Gesammelte Werke von Cicero. Марк Туллий Цицерон
Lucius Furius Philus s. zu Kap. 4, §. 14.
193 Ueber Publius Rupilius s. zu Kap. 11, §. 37.
194 Ueber Spurius Mummius s. zu Kap. 19, §. 69.
195 Ueber Quintus Aelius Tubero s. zu Kap. 11, §. 37
196 Publius Rutilius Rufus, ein Schüler des Stoikers Panätius und selbst dem Stoicismus ergeben, war zugleich auch Redner und Rechtsgelehrter ( Cicer. de Orat. I. 53, 227). Cicero ( de Orat. I. 53, 229) nennt ihn ein Muster von Unbescholtenheit, dem Niemand im Staate an Rechtschaffenheit und Sittenreinheit gleichkomme. Im J. 133 v. Chr. diente er unter dem jüngeren Scipio Africanus vor Numantia. S. Cicer. de Repl. I. 11, 17. Im J. 105 v.Chr. war er Consul. Seine Gerechtigkeitsliebe war den Rittern, die große Pachtungen in Asien hatten, sehr beschwerlich gewesen, als er als Quästor des Oberpriesters Quintus Mucius Scävola, der Proconsul in Asien war, sich den großen Bedrückungen der Ritter widersetzte (99); deßhalb suchten sie sich an ihm zu rächen, indem sie ihn des Unterschleifes anklagten (93). Von den Rittern, die damals die Gerichtsbarkeit hatten, wurde er auf ungerechte Weise verurtheilt. Indem er sich selbst Verbannung auferlegte, ging er nach Smyrna. Obgleich später von Sulla zurückgerufen, beharrte er doch in seiner freiwilligen Verbannung. Vgl. Orelli Onomast. Part. II. p. 517 sq.
197 Aulus Verginius hatte nach Pomponius in den Pandekten lib I. tit. 2.) de Orig. Jur. §. 40. dieselben Lehrer im Bürgerrechte, wie Rutilius, namentlich den Publius Mucius. S. Orelli Onomast. Part. II. p. 640.
198 S. zu Cat. Maj. 23, 83.
199 Vgl. Cicer. de Orat. II. 6, 22, wo der Redner Crassus sagt: Saepe ex socero meo [sc. Quinto Scaevola, cujus socer Laelius erat] audivi, quum is diceret socerum suum Laelium semper fere cum Scipione solitum rusticari eosque incredibiliter repuerascere esse solitos, quum rus ex urbe tanquam e vinclis evolavissent. Non audeo dicere de talibus viris, sed tamen ita solet narrare Scaevola conchas eos et umbilicos ad Cajetam et ad Laurentum legere consuesse et ad omnem animi remissionem ludumque descendere.
Paradoxe der Stoiker (Paradoxa Stoicorum)
Einleitung zu den Paradoxen
I. Beurtheilung der Schrift. – Zeit der Abfassung.
1. Cicero's Abhandlung, welche Paradoxe der Stoiker überschrieben ist, bildet eine Ergänzung zu der Schrift von dem höchsten Gute und Uebel, wo er im III. Buche §. 15 in der Erörterung der Stoischen Lehre die Paradoxe erwähnt. Was dort kurz berührt ist, wird hier ausführlich entwickelt. Paradoxe werden von den Stoikern kurze Lehrsätze genannt, welche einen Gedanken aussprechen, der gegen die Meinung (παρὰ δόξαν) der großen Menge streitet oder zu streiten scheint. Aus der großen Anzahl der Stoischen Paradoxe hat Cicero nur sechs wichtigere zum Gegenstand seiner Betrachtung gemacht, da sich auch die übrigen nach den gegebenen Erörterungen leicht beurtheilen und erklären lassen.
