30 Minuten Recruiting. André May
Strategien Sie trotz der schwierigen Bedingungen die besten Mitarbeiter, Top-Verkäufer und wahren Talente für sich und Ihr Unternehmen gewinnen können.
Die eigene Erfahrung hat mich gelehrt, dass man sich etwas einfallen lassen muss, um die fähigsten Leute in ausreichender Zahl einstellen zu können. So stand ich bei meinem Antritt als Vertriebsführungskraft in einer deutschen Großbank damals selbst unter dem Druck, die besten Mitarbeiter ins Team holen zu wollen. Als erfahrener und erfolgreicher Verkäufer habe ich dabei schnell erkannt, dass konventionelle Strategien immer schlechter funktionieren und Recruiting, genau wie das Verkaufen selbst, ein Quotengeschäft ist. Warum also nicht die Erfolgsrezepte der Top-Verkäufer auf das Recruiting anwenden? Egal ob Sie Human-Resources-Mitarbeiter, Struktur-Vertriebler, Personalleiter, Vertriebsführungskraft oder Geschäftsführer sind: Recruiter müssen zu Verkäufern werden, wenn sie in der heutigen Zeit die besten Mitarbeiter gewinnen wollen. Natürlich verlangt diese Sichtweise von vielen HR-Mitarbeitern ein neues Rollenverständnis. Um sich dieser Herausforderung stellen zu können, gibt Ihnen dieses Buch viele Hinweise und Tipps, wie Sie die besten Mitarbeiter finden. Top-Leute gibt es nämlich oft mehr, als Sie denken. Das Problem ist nur, dass sie in anderen Unternehmen beschäftigt sind. Genau hier liegt die größte Herausforderung im Recruiting.
Es geht um Sichtbarkeit und darum, dass möglichst viele Menschen erfahren, dass Sie auf der Suche nach Mitarbeitern sind. Dabei ist es nicht relevant, ob Sie eine möglichst hohe Bewerberzahl generieren. Wichtiger ist es, bereits im Vorfeld sogenannte Luftnummern auszuschließen. Diese kosten schließlich nur Zeit und Geld. Stattdessen bekommen Sie genau das, was Sie wollen: die Top-Mitarbeiter für Ihr Unternehmen.
Viel Erfolg und Spaß beim Recruiting wünscht Ihnen
Ihr André May
1.Was sich geändert hat
Ihre Kenntnis über das Leben und die Vorstellungen des idealen Mitarbeiters trägt maßgeblich zum Recruiting-Erfolg bei. Welche Kommunikationsmittel brauchen Sie, um Ihre zukünftigen Top-Mitarbeiter zu erreichen? Auf welchen Kanälen müssen Sie als Unternehmen präsent sein, um an Attraktivität für eine Generation Y oder Z zu gewinnen? Wie wichtig sind Social Media und Co. für ein erfolgreiches Recruiting? All diese Fragen lassen sich nur beantworten, wenn Sie Ihre Zielgruppe wirklich kennen.
Deshalb ist es unumgänglich, sich mit den Veränderungen, die der Wandel und die Digitalisierung mit sich bringen, auseinanderzusetzen. Nur so können aus Herausforderungen Chancen werden. Die folgenden Kapitel erläutern die Ausgangslage für Ihr zukünftiges Recruiting-Konzept.
1.1Neue Generationen gehen an den Start
Die Generationen, die aktuell am Arbeitsmarkt vertreten sind, werden in vier unterschiedliche Altersklassen eingeteilt: Die Generation Babyboomer wird abgelöst von der Generation X, woraufhin sich die Generation Y anschließt, die jüngst von der Generation Z ergänzt wird. Diese Einteilung versucht, die unterschiedlichen Generationen durch Nennung verschiedener Hauptmerkmale und typischer Eigenschaften voneinander zu unterscheiden.
Natürlich lassen sich Generationen nicht streng nach Geburtsjahrgängen abgrenzen. Schließlich entwickelt sich jedes Individuum eigenständig. Dennoch lassen sich signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Generationen feststellen.
Generation Babyboomer
Die Generation der Babyboomer, das heißt die Generation der geburtenstarken Jahrgänge von 1946 bis 1964, hat den Begriff „Workaholic“ geprägt. Die heute ungefähr 50- bis 70-Jährigen haben zum großen Teil die Arbeit in den Mittelpunkt ihres Lebens gestellt. Das bedeutet, dass der Job bei dieser Generation einen extrem hohen Stellenwert besitzt.
