Darkest Blackout. Justin C. Skylark

Darkest Blackout - Justin C. Skylark


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mehr aushielt.

      Er packte Thor bei den Schultern und dirigierte ihn wieder nach oben. «Nimm mich, los …», forderte er bissig. Ihre Körper prallten gegeneinander. Heiß und bebend starteten sie einen neuen Kuss.

      «God morgen! Er det noen hjemme?», ertönte plötzlich eine Frauenstimme, die Dylan zusammenfahren ließ.

      «Shit, das ist Emma», keuchte er.

      «Hallo?»

      Thor riss sich los. Augenblicklich war die Sinnlichkeit vergessen, die Dynamik zwischen ihnen zerstört. Stattdessen trieb die unerwartete Störung den Zorn in Fahlstrøms Gesicht. Dylan wusste, was das bedeutete.

      «Oh, nein, mach es nicht!»

      Zu spät!

      Thor gelangte so schnell aus dem Bett, dass Dylans zurückhaltende Hände ihr Ziel verfehlten.

      «Zieh dir wenigstens etwas an!», flehte er. Vergebens.

      Thor riss die Tür auf und polterte in den Flur. Ebenso energiegeladen nahm er die Treppe hinab. Kurz darauf hörte man Emmas erschrockenen Schrei. Thors donnernde Worte drangen bis unters Dach. Dylan schloss die Augen vor Scham, doch ohne Konsequenz.

      In norwegischer Sprache folgte ein Streitgespräch, das mit dem Zuknallen der Tür endete.

      «Oh, damned!»

      Dylan sprang auf. Obgleich es in seinem Unterleib wohlig pochte, war die Lust in ihm erloschen. Er stieg in seine Shorts, strich sich ein T-Shirt über und eilte ins Erdgeschoss. Auf der Treppe kam ihm Thor entgegen.

      «Musste das sein?», schrie er ihn an.

      «Das frage ich mich auch!», erwiderte Thor, bevor er im Bad verschwand.

      Unten angekommen sah Dylan, dass Emma bereits im Auto saß und die Auffahrt verließ. Barfuß eilte er hinaus.

      «Halt, nein!», schrie er. Sein Zuruf und seine winkenden Hände brachten nicht die gewünschte Wirkung, sodass er gezwungen war, dem Wagen hinterherzulaufen. Warum musste sie auch stören? Warum musste sie ungebeten ins Haus treten – im denkbar ungünstigsten Moment?

      Auf der anderen Seite wusste er, dass Thor die Tür nach dem Aufstehen nicht mehr abschloss, damit die Hunde stets rein- und rauslaufen konnten. Die offene Tür musste wie eine Einladung auf sie gewirkt haben.

      «Emma, bitte, halte an!», brüllte er mit Inbrunst. Er missachtete den steinigen Weg und folgte dem davonfahrenden Gefährt. «Warte, bitte!»

      Wider Erwarten blieb das Auto schließlich stehen. Dylan atmete aus, doch den Gang verlangsamte er nicht. Hoffnungsvoll trottete er heran.

      Emma saß hinter dem Lenkrad. Der Motor lief weiterhin. Ihr Blick war nach vorn gerichtet.

      «Bitte, mach auf!», bat er, als er neben dem Wagen zum Stillstand kam.

      Hartnäckig klopfte er ans Fenster der Fahrerseite. «Bitte, hör mir zu!»

      Emmas Gesichtsausdruck blieb versteinert. Trotzdem raffte sie sich auf und bediente den Knopf für den automatischen Scheibenheber. Kaum war das Fenster geöffnet, fuhr Dylan fort:

      «Lass uns reden, okay?»

      «Was gibt es da zu reden?», erwiderte sie. «Das ist wirklich das Allerletzte, was er sich erlaubt. Sowas hab ich noch nie erlebt! Was glaubt er denn, wer er ist?» Ihre Stimme zitterte und ihr Gesicht glühte.

      Dylan blieb konsequent. Während er eine Hand auf die Fahrertür legte, führte er die andere an ihre Schulter. «Bitte, gib uns noch eine Chance», flehte er. «Wir treffen uns in der Stadt, ja? In einer Stunde bei der Kaffebrenneriet am Rathaus, okay?»

      Sie antwortete nicht sofort, starrte erst durch die Windschutzscheibe, daraufhin in sein Gesicht. Registrierte er ein klitzekleines Schmunzeln?

