Big Ideas. Das Geschichts-Buch. Филип Уилкинсон

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Kaiser herrschen konnte und die 500-jährige Römische Republik faktisch abschaffte.

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       Die Ursprünge der Republik

      Von seinen Anfängen als Gruppe kleiner Dörfer auf sieben Hügeln am Tiber wuchs Rom zu einem von vielen Stadtstaaten auf der italienischen Halbinsel heran. Der Überlieferung nach wurde Rom zuerst von Königen beherrscht, doch 510 v. Chr. wurde die Monarchie gestürzt, und Rom wurde Republik. Eine neue Verfassung übertrug die Leitung des Staats zwei gewählten obersten Amtsträgern, den Konsuln, aber zur Vorbeugung von Machtmissbrauch war ihre Amtszeit auf ein Jahr beschränkt. Das Königtum wurde verboten, es gab jedoch eine besondere Regelung zur Ernennung eines Diktators, der in Krisenzeiten für bis zu sechs Monate die Macht ausüben konnte.

      Die junge Römische Republik erwies sich als erstaunlich erfolgreich: Zwischen 500 und 300 v. Chr. gewann sie an Macht und weitete ihr Territorium durch eine Mischung aus Eroberung und Diplomatie auf ganz Italien aus. Von 202 bis 120 v. Chr. erlangte Rom auch die Herrschaft über Teile Nordafrikas, die Iberische Halbinsel, Griechenland und das heutige Südfrankreich. Die eroberten Gebiete wurden in Provinzen eingeteilt und von Statthaltern regiert, die Rom vertraten und Steuern eintrieben.

      Im 1. Jh. v. Chr. war Rom zur Großmacht im Mittelmeerraum aufgestiegen, aber seine lange Tradition der kollektiven Regierung, in der kein Einzelner zu viel Macht gewinnen konnte, wurde von den persönlichen Ambitionen einiger extrem mächtiger Feldherren angegriffen. Eine Reihe blutiger Bürgerkriege, interner Machtkämpfe und gesellschaftlicher Unruhen gipfelten in der Diktatur Cäsars, eines brillanten Feldherrn und Staatsmanns, dessen Ermordung durch seine politischen Feinde zum Niedergang der Republik und der Geburt des römischen Kaiserreichs führte.

       Die Republik zerfällt

      Seit Ende des 2. Jh. v. Chr. war Rom im Umbruch, geplagt von immer schlimmeren sozialen und wirtschaftlichen Problemen und zerrissen von politischen Konflikten. Früh in der römischen Geschichte war die freie Bevölkerung offiziell in zwei Klassen geteilt worden: die Patrizier (Mitglieder des alten Erbadels und reiche Grundbesitzer) und die Plebejer (plebs), das einfache Volk. Bei der Gründung der Republik war nur Patriziern die Mitgliedschaft im Senat – dem regierenden und beratenden Rat der Stadt – gestattet, aber im 4. Jh. v. Chr. erlaubte eine Verfassungsänderung auch die Wahl reicherer Plebejer, sodass ein System der Machtteilung entstand.

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      Die Trajanssäule in Rom ist eine der wertvollsten Quellen zur römischen Armee – sie ist mit einem Spiralrelief verziert, das die Legionen bei einem Feldzug zeigt

      Tatsächlich dominierte jedoch lange eine kleine Gruppe von Patrizierfamilien, die sog. Optimaten (»die Besten«), den Senat und verteidigte eifersüchtig ihre Privilegien. In der Spätzeit der Römischen Republik suchten die Popularen (»Volksfreunde«) die Unterstützung des Volks gegen die eigennützigen Optimaten. Diese verweigerten die notwendigen sozialen und wirtschaftlichen Reformen. In Italien und den Provinzen führten ein ungleiches Steuersystem und die Ausbeutung durch die Statthalter zu sozialen Unruhen, während die Infrastruktur der Stadt Rom selbst kaum mit dem Bevölkerungsanstieg fertigwurde. Die rasche Expansion des Reichs brachte eine Flut von Sklaven nach Italien, die Konzentration des Grundbesitzes verdrängte viele römische Kleinbauern und trieb sie in die Stadt.

      »Cäsar vereinte Genie, Methode, Gedächtnis, Belesenheit, Umsicht, Bedachtsamkeit und Tatkraft.«

      Cicero 2. Philippica, Abschnitt 116

       Der Aufstieg Julius Cäsars

      In der Zwischenzeit hatten ein paar Heerführer in den römischen Provinzen begonnen, mithilfe ihrer Armeen um politischen Einfluss zu wetteifern. Einer von ihnen war Cäsar, ein hochintelligenter und ehrgeiziger Feldherr aus einer Patrizierfamilie, der auf der Seite der Popularen einen raschen politischen Aufstieg erlebt hatte.

