Seewölfe - Piraten der Weltmeere 688. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 688 - Fred McMason


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Tiere und genauso behandelt. Ob sich das jemals ändern wird?“

      „Solange es Menschen gibt, bestimmt nicht“, meinte der Seewolf. „Sie werden immer und ewig andere knechten oder unterdrücken.“

      Er schwieg, als der Mann auf dem achteren Deck der Galeere wieder in ihre Richtung blickte. Sein leichtes Kopfnicken wirkte hoheitsvoll, aber nicht überheblich. Er faltete die Hände nicht über der Brust, wie das hier so üblich war, sondern neigte nur leicht den Kopf.

      Um nicht unhöflich zu erscheinen, gaben Hasard und ein paar andere das angedeutete Kopfnicken zurück.

      „Wenn ich nur wüßte, was das soll“, sagte der Seewolf. „Ob das eine Begrüßung von Kapitän zu Kapitän sein soll?“

      Dan O’Flynn verneinte ganz entschieden.

      „Der sieht nicht nach einem Kapitän aus, ganz sicher nicht. Das muß ein hoher Würdenträger sein.“

      „Vermutlich sind sie das einem Fremden schuldig“, sagte Don Juan.

      Nach dem Kopfneigen zog sich der Mann ebenfalls nach unten in die Räume der Galeere zurück.

      Auf der Galeere tat sich jetzt nichts mehr. Die Ruderer ließen die Köpfe auf die Brust hängen und dösten vor sich hin.

      Eine Viertelstunde verging, da erschienen zwei Männer an Deck und verließen das Schiff. Sie gingen über die Pier. Jeder der beiden trug in der Hand einen kleinen ledernen Beutel.

      „Almosenverteilung“, kommentierte Jung Hasard. „Die Männer verteilen ein paar Silberstücke an die Bevölkerung.“

      Das geschah wahrhaftig, kaum daß die Männer die Pier verlassen und sich unter die schweigende Menschenmenge gemischt hatten. Sie langten in die Beutel und hielten Silberstücke hoch. Hände reckten sich ihnen entgegen. Die Menge benahm sich manierlich und prügelte sich nicht um die kleine Zuwendung. Sobald einer ein Geldstück in Empfang genommen hatte, verneigte er sich tief und zog beglückt ab.

      Es dauerte nicht lange, dann hatte sich die Menge aufgelöst, und die beiden Inder kehrten an Bord der Galeere zurück.

      „Also doch ein reicher Widdibum“, tönte Old Donegal zufrieden. „Er erkauft sich das Wohlwollen der Leute mit Geld, damit sie ihn in guter Erinnerung behalten. Er macht sich auf diese Art beliebt beim Volk, und Geld scheint er in Massen zu haben.“

      Hasard gab keinen Kommentar. Schon oft hatte er gesehen, daß Regenten Geld unters Volk warfen, oder daß höhere Beamte damit beauftragt wurden, das Volk bei Laune zu halten, indem sie Geldstücke verteilten. Hier schien das nicht anders zu sein.

      Als die beiden verschwunden waren, tat sich wiederum mehr als eine Viertelstunde lang absolut nichts auf der Galeere.

      Der Kutscher fragte an, ob bei dieser Hitze jemand Appetit oder vielmehr Hunger habe. Aber den meisten reichte noch das Frühstück – bis auf Paddy Rogers, der immer Hunger hatte, auch wenn das Frühstück noch nicht richtig vorbei war.

      „Wir haben einen ganzen Karren voll Tomaten erstanden“, sagte der Kutscher. „Dazu Spargel und Früchte. Was haltet ihr von einem gemischten kalten Salat aus Tomaten, Spargel, Zwiebeln und Knoblauch? Etwas Chili muß natürlich auch noch hinein. Das Ganze übergießen wir mit Essig und Öl und würzen mit indischem Pfeffer und Salz.“

      Die anderen waren begeistert, bis auf Paddy, der verlegen seine Knubbelnase rieb.

      „Kein Hühnchen oder Hammel oder Fisch?“ erkundigte er sich.

