Die verkannten Grundlagen der Ökonomie. Riane Eisler

Die verkannten Grundlagen der Ökonomie - Riane Eisler


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6.6 Wie können wir Wirtschaft neu denken?

       – 6.7 Die Struktur wirtschaftlicher Institutionen

      1  7 Technologien, Arbeit und das postindustrielle Zeitalter

       – 7.1 Technologien und die Zukunft der Arbeit

       – 7.2 Gebrauch und Missbrauch von Technologien

       – 7.3 Von Distanz zu Fürsorge

       – 7.4 Technik neu betrachtet

       – 7.5 Technologische Fantasien und globale Realitäten

      1  8 Wer wir sind und wo wir stehen

       – 8.1 Was uns die Neurowissenschaft über die Wirtschaft lehrt

       – 8.2 Wirtschaft, Politik und Stress

      1  9 Die Care-Revolution

       – 9.1 Von der Bewusstmachung zur Aktion

       – 9.2 Die Dringlichkeit einer ökonomischen Neuordnung

       – 9.3 Was Regierungen und Unternehmen tun können

       – 9.4 Was die sozialen Bewegungen tun können

       – 9.5 Die Dynamik der Transformation

       – 9.6 Was wir selbst tun können

       – 9.7 Das Entwicklungspotenzial von Mensch und Wirtschaft

       Literatur

       Dank

       Endnoten

       – 1 Warum wir Wirtschaft neu denken müssen

       – 2 Wirtschaft im Weitwinkel

       – 3 Der Doppelstandard in der Wirtschaft

       – 4 Zusammenhänge verstehen

       – 5 Ökonomie der Unterwerfung

       – 6 Ökonomie der Partnerschaft

       – 7 Technologien, Arbeit und das postindustrielle Zeitalter

       – 8 Wer wir sind und wo wir stehen

       – 9 Die Care-Revolution

      Geleitwort

      Riane Eisler wurde 1987 weltberühmt durch ihren Bestseller Kelch und Schwert – weibliches und männliches Prinzip in der Geschichte. Der Anthropologe Ashley Montagu nannte Eislers Buch »das wichtigste Buch seit Darwins Ursprung der Arten«. Ihr Buch konfrontierte das mit einer Primitivversion von Darwins »Kampf ums Dasein« verwandte Dominanzsystem, das letztendlich von Angst oder Gewalt geprägt ist. Als Gegenpol formulierte Riane Eisler das Partnerschaftssystem. Dieses bringt die menschliche Gemeinschaft (Frauen und Männer jeden Alters) in eine neue Balance, in der auch Hierarchie und Führung von Partnerschaftlichkeit – also gegenseitigem Respekt und Fürsorge – geprägt sind, womit es allen besser geht.

      Riane Eisler ist mit ihren Eltern als siebenjähriges Kind vor den Nationalsozialisten aus Wien geflohen, erst nach Kuba, dann in die USA, wo sie eine glanzvolle akademische Karriere gemacht hat. Kampf ums Dasein ist für sie auch die Schreckenserinnerung an das, was sie als Kind gesehen hat.

      Die heutige Ökonomie hat eine starke darwinistische Schlagseite. Der Starke gewinnt und soll gewinnen. Das nennt man dann Fortschritt. Der »Wohlstand der Nationen« wird seit Adam Smith, 80 Jahre vor Darwin, von den Ökonomen nach dem geldwerten Gesamtwohlstand gemessen. Seit 1934 gibt es das Bruttoinlandsprodukt (BIP), das im Kern ein bloßer Indikator für Geldumsätze ist. So stärkt zum Beispiel jeder Verkehrsunfall den Umsatz, also das BIP, aber nicht den Wohlstand.

      Kampf ums Dasein und schierer Umsatz charakterisieren das Dominanzsystem und sind doch nicht das, was wir wollen, sagt Riane Eisler im vorliegenden Buch. Die Messlatte des Erfolgs ist bei beiden Fällen das Prinzip der den Männern zugeschriebenen Arbeiten. Im Partnerschaftssystem haben die versorgenden, zugewandten und pflegenden Arbeiten – typischerweise Frauen zugeschrieben – ein viel größeres Gewicht, auch in der Welt der Ökonomie. Riane Eisler sieht die Gleichberechtigung nicht darin, dass Frauen möglichst viele derzeitige Positionen und Funktionen von Männern erobern. Ihr kommt es darauf an, dass die heute außerhalb des BIP blühenden gemeinschaftstragenden Fähigkeiten und Arbeiten gleichberechtigt werden, in der Anerkennung, im Status und auch monetär.

      Der amerikanische Titel ihres Buches ist The Real Wealth of Nations. Eisler geht es eben nicht um den konventionell definierten Wohlstand, sondern um den wahren Wohlstand. Es geht um einen Wohlstand, bei welchem weder Frauen noch Männer diskriminiert werden, sondern die Fülle ihrer Talente nutzen können. Übrigens muss auch die Natur als Teil des Wohlstandes gesehen werden und nicht als zur Plünderung freigegebene Erzgrube.

      Die Autorin kritisiert natürlich auch die heutige Art von Dominanzökonomie. Diese schafft künstlich Knappheiten, damit die Preise hochgehen. Oligopole schaffen das besonders gut. Sie zitiert auch Befunde, dass Kinder, die in Dominanz-Elternhäusern aufwachsen, feindselig und zugleich ängstlich gestimmt sind.

      Das Kontrastprogramm dazu ist die Partnerschaftsökonomie. Sie ist der Inhalt des zentralen siebten Kapitels des Buches. In der Partnerschaftsökonomie achtet man darauf, dass möglichst viele am Wohlstand teilhaben. Man kümmert sich umeinander. Eltern kümmern sich um ihre Kinder und genießen das. Sie werden dafür nicht bezahlt, jedenfalls nicht von den Kindern. Es ist eine soziale Ökonomie, eine caring economy. Die verlangt natürlich auch einen deutlich höheren Rechtsschutz. Und der nationale Wohlstandsindikator soll die vielfach unbezahlten Leistungen der Partnerschaft und Fürsorge endlich angemessen berücksichtigen – und damit das BIP als einzigen Messwert überwinden.


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