      60 v. Chr. wurde Cäsar Konsul und zwei Jahre später zum Statthalter der Provinz Gallien ernannt, eine Rolle, durch die er einerseits den Entwicklungen im Senat folgen und andererseits militärischen Ruhm erlangen konnte. In den nächsten acht Jahren eroberte er in einer Reihe meisterlicher Feldzüge Gallien und brachte das ganze heutige Frankreich sowie Teile von Belgien und Deutschland unter seine Herrschaft. Cäsars militärische Heldentaten machten ihn überaus reich und mehrten sein persönliches Ansehen; er genoss die Loyalität seines Heeres und die Bewunderung der römischen Stadtbevölkerung, der er jetzt großzügige Festtage, Spiele und Gelder schenken konnte.

      Getragen von seinen Erfolgen wollte Cäsar die Modalitäten seiner Rückkehr in die römische Politik diktieren und verlangte, in Gallien das Kommando behalten und gleichzeitig für ein zweites Konsulat kandidieren zu dürfen. Dies brachte ihn auf Konfrontationskurs mit den Optimaten im Senat, denn das römische Gesetz forderte als Voraussetzung für eine Kandidatur, dass Heerführer ihre Armeen auflösten, bevor sie Rom betraten. Cäsar wusste, dass seine politischen Gegner ihn bei einer Rückkehr nach Rom als Privatmann ohne seine Armeen wahrscheinlich wegen Machtmissbrauchs während seines ersten Konsulats anklagen würden.

      In Rom verbündeten sich die von Cäsars kometenhaftem Aufstieg beunruhigten Optimaten derweil mit einem seiner wichtigsten politischen Rivalen, dem berühmten Feldherrn Pompeius. Der Senat verabschiedete Gesetze, die Cäsar bei seiner Rückkehr aus Gallien das Kommando entziehen sollten, und erklärte ihn 49 v. Chr. zum hostis (Staatsfeind). Als Antwort auf diese direkte Drohung tat Cäsar das Undenkbare: Er ließ seine Armee auf Rom marschieren. Auf dem Weg hielt er an der Grenze zwischen den gallischen Provinzen und dem eigentlichen Italien, dem Fluss Rubikon. Cäsar war sich wohl bewusst, dass die Überquerung des Flusses eine Kriegserklärung an den Senat darstellte, aber er zitierte den athenischen Dichter Menander mit den Worten »alea iacta est« (»der Würfel ist geworfen«) und führte seine Männer voran.

      »Noch können wir zurück. Doch wenn wir diese kleine Brücke überschreiten, wird alles mit Waffen auszutragen sein.«

      Julius Cäsar zu seiner Armee vor der Überschreitung des Rubikon

       Cäsars neue Ordnung

      Im darauffolgenden Bürgerkrieg triumphierte Cäsar schließlich bei der Schlacht von Pharsalus in Nordgriechenland 48 v. Chr. über Pompeius. Der Besiegte rettete sich nach Ägypten, wo er später ermordet wurde. Nachdem Cäsar die übrigen Widerstandszentren ausgeschaltet hatte, kehrte er 45 v. Chr. nach Rom zurück, um seine politische Stellung zu konsolidieren. 46 v. Chr. wurde er Diktator auf zehn Jahre, zwei Jahre später erhielt er das Amt auf Lebenszeit. Jetzt konnte sich Cäsar an die monumentale Aufgabe machen, durch weitgreifende soziale und politische Reformen den Römischen Staat neu zu ordnen und die Stabilität des Reichs wiederherzustellen. Er weitete das römische Bürgerrecht aus, vergrößerte den Senat mit Verbündeten aus dem Provinzadel, gründete Kolonien außerhalb Italiens, um die römische Kultur zu verbreiten und den Zusammenhalt des Reichs zu stärken, gab großzügige Summen für prächtige öffentliche Bauprojekte aus, senkte die Steuern und reformierte sogar den römischen Kalender: Er führte das Schaltjahrsystem ein, das heute noch verwendet wird.

       Ein Mordkomplott

      Cäsars pragmatische Lösungen, um nach Jahren des Chaos die Einheit des Reichs wiederherzustellen, fanden bei großen Teilen der Bevölkerung Anklang. Gleichzeitig verstimmte seine zunehmend autokratische Einstellung zur Macht andere Mitglieder der herrschenden Klasse. Sie verbreiteten das Gerücht, er wolle König werden. Cäsar konnte diesen Verdacht leider nicht zerstreuen. Er akzeptierte nie da gewesene Ehrungen: So nahm er den Titel »Imperator« (»siegreicher Befehlshaber«) als


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