      „Sollen wir etwa extra wegen dir einen Hammel herrichten?“ fragte Mac Pellew. „So mit Gemüse, Reis und eingedampfter Fleischbrühe? Vielleicht noch eine sämige Soße und hinterher ein paar Speckpfannkuchen?“

      „Ja, genau!“ Paddy strahlte. „Genau in der Reihenfolge hätte ich es gern.“

      „Darf’s hinterher auch noch Pudding sein und vorher möglicherweise eine delikate Suppe?“

      „Ja, natürlich.“ Paddy rieb noch heftiger an seiner Nase. „Genauso kannst du es herrichten.“

      „Morgen“, sagte Mac grämlich. „Oder übermorgen. Heute gibt’s Tomaten, wie der Kutscher schon vorschlug. Sonst verdirbt uns das ganze Zeug. Außerdem bist du viel zu dick, Paddy. Wenn du ewig nur ans Mampfen denkst, mußt du später immer in der Mitte des Schiffes laufen, damit wir keine Schlagseite kriegen.“

      „Aber eben hast du noch von einem Hammel gesprochen“, maulte Paddy. „Mir lief schon das Wasser im Mund zusammen.“

      „Wird dir bei den Tomaten auch passieren“, tröstete Mac. „Da packen wir nämlich soviel Chili und Knoblauch rein, daß dir die Tränen nur so kullern werden.“

      Mac, der Kutscher und das pfiffige Bürschchen Clint Wingfield gingen unverzüglich an die Arbeit, um den kalten Salat vorzubereiten. Zwiebeln wurden geschnitten, Knoblauch zerdrückt, Spargel in kleine Stücke geschnippelt.

      Clint wuselte unermüdlich hin und her. Er fühlte sich bei den Arwenacks so wohl, wie er sich noch nie in seinem kurzen Leben gefühlt hatte.

      Das Bordleben hier war genau nach seinem Geschmack, doch davon hatte er bisher nur träumen können.

      Hier gab es immer gut und reichlich zu essen, und es setzte vor allem keine Prügel. Es gab unter den Arwenacks auch keinen, der ihn schief ansah oder schlecht behandelte. Das war hier ausgeschlossen.

      Der Salat war schnell angerichtet und zog noch ein bißchen durch.

      Auf der Galeere tat sich wieder etwas. Dort erschienen zwei Mann mit einem Kübel an Deck, den sie zwischen die Gangreihen stellten.

      Der eine füllte die Kumme mit dunklem Reis, der andere verteilte sie an die angeketteten Männer, die trotz der Hitze gierig zu essen begannen.

      Hinterher gab es Wasser für die Sklaven.

      Auf der Schebecke aßen sie ziemlich lustlos ihren Salat. Lustlos deshalb, weil sie mitansehen mußten, wie wenig die armen Hunde da drüben kriegten. Daher schmeckte es den Arwenacks nicht so richtig.

      „Eine Schande ist das!“ wetterte der Profos. „Die armen Rübenschweine dort müssen Schwerstarbeit verrichten, und der Lohn ist ein Fraß, den nicht mal ein Hund anrührt. Ich hätte nicht übel Lust, hinüberzugehen und den Rest an die armen Kerle zu verteilen.“

      „Das würde uns eine Menge Ärger einbringen“, warnte Hasard. „Wir haben uns nicht in die Angelegenheit irgendwelcher Regenten oder Gouverneure einzumischen. Wir sind Gäste in einem fremden Land und müssen die Sitten und Bräuche so nehmen, wie sie nun mal sind.“

      Den Profos mit den Eisenfäusten und dem weichen Herz ärgerte das mächtig. Er konnte Ungerechtigkeiten nicht ausstehen, aber hier mußten sie sich wirklich heraushalten, um Ärger zu vermeiden.

      Es schien, als habe man auf der Galeere abgewartet, bis die Arwenacks mit dem Essen fertig waren.

      Jetzt tauchten drei prächtig gekleidete Inder auf, die zielstrebig Kurs auf die Schebecke nahmen. Einer trug auf den ausgestreckten Händen einen Ballen rosafarbener Seide, der andere hatte ein kleines Kästchen in der Hand, und der dritte trug eine geschnitzte Figur von Handgröße feierlich vor sich her.

      Die seltsame Prozession bewegte sich auf die Schebecke zu.

      „Na, da bin ich aber gespannt“, sagte Hasard. „Die wollen uns doch wohl nicht etwa mit Geschenken beehren?“

      „Sieht aber ganz so aus“, erwiderte Dan verdutzt.

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