Arche Noah. Anna Croissant-Rust
heraus.
„Mei’ Rasiermesser will ich!“ brüllte der Pinkepeter, ohne Notiz von des Jüngers zart erotischen Anwandlungen zu nehmen, „mei’ Rasiermesser!“
Doch wagte er noch nicht bis an des Hasepeters Bett vorzudringen, er schleuderte nur ein über das andere Mal eine Drohung durch die nachbarlichen „Mauern“. Immer wilder wurden seine Drohungen, so dass der verängstigte Hasepeter wie unter dem Bann dieser ungezügelten Wildheit in dem beginnenden Dunkel lautlos unter die Decke kroch.
„Gibscht’s her oder nit?“ schrie der Pinkepeter noch einmal und machte einen Schritt vorwärts, „oder ich massakrier’ dich!“
Kein Ton, alle drei lauerten. Da zuckte plötzlich ein kleines, zages, blaues Flämmchen auf, der Hasepeter hatte, ganz gegen die Hausordnung, ein Schwefelholz angezündet.
„Ja, jetz guck norre!“ höhnte der Pinkepeter, „es is die Gret. Hoscht gemeent, sie bleibt bei dir, du Dappes? Bei mir bleibt se!“ Er wollte sich ausschütten vor Lachen, bis ihn plötzlich wieder die Wut übermannte.
„Du unterschteh dich aber nit un zünd m’r noch emol e Streichholz an! Du rührscht dich jetzt nit, verstann? Sunscht kumm ich und schneid dr mit’m Rasiermesser de Hals ab! Do legscht de glei des Rasiermesser hin, do uff de Borrem sunscht is dein letschdi Stund do.“
Keinen Ton gab der Hasepeter von sich; erst nach einer Weile raschelte es. Langsam kroch er im Dunkeln auf allen Vieren aus der Streu, langsam kroch er zu dem Holzstoss, der beider Kommode vorstellte, und suchte dort. Etwas fiel zu Boden und legte sich mit einem feinen Klang hin, das Ringlein der Mutter. Man hörte ihn behutsam und zugleich ängstlich und erregt danach tappen, hörte ihn an seinem Lager Herumtasten und wühlen, sah dann eine schwarze Silhouette mit einem Bündel am Arm durch das Zimmer humpeln, quer durch den Salon Pinkepeter, schwer atmend an der Gret vorbeischleichen, die noch immer an demselben Platz stand und unschlüssig zuschaute.
„No?“ sagte ärgerlich der Pinkepeter, „was sin’ dann des for Manöver?“ aber der Hasepeter humpelte stumm weiter. Als er die Türe aufstiess, stand ein dicker, weisser, eiskalter Nebel draussen, eine fremde Welt lag da und ein wüster Wind pfiff durch die Türe, dass die Gret fröstelnd zusammenfuhr.
„Du werscht’n doch nit fortlaafe losse?!“ sagte sie zum Pinkepeter. „Alla ruf’n! Es is zu wüscht drauss.“
Aber der Pinkepeter hörte nicht auf sie. „Er werd doch nit —?“ schrie er. Was war ihm jetzt die Gret! Er wollte sein Rasiermesser!
Mit einem wilden Satz sprang er an des Hasepeters Bett und riss alles auseinander, bis er endlich mit einem Fluch das Wühlen und Suchen aufgab.
„Des Schinnoos hot mei’ Rasiermesser mitgenumm’! No wart’ norre! Wart’ norre!“ rief er, halb erstickt vor Zorn und schoss an der verdutzten Gret vorbei, die Türe weit offen lassend, in den dicken, weissen Nebel hinein.
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