Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band). Rosa Luxemburg

Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band) - Rosa Luxemburg


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Vergeltung im Tausche (müßte) der Tauschwert der Produkte äqual sein der Arbeitsquantität, die sie gekostet haben, müßten in den Produkten immer gleiche Arbeitsquantitäten ausgetauscht werden." Aber selbst vorausgesetzt, daß jedermann gerade die Gebrauchswerte produziert, die ein anderer braucht, "müßte, da es sich hier um menschliche Erkenntnis und menschlichen Willen handelte, doch immer noch eine richtige Berechnung, Ausgleichung und Festsetzung der in den auszutauschenden Produkten enthaltenen Arbeitsquantitäten vorausgehen und ein Gesetz dieserhalb bestehen, dem sich die Tauschenden fügen."104

      Rodbertus betont bekanntlich mit Nachdruck seine Priorität vor Proudhon in der Entdeckung des "konstituierten Werts", was ihm gern zugestanden werden mag. Wie sehr diese "Idee" nur ein Gespenst war, das schon eine geraume Zeit vor Rodbertus in England theoretisch fruktifiziert und praktisch begraben worden war, und wie sehr diese "Idee" eine utopische Verballhornung der Ricardoschen Wertlehre war, haben Marx in seinem "Elend der Philosophie" wie Engels in seiner Vorrede dazu erschöpfend dargetan. Es erübrigt sich deshalb, auf diese "Zukunftsmusik auf der Kindertrompete" hier weiter einzugehen.

      2. Aus dem "Tauschverkehr" ergab sich die "Degradation" der Arbeit zur Ware und der Arbeitslohn nach dem " Kostenwert" statt einer festen Quote des Anteils am Produkt. Rodbertus leitet sein Lohngesetz mit einem kühnen historischen Sprung direkt aus der Sklaverei her, wobei er die spezifischen Charaktere, die die kapitalistische Warenproduktion der Ausbeutung aufdrückt, nur als täuschende Lüge ansieht und vom moralischen Standpunkt verdonnert, "Solange die Produzenten selbst noch Eigentum der Nichtproduzenten waren, solange Sklaverei bestand, war es ausschließlich der Privatvorteil der 'Herren', der einseitig die Größe jenes Teils (des Anteils der Arbeitenden - R. L.) bestimmte. Seit die Produzenten die volle persönliche Freiheit, aber noch nichts weiter erreicht haben, vereinbaren sich beide Teile über den Lohn im voraus. Der Lohn ist, wie es heute heißt, Gegenstand eines 'freien Vertrages', d.i. der Konkurrenz. Dadurch wird natürlich die Arbeit denselben Tauschwertgesetzen unterworfen, denen auch die Produkte unterliegen; sie erhält selbst Tauschwert; die Größe ihres Lohns hängt von den Wirkungen des Angebots und der Nachfrage ab." Nachdem er so die Dinge auf den Kopf gestellt und den Tauschwert der Arbeitskraft aus der Konkurrenz abgeleitet hat, leitet er gleich darauf natürlich ihren Wert aus ihrem Tauschwert ab:

      3. Aus der Bestimmung des Lohnes durch die "Tauschwertgesetze" ergibt sich nämlich, daß mit dem Fortschritt der Produktivität der Arbeit der Anteil der Arbeiter am Produkt immer kleiner wird. Hier sind wir an dem archimedischen Punkt des Rodbertusschen "Systems" angelangt. Die "fallende Lohnquote" ist die wichtigste "eigene" Idee, die er seit seiner ersten sozialen Schrift (wahrscheinlich 1839) bis zu seinem Tode wiederholt und die er als sein Eigentum "in Anspruch nimmt". Zwar war diese "Idee" eine einfache Schlußfolgerung aus Ricardos Werttheorie, zwar ist sie implicite in der Lohnfondstheorie enthalten, die seit den Klassikern bis zum Erscheinen des Marxschen "Kapitals" die bürgerliche Nationalökonomie beherrschte. Trotzdem glaubt Rodbertus mit dieser "Entdekkung" eine Art Galilei in der Nationalökonomie geworden zu sein, und er zieht seine "fallende Lohnquote" zur Erklärung aller Übel und Widersprüche der kapitalistischen Wirtschaft heran. Aus der fallenden Lohnquote leitet er also vor allem den Pauperismus ab, der bei ihm neben Krisen "die soziale Frage" ausmacht. Und es wäre angezeigt, der geneigten Aufmerksamkeit der modernen Marxtöter die Tatsache zu empfehlen, daß es zwar nicht Marx, wohl aber der ihnen viel näher stehende Rodbertus gewesen ist, der eine regelrechte Verelendungstheorie, und zwar in der gröbsten Form, aufgestellt und sie im Unterschied von Marx nicht zur Begleiterscheinung, sondern zum Zentralpunkt der "sozialen Frage" gemacht hat. Siehe z.B. seine Beweisführung der absoluten Verelendung der Arbeiterklasse im "Ersten socialen Brief an von Kirchmann". Sodann muß die "fallende Lohnquote" auch zur Erklärung der anderen grundlegenden Erscheinung der "sozialen Frage" herhalten: der Krisen, Hier tritt Rodbertus an das Problem des Gleichgewichts zwischen


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