2. Ueber die Absicht, die er bei Abfassung dieser Schrift gehabt hat, spricht sich Cicero in dem Vorworte zu derselben deutlich aus. Er will die Wahrheit dieser Lehrsätze darthun und sie durch eine klare und blühende Sprache der großen Menge annehmbar machen. An diesen Sätzen, sagt er (§. 4), die der gewöhnlichen Ansicht widersprechen, wünsche er einen Versuch zu machen, ob man sie nicht an's Tageslicht, das heißt auf das Forum, hervorziehen und so vortragen könne, daß sie annehmbar befunden würden, und zwar habe er diese kleine Schrift mit um so größerem Vergnügen abgefaßt, weil jene Sätze, näher betrachtet, ächt Sokratisch und durchaus wahr zu sein schienen. Es war ihm daher in dieser Abhandlung weniger darum zu thun diese Lehrsätze in streng philosophischer Weise zu entwickeln als vielmehr dieselben für das Leben fruchtbar zu machen. Sowie in der Schrift von der Freundschaft, so nimmt er auch hier weniger den Standpunkt eines Philosophen ein als den eines praktischen Staatsmannes, indem er mit der ganzen Kraft eines Redners gegen die damals mehr und mehr um sich greifende Lasterhaftigkeit der Römer, und zwar besonders vieler hochgestellter Staatsmänner, kämpft. Zugleich hat er aber auch, wie einerseits aus dem Vorworte, andererseits aus der Darstellungsweise, deren er sich bedient hat, deutlich hervorgeht, die Behandlung der sechs Paradoxe als eine Redeübung betrachtet. Die sechs Abhandlungen tragen ganz das Gepräge von rednerischen Prunkreden an sich; daher auch die so häufige Anwendung der Apostrophe, einer rhetorischen Figur, deren sich der Redner bedient, wenn er sich von der Sache abwendet und eine Person als anwesend anredet.
3. Aber die Ansicht derer ist zu verwerfen, die da meinen, die Schrift sei eigentlich weiter Nichts als Redeübungen, und man dürfe daher keineswegs aus derselben schließen, daß Cicero die darin enthaltenen Ansichten als eigene Ueberzeugung ausgesprochen habe. Denn Cicero selbst sagt zu Anfang des ersten Paradoxon: »Ich befürchte, daß Mancher von euch glaubt, diese Abhandlung sei aus den Untersuchungen der Stoiker, nicht aber aus meiner eigenen Ueberzeugung geschöpft; doch ich will sagen, was ich denke«. Allerdings sucht Cicero die Stoischen Paradoxe in der Rede für Lucius Murena (Kap. 29 und 30) lächerlich zu machen und in der Schrift von dem höchsten Gute (IV. 27 und 28) vom philosophischen Standpunkte aus zu widerlegen. In Betreff der erwähnten Rede sagt Cicero selbst an der angeführten Stelle der Schrift von dem höchsten Gute: »Ich will jetzt mit dir nicht so scherzen, wie ich es über dieselben Gegenstände (die Paradoxe) that, als ich Lucius Murena gegen deine (Cato's) Anklage vertheidigte«. Daß er aber in dem vierten Buche der Schrift von dem höchsten Gute die Sätze der Stoiker zu bekämpfen sucht, darf keineswegs auffallen, da er hier als Neuakademiker auftritt. Aus einer Vergleichung der moralischen Schriften Cicero's erhellt S. unsere Schrift: Ciceronis in philos. merit. p. 222 sqq.. In dem Wesen der neuen Akademiker aber lag es bei der Untersuchung einer Frage alle Gründe und Momente, welche für und gegen dieselbe angeführt werden können, sorgfältigst zu untersuchen und gegen einander abzuwägen und so das darinliegende Wahrscheinlichste aufzufinden 1 .
4. Man hat zu zeigen versucht, daß die einzelnen Abhandlungen der sechs Paradoxe in einem gewissen inneren Zusammenhange ständen 2 . Allein diese Versuche verrathen allerdings Scharfsinn, führen aber keineswegs zu einem befriedigenden Ergebnisse.
5.