      Sicher sah er zum Lachen aus: frisch aus dem Bett gestiegen und nur halb angezogen. Bewusst zog er eine mitleiderregende Miene auf. Vielleicht konnte die sie erweichen? «Bitte, Emma, ich flehe dich an.»

      «Na schön!», meinte sie schnippisch. «Aber zieh dir etwas über.»

      Er atmete auf und nickte. «Selbstverständlich!»

      Sie trat auf das Gaspedal und fuhr davon. Es störte ihn nicht, dass Staub aufwirbelte und in sein Gesicht flog. Wichtig war, dass er die unleugbar unangenehme Situation retten konnte. Wieder einmal … Sie hatte recht. Thor benahm sich wie ein Sturkopf. Bei einem anderen Bewährungshelfer wäre er sicher schon mit einem üblen Bericht ausgestattet worden.

      Es musste sich etwas ändern, und zwar dringend …

      Dylan sah die Straße entlang. Tony kam den Weg zu den Häusern hinauf. In einer Hand hielt er eine Brötchentüte und bei der anderen seine Tochter.

      «Wie siehst du denn aus?», rief er ihm schon von Weitem entgegen. Wie immer, wenn den Sänger von RACE etwas Sonderbares umgab, schwang in der Stimme seines Managers ein Funken Panik mit. «Wie läufst du hier herum?»

      Susan kicherte, sodass Tony sie ermahnte. «Das ist nicht witzig!»

      «Ach, Thors Bewährungshelferin war da und … wir waren noch nicht aufgestanden.» Dylan unterließ es, Details zu erklären.

      Tony stoppte ihm dicht gegenüber. «Und dann rennst du in Unterhose und ohne Schuhe über den Hof?» Er schüttelte den Kopf.

      «Ach, verstehst du nicht …» Dylan wandte sich um. «Muss mich auch beeilen! Bin mit ihr zum Kaffeetrinken verabredet!» Obgleich die kleinen Steine unter seinen Sohlen unangenehm pikten, hastete er zum Haus.

      «Sollte es nicht Thors Aufgabe sein, sie zu treffen?», rief Tony.

      Er überhörte die Frage. In der Küche war Fahlstrøm damit beschäftigt, das Frühstück zuzubereiten. Inzwischen war er angezogen.

      «Hab mal wieder deinen Arsch gerettet!», gab Dylan bekannt.

      «Wär nicht nötig gewesen», erwiderte Thor, ohne sich umzudrehen. Seelenruhig schnitt er das Brot.

      «Selbstverständlich war es nötig!», keifte Dylan. «Wann kapierst du endlich, dass du nicht mehr machen kannst, was du willst. Du musst mit ihr reden! Du darfst dich nicht wie ein Querkopf verhalten!»

      «Ich bin so, wie ich bin», entgegnete Thor.

      «Ja, und das wird dir die Türen nicht länger öffnen, wenn du es nicht änderst!», giftete Dylan weiter. «Aber denk bloß nicht, dass ich dich im Knast besuchen komme!»

      Eilig erklomm er die Treppe und verschanzte sich im Bad. Wollte er pünktlich am Hafen sein, musste er sich ranhalten. Irgendjemand musste ja vor Emma ein gutes Bild abgeben …

      Kaum war er fertig gestylt, erklangen Stimmen aus dem Erdgeschoss. Tony und Susan standen vor der Tür. Da er nicht wollte, dass es abermals Streit gab, hechtete er nach unten. Dort wurde er Zeuge, wie Susan die Hand in Thors Richtung streckte. Zwischen ihren kleinen Fingern klemmte ein winziger Blumenstrauß.

      «Danke, dass wir in Mats Haus wohnen dürfen», sagte sie mit piepsiger Stimme.

      Fahlstrøm zögerte, bevor er den Strauß widerwillig entgegennahm. «Das sind Blumen aus Mats Garten», stellte er fest.

      «Sie hatte sie bereits gepflückt, ehe ich eingreifen konnte», erwiderte Tony zähneknirschend. «Sorry.»

      «Dein Vater hat dich offensichtlich nicht im Griff.» Thor drehte sich der Küche zu, nahm ein Glas aus einem Schrank und füllte es mit Wasser.

      «Machen wir heute ein Lagerfeuer?», fragte Susan munter.

      «Weiß noch nicht», brummte Thor. Er stellte das Glas samt Blumen auf den Esstisch.

      «Warum guckst du immer so böse?», tönte Susan.

      Thor hob die Augenbrauen an. «Tu ich das?»

      «Ja!» Sie nickte so eifrig, dass ihre Zöpfe hin- und herschwangen.

      «Das


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