Die Rahmenbedingungen für Beruf und Alltag, durch die diese Generation geprägt wurde, unterschieden sich deutlich von den heutigen Bedingungen. So war und ist zum Beispiel das Kommunikationsmittel Nummer eins der Menschen dieser Generation das gute alte Telefon.
Generation X
Zur sogenannten Generation X gehören all diejenigen, die zwischen 1965 und 1979 geboren wurden. Sie gelten als ambitioniert, sie sind sehr gut ausgebildet und auch durchaus ehrgeizig.
Während die Babyboomer jedoch noch „leben, um zu arbeiten“, lautet das Motto der Generation X: „Arbeiten, um zu leben.“ Diese Generation legt erheblichen Wert auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Die bevorzugten Kommunikationsmedien, die die Generation X geprägt haben, sind bereits der E-Mail-Verkehr und das Mobiltelefon.
Generation Y
Die Generation Y umfasst die Jahrgänge der von 1980 bis 1993 Geborenen. Die Hauptkommunikationsmedien der Generation Y sind digital, sie fühlt sich im Internet zu Hause. Der Name „Generation Y“ beinhaltet, wenn er englisch ausgesprochen wird, auch einen Gleichklang mit dem englischen Wort „Why“, und das „Warum“ steht wie kein anderer Begriff für diese Generation. Die Menschen der Generation Y fragen immer wieder nach dem Warum und suchen einen Sinn in ihrer Tätigkeit. Mitunter ist es ihnen sehr wichtig, sich mit dem Unternehmen und der Tätigkeit zu identifizieren. Sie sind aber auch durchaus bereit, mehr zu leisten, wenn sie einen Sinn in ihrer Arbeit sehen.
Bei der Generation Y werden Arbeit und Privatleben außerdem nicht mehr so strikt getrennt wie bei früheren Generationen, sondern verschmelzen zunehmend. Das bedeutet, dass es selbstverständlich ist, auch in der Freizeit zu arbeiten und während der Arbeit private Dinge zu erledigen.
Für Unternehmen ist es von entscheidender Bedeutung, sich auf diese noch recht junge Generation einzustellen, da schon in wenigen Jahren der demografische Wandel einen noch größeren Fachkräftemangel nach sich ziehen wird als der bereits jetzt deutlich spürbare. Deshalb gilt es, gerade bei dieser Generation die richtige Ansprache zu finden, um die Besten der Besten an Bord zu holen. Und das funktioniert eben auch über die eigene „Strahlkraft“.
Das Ansehen des Unternehmens und die Glaubwürdigkeit der Führungskräfte spielen, wie bereits angedeutet, für die Vertreter der Generation Y eine ganz erhebliche Rolle. Eine Identifikation dieser jungen Mitarbeiter mit ihrem Arbeitgeber funktioniert aber nur, wenn Sie als Unternehmen ein entsprechendes Image vorweisen können. Wie Sie dieses Image erreichen, können Sie in späteren Kapiteln nachlesen.
Generation Z
Zu den jüngsten potenziellen Mitarbeitern zählen die Menschen der Generation Z. Die nach 1994 Geborenen sind von Kindesbeinen an mit digitalen Technologien aufgewachsen, weshalb man sie auch als Digital Natives bezeichnen kann.
Da diese Generation gerade erst am Arbeitsmarkt gestartet ist, ist es noch nicht möglich, exakte Aussagen über ihre Wünsche und Vorstellungen zu treffen. Welche Ausprägungen sie haben, wird sich noch zeigen, die Ansprache aber gelingt wohl ebenfalls eher über die digitalen Kanäle. Deutlich wird außerdem, dass die Vertreter dieser Generation wieder stärker zwischen Privat- und Berufsleben trennen als die Vorgängergeneration.
Ein X von einem Y unterscheiden
Warum ist es für Arbeitgeber von enormer Wichtigkeit, die unterschiedlichen Merkmale der verschiedenen Generationen zu kennen?
Das ist leicht zu erklären: Wenn man die unterschiedlichen Generationen für sich und sein Unternehmen begeistern möchte, müssen diese auch auf entsprechende Weise angesprochen werden. Genauer gesagt müssen die typischen Vertreter der unterschiedlichen Generationen eben auf unterschiedliche Arten „getriggert“ werden. Und zwar so, wie es ihren Vorstellungen