waren ganz vertieft in den Inhalt ihres Gepäcks.
„Sehen Sie nur, Herr Pichler“, rief Bibis Vater aufgeregt. „Ich habe eine nagelneue Taucherausrüstung dabei. In Tarnfarbengrün …“
Herr Pichler lachte überrascht. „Na, so was! Genau die gleiche habe ich auch.“
„Nein.“ Bernhard blickte ihn erstaunt an. „Tatsächlich?“
„Aber ja“, sagte Herr Pichler fröhlich. „Und sehen Sie mal hier …“ Er zog eine große Unterwassertaschenlampe aus seinem Seesack.
Bibis Vater war begeistert. „Ist das eine Taghell 18?“, fragte er und untersuchte das etwas unhandliche Ding genau.
Herr Pichler nickte und Bernhard war sichtlich beeindruckt. Dann kramte er wieder in seinem Seesack.
„Nun halten Sie sich fest, Herr Pichler.“ Langsam zog er einen quadratischen Kasten hervor und schaltete ihn ein. Kurz rauschte es, aber dann ertönte leise Musik.
„Ein Unterwasserradio!“, rief Herr Pichler. „Also, Herr Blocksberg, alle Achtung. Das Grünauge ist verrückt nach Musik.“
„Das weiß ich doch.“ Herr Blocksberg lachte zufrieden. „Aber die Experten streiten sich, ob der Fisch lieber Pop oder Klassik hört.“
Diese Kleinigkeit wischte Herr Pichler mit einer Handbewegung beiseite. „Das probieren wir einfach aus“, meinte er und warf Bibis Vater einen geheimnisvollen Blick zu. „Ich habe noch etwas“, fuhr er fort. „Aber nicht erschrecken …“
Herr Pichler zog einen seltsam geformten Blechapparat mit Schlitzen an der Seite aus seinem Seesack. Daran war eine grüne Kurbel aus Metall angebracht. Herr Pichler betätigte sie. Ein ohrenbetäubendes Geheul drang aus den seitlichen Schlitzen.
„Was für ein Gejaule.“ Bernhard Blocksberg hielt sich entsetzt die Ohren zu. „Sind das Grusel-Geräusche für Halloween?“
„Aber keineswegs.“ Herr Pichler schüttelte den Kopf. „Dieses Gerät erzeugt den originalen Lockruf des Grünauges.“
„Nein!“, rief Bernhard begeistert und betrachtete den Apparat fasziniert.
„Doch!“, rief Herr Pichler. Und in ihrer Begeisterung über ihre Ausrüstung und der Vorfreude auf die Suche nach dem Grünauge wären sie sich fast um den Hals gefallen.
Auf jeden Fall hatten sie völlig die Zeit vergessen. Mit lautem Quietschen hielt der Zug.
Bibis Vater blickte überrascht auf. „Oh. Sind wir etwa schon da?“, fragte er.
„Da steht es.“ Herr Pichler zeigte aus dem Fenster. „Bahnhof Gurgeltal.“
„Na, dann nichts wie raus zum schönen Grünsee, in dem sich unser scheues Fischlein versteckt!“, rief Bernhard Blocksberg unternehmungslustig.
Eilig packten sie ihre Sachen zusammen und hasteten aus dem Zug. Dann schulterten sie ihr Gepäck und marschierten los.
„Grünauge, wir kommen!“, riefen sie wie aus einem Mund.
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